Parken in Ebersberg:Blechlawine und Zahlenspiele

Die Kreisklinik plant ein neues Parkhaus. Weil aber durch den Personalwohnbau südlich der Münchner Straße fast 200 Stellplätze wegfallen, könnte das Vorhaben gar nicht ausreichen, um die angespannte Situation rund ums Krankenhaus zu verbessern

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Die Parkplatzsuche in der Kreisstadt ist kein Vergnügen, ganz besonders rund ums Krankenhaus. Trotz zahlreicher Stellplätze etwa in der Von-Scala-Straße, südlich der Münchner Straße und im Parkhaus an der Pfarrer-Guggetzer-Straße ist oftmals kein Platz mehr frei. Geparkt wird trotzdem, nur eben dann vor den Häusern in den umliegenden Anliegerstraßen. Mit einem neuen Parkhaus will die Klinik das Problem nun etwas abmildern, wann es benutzbar sein soll, ist aber noch unklar - und das ist nicht die einzige Unsicherheit rund um das Projekt.

Denn, wie Klinikchef Stefan Huber nun im Technischen Ausschuss des Ebersberger Stadtrats erklärte, existieren zu der Frage, ob es einen Parkplatzmangel am Krankenhaus gibt und wie groß er ist, verschiedene Sichtweisen. Die rein formaljuristische ergibt, dass rund um die Kreisklinik mehr als genügend Parkplätze zur Verfügung stehen. Derzeit gibt es dort insgesamt 525, rein rechtlich müssten es lediglich 364 sein. Allerdings ist sich auch Huber bewusst, dass die Wahrnehmung eine andere ist: "Jeder sagt, es sind nicht genügend Parkplätze da."

Die Differenz zwischen Angebot und Nachfrage liegt vor allem daran, dass für den Bereich rund ums Krankenhaus ein anderer Stellplatzschlüssel gilt, als im Rest der Stadt. Dort greift nämlich die Stellplatzverordnung, während im "Sondergebiet Klinik" - das ausgewiesen wurde, bevor die Ebersberger sich eine Stellplatzsatzung gaben - die Bayerische Garagen- und Stellplatzverordnung gilt, die eine wesentlich geringere Anzahl an Parkplätzen vorschreibt. Und solange die Klinik zwar wächst, dies aber innerhalb des Bestands, also im Sondergebiet tut, wächst der Parkplatzbestand lediglich moderat gemäß der Garagen- und Stellplatzverordnung.

Weshalb es "sicher sinnvoll" sei, die Zahl der Stellplätze rund ums Krankenhaus zu erhöhen, so Huber. Ein erster Entwurf sieht dazu ein dreistöckiges Parkhaus mit 144 Plätzen zwischen der Münchner und der Von-Scala-Straße vor. Zwischen diesen gibt es westlich der Krankenpflegeschule seit knapp drei Jahren eine offiziell als "Baustraße" titulierte Verbindung. Diese soll die Anlieger entlasten, da die Baufahrzeuge nicht länger durch die Wohnstraßen fahren müssen - und sie wird auch gelegentlich von anderen Fahrzeugen als Baumaschinen genutzt. Künftig würde sie das neue Parkhaus von der Münchner Straße her erschließen. Allerdings sei die Planung für das Vorhaben noch in einem sehr frühen Stadium, erklärte Huber. Weder das Parkhaus selbst, noch der Ausbau der Baustraße seien bislang bau- und planungsrechtlich geprüft.

Trotzdem sei es "eine gute Sache, das einmal darzustellen", befand Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), und "der Gedanke mit dem zusätzlichen Parkhaus ist interessant". Genau wie die Möglichkeit, dass die Baustraße auch als Durchfahrt in die dahinter liegende Siedlung dienen könnte, sagte Christoph Münch (SPD).

Dies sieht auch Philipp Goldner (Grüne) als Chance, ein altes Verkehrsproblem im Ebersberger Nordwesten zu lösen. Denn in den Großteil der dortigen Wohngebiete gelangt man ausschließlich von Osten, wer von Westen kommt, muss einmal quer durch die Stadt fahren. Mit dem Bau des neuen Wohngebietes Friedenseiche VIII, das voraussichtlich im übernächsten Jahr bezogen wird, soll es auch einen Westzugang von der Straße "Zur Gass" geben.

Eine Abkürzung für den Durchgangsverkehr soll aber nicht entstehen, eine Möglichkeit dies zu verhindern, wäre eine Einbahnstraßenregelung. Und genau dafür könnte man die Baustraße nutzen, schlug Goldner vor. Diese soll demnach lediglich in Nord-Süd-Richtung befahrbar sein, also die Ausfahrt aus den Wohngebieten bilden. Der noch zu schaffende Zugang an der Elsa-Plach-Straße nördlich der Supermärkte, könnte dann eine Einbahnstraße in die andere Richtung werden, gewissermaßen also die Einfahrt bilden.

Allerdings gab es auch Zweifel an dem Projekt, etwa an seiner Entlastungswirkung. Christoph Münch (SPD) etwa verwies darauf, dass, würde für die Klinik die Ebersberger Stellplatzsatzung gelten, man gut ein Drittel mehr Parkplätze bräuchte, als jetzt vorhanden sind. Ähnlich sah das Alois Lachner (CSU), der außerdem darauf verwies, dass durch den geplanten Personalwohnbau südlich der Münchner Straße ja Parkplätze wegfallen werden. Und das tatsächlich nicht zu knapp: Laut Huber sind davon 199 Stellplätze betroffen - letztlich würden es also trotz des neuen Parkhauses netto 55 Parkplätze weniger geben. Was aber eben rein rechtlich kein Problem sei, da man ja derzeit einen Überhang von 161 Stellplätzen gemäß Bayerischer Garagen- und Stellplatzverordnung hat.

"Ich sehe hier einen Denkfehler", erklärte Dritter Bürgermeister Josef Riedl (CSU), es gebe "ein riesengroßes Parkplatzproblem". Er bezweifelte außerdem die Zahl von 161 überzähligen Stellplätzen, schließlich sei die Klinik ja in den vergangenen Jahren stark erweitert worden. Ganz grundsätzliche Kritik kam von Gerd Otter (FW), das Parkhaus sei durch seine Lage einerseits "besucher-unfreundlich", außerdem sei die Planung "zwischen die Wohngebäude rein geklemmt" und dadurch auch städtebaulich nicht besonders geglückt. Er könne sich eine Zustimmung nur vorstellen, wenn das Parkhaus um eine Tiefgarage mit mindestens zwei Geschossen erweitert werde. Dass man lieber etwas mehr Parkplätze bauen solle, befürwortet auch der Bürgermeister. Dies komme auch der Klinik zugute, so Brilmayer und verwies auf die Supermärkte, die immer deutlich mehr bauten, als die Stellplatzsatzung verlange, "und das sicher nicht aus Nächstenliebe". Schließlich sei es nicht gut fürs Geschäft "wenn man das Gefühl hat, da nie einen Parkplatz zu bekommen - das gilt auch für die Klinik".

Beschlossen wurde nichts, wann und ob es einen Bauantrag gibt, hängt von der ausstehenden Prüfung des Vorhabens ab.

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