Ottersberg:Dreigesang meets Jazz

Ottersberg: Saisonabschluss mit Raffinement: Zwei der "Drei Damen" beim Sommerkonzert im Ottersberger Selmerhof.

Saisonabschluss mit Raffinement: Zwei der "Drei Damen" beim Sommerkonzert im Ottersberger Selmerhof.

(Foto: Christian Endt)

"Die Drei Damen" bewegen sich elegant zwischen Musik und Kabarett

Von Anna Weininger, Ottersberg

Es gibt sie noch nicht lange, Die Drei Damen, doch seit dem Debüt der Formation auf dem Bayerischen Jazzweekend 2013 in Regensburg ist das musikaffine Publikum hellhörig geworden. Die Drei Damen, so heißt die Band, die sich vor wenigen Jahren um die Münchner Sängerin Lisa Wahlandt formierte und von der man sicherlich noch einiges hören wird. Im Stil verschreiben sich Wahlandt und ihre Kolleginnen Andrea Hermenau und Christiane Öttl dem Jazz, gepaart mit vielen unterschiedlichen Einflüssen von Funk bis Pop, von Ethno bis hin zum Bayerischem Dreigesang. Zum Abschluss der Saison war die Dreier-Formation nun zu Gast bei Rudi Zapf bei den Ottersberger Stadlkulturtagen im Selmerhof.

Als "wüst durcheinander" kündigt Frontsängerin Lisa Wahlandt das Programm an - mal werde sie Deutsch singen, mal Englisch, mal Bairisch. Doch von wüstem Durcheinander keine Spur. Die drei Musikerinnen bringen unterschiedlichste Arrangements zusammen, vereinen vermeintliches Chaos zu einem stimmigen Gesamteindruck und verleihen jeder Stilvariation einen besonderen, ebenso pfiffigen wie anrührenden Charakter. Wenn sie den 80er-Jahre-Klassiker "Abracadabra" in einen schwebenden Swing verwandeln, dann tun sie das mit einer Leichtigkeit und Souveränität, als bestünde die Formation schon seit Jahrzehnten. Gekonnt verschmilzt der zarte und zugleich eigenwillige Dreigesang der Jazzmusikerinnen bei Klassikern wie "If a song could get me you" mit dem lässigen Beat der Bassgitarre. Es entsteht eine unverwechselbare Aura, die changiert zwischen angenehmer Zurückhaltung und selbstbewusster Präsenz im Gesang.

Als zuverlässiger Begleiter des Trios tritt immer wieder das Thema "Mann" in Erscheinung - mit einem Augenzwinkern versteht sich. Rollenklischees werden da gerne mal umgekehrt, wenn die Dame (Christiane Öttl) dem charmanten "Monsieur" in einem Stehblues-Bossa mit gespitzten Lippen hinterher pfeift oder Lisa Wahlandt ihn lasziv mit ihrer zarten Stimme um den Finger wickelt. Die Koketterie mündet am Ende des Songs in einen Champagner-trunkenen Hauch: "Monsieur, hast den Kopf mir verdreht."

Musikalisch einordnen lassen sich die Damen nicht eindeutig. Sie vereinen in ihrer Musik unterschiedliche eingejazzte Stilrichtungen und bewegen sich zugleich auf dem schmalen Grat zwischen reiner Musikperformance und Kabarett. Gerade ihre bayerischen Lieder, die zum Teil eigens komponiert oder neu erdacht und selbst getextet sind, sorgen immer wieder für einen amüsierten Lacher im Publikum. Und Christiane Öttl weiß genau, wie sie in ihrem Passauer Bairisch eine gewitzte Überleitung zwischen den Songs schaffen kann: "De oane spielt wia der Deifi, de andere singt wia a Engerl. Des is ja wia im Himmel."

In ihren Liedern würdigen die Jazzsängerinnen die Mundart auf eine außergewöhnliche Art. Den Jazz-Standard aus den 30er-Jahren "These Foolish Things" von Benny Carter transferieren sie aus dem Amerikanischen in eine bayerische Ballade ("Des und vui mehr"). Damit zeigen die Musikerinnen, wie kompatibel das Bayerische mit jazzigen Stilrichtungen zusammengeht und spannende Kontraste bildet. Vokallaute verschmelzen mit dem behäbigen Beat der Bassgitarre. Das Ganze hat immer etwas Gemütliches und Weiches. "Für uns umfasst der bairische Dialekt die Fülle des Lebens," sagt Öttl. Wahrscheinlich passt er gerade deshalb so gut zu emotional aufgeladenen Jazzmelodien.

Auf die Spitze treiben es Die Drei Damen in einer Hommage an das typisch bayerische Grantlertum. Der grundlegende Rhythmus wird traditionsgemäß durch einen jazzigen Zwiefacher vorgegeben. Mantrahaft spielt sich die Pianistin sodann in Rage, bis die Gesangsstimmen lautmalerisch zu einem indisch-orientalischen Klagelied ansetzen. Eine Brücke ist das, ein Puzzle aus unterschiedlichen musikalischen Kulturen, das plötzlich so klingt, als gehörten die Teile seit jeher zusammen. Und genau diese Kunst der intelligenten Verschmelzung, ohne stilistische Eigenheiten zu zerstören, macht die Drei Damen und ihre charmanten Lieder aus. Zu hören sind die Songs der Damenband auch auf ihrer neuen und bislang einzigen Platte, die 2014 unter dem Label "enja" erschienen ist.

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