Ottenhofen:Traditionelles frisch serviert

Sternschnuppe Werner Meier und Margit Sarholz

Margit Sarholz und Werner Meier sind für die Produktion der neuen Sternschnuppe-CD erstmals durch die Lande gezogen und haben in Musikschulen mit Kindern gesungen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Premiere im Alten Speicher in Ebersberg: Das Duo "Sternschnuppe" mit Margit Sarholz und Werner Meier präsentiert dort am Sonntag "Bayerische Kinderlieder"

Von Anja Blum, Ottenhofen

"Ritterland 1" lautet die Adresse, wenn man zu Margit Sarholz und Werner Meier will, den Gründern der Kinderliederband Sternschnuppe. Was einen dort wohl erwartet? Eine Burg mitten in Ottenhofen? Ein Spieleparadies mit Helmen, Holzschwertern und kleinen Drachen? Nein, ein gemütliches, einladendes Haus mit viel blauer Farbe und Grün drumherum, sowie zwei gut gelaunte Gastgeber, die dem kommenden Wochenende freudig entgegen sehen, denn dann steht in Ebersberg eine Premiere auf dem Programm: Am Sonntag, 25. September, präsentiert Sternschnuppe im Alten Speicher die aktuelle CD "Bayerische Kinderlieder" im Duo-Format. "Ich freu mich schon so drauf, wenn Margit im Morgenmantel und mit Lockenwicklern durch's Publikum rennt", sagt Meier, doch seine Partnerin scheint deswegen kein bisschen böse zu sein. "Ich liebe so was", sagt Sarholz, "den Mut zur Hässlichkeit".

Bereits seit 25 Jahren machen Margit Sarholz und Werner Meier nun schon gemeinsam Musik für Kinder - doch von nachlassendem Elan kann keine Rede sein. "Bislang haben wir jedenfalls viel mehr Ideen, als Zeit, sie umzusetzen", sagt Sarholz, und Meier spielt gleich ein paar neue Stücke an: "Frühlingslieder" von und mit Sternschnuppe. Die CD wird, wen wundert's, Anfang nächsten Jahres erscheinen und dann die Jahreszeiten-Edition des Duos komplettieren. Von einem Osterhasen, dem die Farben für die Eier ausgegangen sind, wird da erzählt, oder von einer Vogelhochzeit internationalen Ausmaßes.

"Wir können's einfach nicht lassen", sagt Meier und grinst spitzbübisch. "Des is leider a so." Aber ist man nach so vielen Jahren nicht irgendwann zu weit weg von Kindern, um für diese spezielle Klientel Musik zu machen? Nein, beteuern beide, schließlich kämen sie als Großeltern dem Thema nun noch einmal aus einer ganz anderen Perspektive näher. "Das alles als Oma intensiv miterleben zu dürfen, ist ein Geschenk", sagt Sarholz und strahlt. Außerdem hätten sie durch ihre Arbeit ohnehin ständig Kontakt mit Kindern - sei es bei den Konzerten oder CD-Produktionen. Wobei es bei den jüngsten Studioaufnahmen doch zu einer gewissen Irritation gekommen sei: "Kaum war Pause, haben alle nur noch auf ihr Handy gestarrt", erzählt Sarholz. "Diesen Gruppenzwang zur Vereinzelung - den kannten wir bislang noch nicht."

Vielleicht, räsoniert das Paar, liegt in dieser Erfahrung die Idee für ein neues Lied? Schließlich sei der Medienkonsum von Kindern ein wichtiges Thema - aber eben auch ein sehr schwieriges. "Verteufeln dürfte man das Smartphone jedenfalls nicht, das wäre kontraproduktiv", gibt Meier zu bedenken. "Stimmt, man sollte immer lieber positive Ideen dagegensetzen, die Menschen emotional erwischen", ergänzt Sarholz. Und man kann förmlich sehen, wie es in den beiden kreativen Köpfen zu rauchen beginnt. Sie seien ein sehr gutes Team, sagen die Erfinder von Sternschnuppe über sich selbst, "ein rauflustiges Paar, das sich immer um das Beste streitet" - im künstlerischen Sinne freilich.

