Parteiaustritte bei den Grünen:Der Machtkampf ist entschieden

Die Grünen haben sich im Konkurrenzkampf um die Führung ihrer Partei am Ort entzweit: Nach dem Parteiaustritt von Heinz Fröhlich kann Fraktionschefin Angelika Obermayr nun Grüne-Bürgermeisterkandidatin werden.

Thorsten Rienth

Für den Auftakt einer öffentlichen Schlammschlacht taugen diese Stellungnahmen nicht: Man habe halt nicht mehr zusammengefunden, erklärten Fraktionssprecherin Angelika Obermayr und die beiden am Montag aus Partei und Fraktion ausgetretenen Stadträte Heinz Fröhlich und Marlene Ottinger sinngemäß und unisono. Doch die Differenzen um elementare Pfeiler grüner Lokalpolitik, die letztendlich zu den Austritten führten, sind nur die halbe Geschichte. Die andere Hälfte ist eine Machtfrage.

Parteiaustritte bei den Grünen: Haben sich im Konkurrenzkampf um die Führung ihrer Partei am Ort entzweit: der bei den Grünen ausgetretene Stadtrat Heinz Fröhlich und die Fraktionsvorsitzende Angelika Obermayr.

Haben sich im Konkurrenzkampf um die Führung ihrer Partei am Ort entzweit: der bei den Grünen ausgetretene Stadtrat Heinz Fröhlich und die Fraktionsvorsitzende Angelika Obermayr.

(Foto: EBE)

Angelika Obermayr ist eine erfahrene Fraktionsvorsitzende. Schon vor der vergangenen Stadtratswahl hatte sie das Amt inne, doch das fiel den Sitzungszuhörern zuletzt eher weniger auf. Den Ton gab ein anderer an, der Ortsvorsitzende Heinz Fröhlich. Meistens war er es, der Themen setzte, Chancen schnell begriff und ebenso schnell nutzte. Das brachte den Grünen Erfolge und ging oft gut. Manchmal aber auch daneben.

Es war deswegen eine Frage der Zeit, bis das parteiinterne Duell offenkundig wurde. Fraktionsvorsitzende versus Ortsvorsitzender, hieß es. In solchen Fällen geht es nicht nur um die Meinungsführerschaft in der Fraktion, sondern auch um die nächsten Wahlen. In diesem Fall: um die Grafinger Bürgermeisterwahl 2014. Obermayr wie Fröhlich wurden aus dem Umfeld der Grafinger Grünen Ambitionen nachgesagt. Mit Fröhlichs Austritt, der dem Grünen-Ortsverband einen bürgerlicheren Anstrich gibt, hat Obermayr dieses Duell für sich entschieden.

Der nächste Grafinger Grünen-Bürgermeisterkandidat dürfte also eine Frau sein. Nur die Grafinger Grünen-Mitglieder könnten dem noch einen Strich durch die Rechnung machen - indem sie Obermayr nicht auf Fröhlichs frei werdenden Ortsvorsitzenden-Posten wählen, der das Zuschlagsrecht für die Spitzenkandidatur erhält. Doch auch Fröhlich geht nicht leer aus. Er kann für das Bündnis für Grafing, das er und seine Frau Ottinger nun gründen wollen, ins Rennen um das Amt des Bürgermeisters gehen.

Ihre Sitze im Stadtrat behalten Fröhlich und Ottinger - nur sind sie eben fraktionslos. Auswirkungen auf das Finden von Mehrheiten werden die Austritte freilich dennoch haben. Sowohl Grünen-Fraktionschefin Obermayr als auch CSU-Chef Sepp Carpus betonen seit jeher, miteinander durchaus "zu können". Mit Fröhlich war dagegen selbst eine punktuelle schwarz-grüne Zusammenarbeit schwierig. Der verstand sich nämlich stets als ein Stachel für die CSU. Und einige aus dem CSU-Lager machten zuletzt gar kein Geheimnis mehr daraus, nur noch aus Prinzip gegen Grünen-Anträge zu stimmen, weil Fröhlich in der Fraktion saß.

Obwohl die internen Verhältnisse bei den Grünen nun geklärt sind, ist das Thema offenbar vor allem dem verbleibenden Grafinger Ortsvorstand sehr unangenehm. Nur so ist es zu erklären, dass die beiden verbleibenden Grünen-Ortsvorsitzenden, Wolfgang Huber und Uwe Peters, am Tag des Parteiaustritts von Fröhlich und Ottinger für die SZ unerreichbar waren. Aber der Steckbrief Fröhlichs war schon am frühen Abend von der Homepage der Grafinger Grünen verschwunden. Kaum denkbar, dass der Verantwortliche der Internetseite den Eintrag ohne Rücksprache gelöscht hatte.

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