Petrikirche:Fenster zum Himmel

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Das Gemeindehaus der Petrikirche in Baldham ist jetzt barrierefrei zugänglich und hat ein neues Dach. Die Renovierungsarbeiten verzögerten sich, konnten nun aber nach halbjähriger Bauzeit abgeschlossen werden

Von Jessica Schober, Baldham

Die holzverkleidete Decke soll laut Pfarrer Stephan Opitz eine gute Akustik ermöglichen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Vor schönstem Himmelblau ziehen schnellfliegende Wölkchen an diesem sonnigen Tag an den quadratischen Fenstern vorbei, die den Blick durch das neue Dach freigeben. Im Gemeindehaus der Petrikirche steht der Baldhamer Pfarrer Stephan Opitz und blickt hinauf. Es scheint fast ein bisschen so, als wäre ihm der Beistand von oben jetzt sicher, da sich nun endlich die Umbaumaßnahmen an der evangelischen Kirche ihrem Ende entgegen neigen.

Mit gut einem Jahr Verspätung begann die dringend benötigte Renovierung der Räumlichkeiten hinter dem Sakralbau. "Es regnete rein, wurde nicht mehr warm und zog wie Hechtsuppe", erinnert sich der Pfarrer. Zwischen den Gemeinderäumen und der Kirche mussten damals noch drei Stufen überwunden werden - vor allem für die Teilnehmenden des Seniorenkreises ein beschwerliches Hindernis. Der ursprüngliche Baubeginn im Vorjahr konnte nicht gehalten werden, weil die Landeskirche sich eine Neuplanung wünschte, damit das Gebäude in Zukunft auch barrierefrei sein würde. Nun sind alle Unebenheiten abgeschafft und ein stufenloser Übergang führt durch eine Tür ins Kirchengebäude. Der sanierte Gebäudeteil liegt nun 59 Zentimeter höher - und damit vielleicht sogar ein Stückchen näher am Himmel.

Viel Licht und einen guten Draht nach oben verspricht das neue Gemeindehaus der Petrikirche in Baldham. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die neuen Räume sind lichtdurchflutet, hellgemasertes Lärchenholz verkleidet die teils geriffelte Akustikdecke, über die sich auch die Chöre, die hier bald wieder proben werden, freuen dürften. Nach Vorstellung des Rosenheimer Architekten Detlef Wallishauser, der auch die Baumaßnahmen an der Unterkirche und am Kindergarten betreut hatte, soll mit dieser Decke der Balanceakt gelingen, sowohl einen angenehmen Nachklang bei Musikproben als auch hallfreie Gruppengespräche zu ermöglichen. In warmen Holztönen ist der Fußboden ausgekleidet. Gerade sind die Türzargen gesetzt worden, die letzten Zierleisten werden noch montiert. Aktuell sind die Fliesenleger am Werk und ein paar Türklinken fehlen noch, bevor Pfarrer Opitz die neuen Räume für die Gemeinde zum Eröffnungsfest aufschließen kann. Alles hier wirkt schlicht und zugleich großzügig.

Die Kosten für die Renovierung teilen sich die Gemeinde, das Dekanat und die Landeskirche zu je einem Drittel. "Die Mehrkosten durch den verzögerten Baubeginn belaufen sich auf 30 000 bis 40 000 Euro", schätzt Opitz. "Das ist bitter für die Gemeinde." Insgesamt hat die Instandsetzung rund 640 000 Euro gekostet. Bereits im Vorfeld hatten Gemeindemitglieder Spenden gesammelt, um die Dachfenster zu finanzieren. Vor allem dem Fördervereinsvorsitzenden Volker Stegmann sei er dankbar, erzählt der Pfarrer.

Bei allen unerwarteten Verzögerungen und Mehrausgaben geht Pfarrer Opitz davon aus, dass die Instandsetzung sich lohnt. Er erwartet drastisch gesenkte Energiekosten durch die bessere Dämmung des Gebäudes. Die Räumlichkeiten aus dem Jahr 1970 hätten in dieser Hinsicht schon lange nicht mehr modernen Standards entsprochen. Auch die sanitären Anlagen sind nun renoviert und eine Behindertentoilette eingebaut.

Speziell für die Dachfenster hatten Gemeindemitglieder Spenden gesammelt. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass der Sakralbau sich nun optional durch die Verbindungstür mit dem Gemeindehaus verbinden lässt, ist eine dringend benötigte Platzerweiterung. Zur Zeit bereiten sich nämlich 82 Jugendliche auf die Konfirmation vor. "Früher saß man in diesem Gebäudeteil wie in einem Loch", sagt Pfarrer Opitz. Im kleinen Petrizimmer, in dem zuvor die Küche zu finden war, sollen in Zukunft Religions- und Konfirmationsunterricht stattfinden. Die Küche zog ins Nachbarzimmer. Auch die Jugendräume im Dachgeschoss sollen bald fertig gestellt werden. Und wer auch immer nun von oben auf das neue Gemeindehaus schaut, sieht das Kupferdach glänzen.

Am Sonntag, 21. Oktober, wird um 9.30 Uhr das Gemeindehaus im Martin-Luther-Ring 28 eröffnet. Von 8.30 bis 12.30 Uhr können außerdem Stimmzettel zur Kirchenvorstandswahl abgegeben werden.

© SZ vom 05.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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