Mit ihrer Musik springen die Ottenhofener schon lange zwischen Bairisch und Hochdeutsch hin und her, ganz nach Gusto. Dass sie mit dem Dialekt möglicherweise Kinder überfordern, glauben sie nicht. "Spracherwerb ist doch deren tägliches Geschäft", sagt Sarholz und lacht. "Die haben das ganz schnell drauf." Insofern sind die "Bayerischen Kinderlieder" ein weiterer Beitrag des Duos zur Integration zugezogener Familien.

Die Produktion, CD Nummer 25, ist eine Mischung aus Alt und Neu. Das Duo hat dafür Klassiker wie "Drunt in der greana Au" in ein neues Gwand gesteckt, aber auch eher unbekannte "Herzstücke" wie "Hans, was duast denn Du do?" ausgegraben. Dazu gibt's, wie könnte es anders sein, Kompositionen von Sarholz und Meier selbst, die den echten Volksliedern jedoch in nichts nachstehen. Sind sie doch genauso zünftig, schmissig und eingängig wie jene Melodien, die schon seit Jahrzehnten funktionieren. Traditionelles frisch serviert, so könnte das CD-Rezept lauten. "Der Hörer muss doch das Gefühl haben, dass ihn das irgendwie betrifft, sei es durch den Rhythmus, die Sprache oder den Humor", sagt Sarholz. Und so bleibt das Duo seinem Markenzeichen treu: von Profis liebevoll gemachte Musik mit witzigen Texten, teils absurd, immer geistreich.

Doch nicht nur musikalisch ist die CD eine Reise quer durch den Freistaat, sondern auch in Punkto Produktion: Sternschnuppe ist dafür erstmals durch die Lande gezogen, von Musikschule zu Musikschule, und hat dort mit Kindern gesungen. "Das war anstrengend", gesteht Meier. Erstens, weil damit viel organisatorischer Aufwand einhergegangen sei, und zweitens, weil für die Aufnahmen vor Ort nicht viel Zeit zur Verfügung stand: Zwei Lieder mussten pro Nachmittag auf Band gebracht werden. Das war nicht immer einfach, vor allem, weil die Ansprüche von Sternschnuppe durchaus professionell sind: "Uns war wichtig, dass eine CD wie aus einem Guss entsteht, dass man keinen Unterschied hört zwischen den verschiedenen Chören und Orten", erklärt Meier. "Dass man sich das gerne hundert Mal anhört."

Das zu erfüllen, ist Sternschnuppe wieder einmal vollauf gelungen. Das zeigen auch die Kommentare der Fans, die zu den Liedern singen, tanzen und lachen. "Wenns die CD net gab, müassats oana erfinden", heißt es da zum Beispiel, und eine Frau, deren Kinder schon aus dem Sternschnuppe-Alter heraus sind, gesteht: "De kaf i mia selba". Dass die "Bayerischen Kinderlieder" sich tatsächlich für Jung und Alt eignen, dokumentiert folgender Eintrag: "Habe mit meiner Mutter (81) die CD vom ersten bis zum letzten Lied durchgesungen und sie war dank des liebevoll gestalteten Textbüchleins mit Begeisterung dabei." Der Tenor der Fans also ist klar: "Weiter so!" - auf die nächsten 25 CDs.

Sarholz und Meier selbst haben derzeit vor allem das Thema Musical im Blick, gerade arbeiten sie an einem Bühnenwerk mit einer Biene als Hauptfigur. Außerdem geht ihre "Kuh" demnächst nicht nur "ins Kino", sondern auf Tour durch ganz Bayern, das "Ritterland" soll folgen. Apropos: Wer die Adresse des Sternschnuppe-Paars, nämlich Ritterland 1, für einen Scherz hält, oder den Ottenhofener Gemeinderat für eine Ansammlung von Hardcore-Fans, der täuscht sich. "Die Straße hieß schon so, als wir hergezogen sind", erzählt Sarholz und lacht, der Name habe historische Bedeutung. Für Sternschnuppe aber war er ein klares Zeichen: Ein paar freche Ritterlieder mussten her.

Am Sonntag, 25. September, werden Margit Sarholz und Werner Meier, das Künstlerduo "Sternschnuppe", im Alten Speicher in Ebersberg als Premiere ihre neue CD mit Bayerischen Kinderliedern präsentieren. Beginn ist um 15 Uhr, einige Restkarten gibt es unter der Telefonnummer (08092) 255 92 05, und unter der homepage im Internet unter www.kultur-in-ebersberg.de

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