Pandemie in Ebersberg:Jung, ungeimpft, krank

Corona-Reportage Kreisklinik Ebersberg

Immer mehr Menschen müssen mit einer Covid-19-Infektion in der Kreisklinik behandelt werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin/Photographie Peter Hinz-Rosin)

Die vierte Corona-Welle ist in der Kreisklinik angekommen. Dort wird jetzt wieder eine Isolierstation für Covid-19-Patienten eingerichtet. Die Impfbereitschaft soll mit vielen Aktionen weiter gesteigert werden.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Schon seit Wochen steigen im Landkreis Ebersberg die Infektionszahlen deutlich an, nun macht sich die vierte Corona-Welle auch in der Kreisklinik bemerkbar. Acht Patienten werden dort momentan behandelt, drei von ihnen liegen auf der Intensivstation und werden beatmet. Gemeinsam ist ihnen eines: Sie alle sind ungeimpft. Neu ist in dieser Welle, dass jetzt auch wesentlich jüngere Patienten mit einer Covid-19-Infektion in die Kreisklinik eingeliefert werden, aktuell sind dort drei im Alter zwischen 30 und Mitte 40. Die Behandlungsdauer sei bei jüngeren Patienten höher, erläuterte Brigitte Keller, Leiterin des Corona-Krisenstabs im Landratsamt, bei einem Pressegespräch: "Ein jüngerer Körper wehrt sich länger gegen das Virus, bis er es schafft, oder eben auch nicht."

In der Kreisklinik Ebersberg zieht man nun wieder Konsequenzen aus der aktuellen Entwicklung, erneut wird eine reine Covid-19-Isolierstation eingerichtet, während bisher die Patienten auf Normalstationen isoliert worden waren. Dies hatte die Klinik auch bei den vorangegangenen Wellen so praktiziert. Geprüft werde derzeit, so Keller, ob geplante Operationen wieder verschoben werden müssen, um mehr Kapazitäten für die Behandlung von Coronapatienten frei zu haben. Denn, das unterstrich Landrat Robert Niedergesäß (CSU) beim Pressegespräch, das Problem sei nicht die Zahl der Betten oder der Beatmungsgeräte: "Der Engpass ist immer das Pflegepersonal."

Doch nicht nur in der Kreisklinik, auch insgesamt steigt die Zahl der jüngeren Corona-Infizierten. Zwei Drittel der aktuell 299 mit dem Virus Infizierten sind zwischen 15 und 59 Jahre alt, Kinder und Jugendliche bis 14 machen inzwischen schon 27 Prozent der Infizierten aus. Deshalb soll es jetzt weiter darum gehen, die Impfquote, die seit Wochen mehr oder weniger stagniert, in die Höhe zu treiben. Die Idee, das Impfzentrum von Oktober an nur noch einen Tag in der Woche zu öffnen, hat der Landkreis nach Rücksprache mit dem Betreiber und dem Ministerium deshalb wieder verworfen, statt dessen ist von Oktober an fünf - statt bisher an sechs - Tagen geöffnet, und zwar immer von Dienstag bis Samstag, jeweils von 9 bis 17 Uhr. Daneben werden die mobilen Teams weiter im Einsatz sein. Wie lange diese Regelung gilt, steht bisher noch nicht fest; die Impfstrategie sei ja auch in der Vergangenheit ständig angepasst worden, so Niedergesäß. Sollte jedenfalls künftig auch eine Impfung für Kinder unter zwölf Jahren empfohlen werden, könnte das laut Niedergesäß und Keller problemlos abgewickelt werden.

Neben den bekannten Impfmöglichkeiten in den Impfzentren in Ebersberg, Poing und Parsdorf, gibt es nun ein weiteres Impfangebot, für das man keinen Termin vereinbaren muss: Ein Impfbus hält an verschiedenen Stationen im Landkreis. Bereits am Montag haben sich nach Angaben des Landratsamts in Zorneding 37 Menschen über dieses mobile Angebot impfen lassen. Nächster Halt ist am Mittwoch, 15. September, beim Berufsförderungswerk Kirchseeon von 9 bis 17.45 Uhr, dann am Samstag, 18. September, am Bahnhofsvorplatz in Kirchseeon beim Herbstmarkt von 10 bis 18 Uhr.

Das Angebot soll in den nächsten Tagen auch noch ausgeweitet werden, unterstreicht Brigitte Keller - und Vorschläge, wo der Bus am besten Station machen sollte, werden gern noch angenommen: "Wir haben Impfstoff und Kapazitäten, wir brauchen nur noch Ideen, wo wir hinkommen sollen." Da könnte bei Veranstaltungen von Vereinen oder Organisationen sein oder beispielsweise auch mal bei einem Fußball-Derby.

In den landkreiseigenen Schulen sollen künftig weitere Luftfilteranlagen Schutz bieten. 360 Geräte hatte der Kreis bereits im Frühjahr geordert, im Juli hatten die zuständigen Kreistagsausschüsse beschlossen, weitere 356 Stück zu leasen. Ein Großteil davon soll bis zum 1. Oktober an die Schulen geliefert werden. Man habe den Anspruch, dass in hundert Prozent der Klassen- und Fachräume, die nicht ohnehin schon mit einer modernen Lüftungsanlage ausgestattet sind, diese Geräte installiert würden, sagte der Landrat.

Allerdings habe sich die Beschaffung nicht ganz einfach gestaltet, "ganz Bayern braucht momentan Geräte". Dadurch, dass man sich für ein Leasingmodell entschieden habe, fahre man deutlich günstiger als bei einem Kauf. Zudem lege man sich nur für drei Jahre fest - entweder sei danach die Gefahr gebannt und man benötige die Geräte nicht mehr. Oder aber man könne dann noch modernere Luftfilter anschaffen, falls dies noch nötig sei.

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