Personalentscheidungen bei der CSU:Auf halber Strecke

Der Kreisvorstand nominiert Kandidaten für Land- und Bezirkstag. Wer Nachfolger des erkrankten Landrats werden soll, bleibt weiterhin offen. Sabine Heimbach strebt Bundestagsmandat an

Wieland Bögel

Personalentscheidungen bei der CSU: Im Ebersberger Hölzerbräu stellt die CSU Ihre Kandidaten vor: Thomas Huber (links) soll in den Landtag, Susanne Linhart in den Bezirkstag, rechts daneben die Leiterin der Kreisgeschäftsstelle Inge Winkelkötter und Kreisvorsitzende Angelika Niebler.

Im Ebersberger Hölzerbräu stellt die CSU Ihre Kandidaten vor: Thomas Huber (links) soll in den Landtag, Susanne Linhart in den Bezirkstag, rechts daneben die Leiterin der Kreisgeschäftsstelle Inge Winkelkötter und Kreisvorsitzende Angelika Niebler.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

- In der Kreis-CSU zeichnet sich eine Kampfkandidatur ab. Auf der Vorstandssitzung am Donnerstag sahen sich die Teilnehmer außerstande, der Delegiertenversammlung, die am 19. Januar tagt, einen Bewerber für das Amt des Landrates zu empfehlen. Interesse daran hatten Vaterstettens Bürgermeister Robert Niedergesäß und der Ebersberger Stadt- und Kreisrat Florian Brilmayer bekundet.

Eine offene Kampfkandidatur ist eine Premiere für die CSU, das bestätigte auch die Kreisvorsitzende Angelika Niebler am Freitag. "Das ist das erste Mal, dass die Delegierten entscheiden", bislang hatten der Kreisvorstand und die Kreistagsfraktion immer vorher die Kandidaten bestimmt und der Delegiertenversammlung anschließend zur Bestätigung empfohlen. Ein Problem sieht die Kreisvorsitzende in der Kampfkandidatur indes nicht: "Die Zeiten haben sich geändert, die Partei muss breit eingebunden werden." Zu breit allerdings auch nicht: Eine Befragung aller CSU-Mitglieder habe man nicht erwogen, erklärte Niebler, dies sei wegen der kurzen Vorbereitungszeit auf die Landratswahlen kaum möglich.

Diese findet voraussichtlich am 14. April kommenden Jahres statt. Voraussetzung ist allerdings, dass der Kreistag zuvor einem vorzeitigen Rücktritt des Amtsinhabers zustimmt. Dafür ist ein amtsärztliches Gutachten nötig, in welchem Fauth für dienstunfähig erklärt wird. Der Landrat leidet seit mehreren Jahren an einer degenerativen Erkrankung des Nervensystems, seine Fähigkeit zu sprechen und zu gehen ist stark eingeschränkt. Im Oktober hatte er den Kreistag darüber informiert, sein Amt aus gesundheitlichen Gründen niederlegen zu wollen. Wie Niebler bekannt gab, sei die Untersuchung am Mittwoch dieser Woche erfolgt.

Sehr eindeutig sei dagegen die Nominierung der Kandidaten für den Landtag und den Bezirkstag gewesen, sagte Niebler. Direktkandidat für den Landtag wurde nach einstimmigem Beschluss der Konferenzteilnehmer, neben dem Vorstand auch die Vorsitzenden der Ortsvereine und die Mitglieder der Kreistagsfraktion, der Grafinger Stadtrat Thomas Huber, der auch einen Sitz im Kreis- und Bezirkstag inne hat. Damit wird der Grafinger Nachfolger von Christa Stewens und es erfüllt sich ein lange gehegter Wunsch: Seit Jahren gilt Huber schon als möglicher Landtagskandidat. Im Falle seiner Wahl will sich Huber besonders für soziale Themen einsetzen, denn in seiner langjährigen Erfahrung im Kreis und im Bezirk habe er gelernt: "Ökonomie darf nie im Gegensatz stehen zur Menschlichkeit".

Hubers Nachfolge im Bezirkstag soll die Grafinger Stadträtin und zweite Bürgermeisterin Susanne Linhart werden. Diese wird dafür den Kreisvorsitz der Frauen-Union aufgeben, "wenn man etwas Neues anfängt, muss man sich von anderen Dingen trennen." In der Grafinger Stadtpolitik werde sie sich jedoch weiter engagieren. Ob sie Ambitionen auf das Bürgermeisteramt habe, das im Frühjahr 2014 zur Wahl steht, wollte Linhart weder bestätigen noch dementieren. Dies zu entscheiden, dafür sei es noch zu früh, im Sommer kommenden Jahres will man bei Grafings CSU den Bewerber für das Rathaus auswählen.

Offen blieb dagegen, wen die CSU in den Bundestagswahlkampf schicken wird. Allerdings habe man am Donnerstag bereits "Kandidaten gesichtet", sagte Niebler, drei Bewerber stünden zur Auswahl. Neben Angela Merkels stellvertretender Regierungssprecherin Sabine Heimbach aus Anzing, würden auch Jan Patrick Fischer aus Markt Schwaben und der Frauenneuhartinger Andreas Lenz ihre Partei gerne in Berlin vertreten. Wie schon bei den Landratskandidaten habe der Vorstand darauf verzichtet, eine Vorentscheidung zu treffen, auch dies will man der Delegiertenversammlung im Januar überlassen.

Doch ein Votum der Delegierten bedeutet für den Gewinner der Abstimmung noch kein Ticket nach Berlin. "Das ist ungleich komplizierter", sagte die Kreisvorsitzende, denn schließlich müsse man sich dazu mit dem Erdinger Kreisverband abstimmen. Die beiden Landkreise bilden einen gemeinsamen Wahlkreis. Wer dort bei der Bundestagswahl im September 2013 für die CSU antritt, wird auf einer weiteren Delegiertenversammlung am 23. Februar entschieden. Teilnehmen werden je 80 CSU-Mitglieder aus Ebersberg und aus Erding. Allerdings haben auch die Nachbarn offenbar Probleme, einen Kandidaten für die Bundestagswahl zu finden. Der Erdinger Kreisverband favorisiere zwar Ulrike Scharf, diese hat aber bereits des öfteren erklärt, sie schließe einen Wechsel nach Berlin definitiv aus. Denn Scharf würde lieber den Landtagssitz übernehmen, den derzeit noch Jakob Schwimmer inne hat.

Dass es auch nach der von Niebler als "historisch" bezeichneten Sitzung noch viele offene Baustellen gibt, beunruhigt die Kreisvorsitzende nicht. Sowohl die Bewerber für das Bundestagsmandat, als auch die Landratskandidaten seien hervorragend geeignet. Die Frage, wem man die besseren Chancen beim Wähler einräume, ließ die Kreisvorsitzende unbeantwortet. "Wir fürchten keinen Gegenkandidaten, wir können mit keinem untergehen".

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