Forstinning:"Sie sehen, wir haben einiges für unsere Bürger erreicht"

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Forstinnings Bürgermeister stellt den Planentwurf zur umstrittenen Umgehungsstraße im Gemeinderat vor. Der Sitzungssaal platzt fast vor Gästen.

Von Andreas Junkmann, Forstinning

Es scheint fast so, als hätten die Anwohner der Staatsstraße durch Schwaberwegen zu diesem Termin extra noch mal aufgerüstet. An fast jedem Gartenzaun hängt inzwischen ein Schild, auf dem deutlich sichtbar die ohnehin bereits geplante Ortsumfahrung gefordert wird. Vor dem Forstinninger Rathaus, wo der Gemeinderat am Abend über eben jenes Thema beraten wird, zeigt sich ein anderes Bild. Schon lange bevor das Gremium zusammenkommt, versammeln sich Menschen vor den noch verschlossen Türen. Hier fordert keiner eine Umfahrung, ganz im Gegenteil. Es wird von einem Frevel an der Natur gesprochen, von der Zerstörung des Ebersberger Forsts.

Die geplante Umgehungstrasse, die die Ortsteile Schwaberwegen und Moos vom Durchgangsverkehr entlasten soll, spaltet die Gemeinde Forstinning wie kein anderes Thema. Und zwischen den Stühlen sitzt im wahrsten Sinne des Wortes der Forstinninger Gemeinderat, der am Dienstag einen Auftritt hinlegt, mit dem keine der beiden Streitparteien so wirklich glücklich wird. Der Sitzungssaal droht bereits zehn Minuten vor Beginn aus allen Nähten zu platzen, die aufgebauten Stuhlreihen reichen bei weitem nicht aus. Erst als weitere Sitzmöglichkeiten herbeigeschafft werden, kann Bürgermeister Rupert Ostermair (CSU) mit seiner - wie es auf der Tagesordnung heißt - "Stellungnahme zum Planfeststellungsentwurf" beginnen.

Mit Blick auf die etwa 40 Zuschauer im Saal und die Brisanz des Themas, macht der Rathauschef gleich zu Beginn klar, dass Bauherr und Kostenträger hier nicht die Gemeinde, sondern der Freistaat sei. "Die Straße baut das Straßenbauamt Rosenheim", so Ostermair. Wie dessen Pläne genau aussehen und welchen Einfluss die Gemeinde darauf hat, stellt er im Folgenden vor.

So habe man etwa durchsetzen können, dass für die Ortschaften Moos und Schwaberwegen Lärmschutzwände entlang der neuen Trasse gebaut werden. Auch sei auf Drängen der Gemeinde hin die Situation für Radfahrer und Fußgänger am geplanten Kreisverkehr östlich von Schwaberwegen verbessert worden. Neben der Verlegung zweier Bushaltbuchten in Moos soll auch ein Geh- und Radweg entlang der Münchner Straße in Richtung Anzing bis hin zum Kreisverkehr entstehen.

Zuschauer wünschen sich Debatte über das Großprojekt

"Sie sehen, wir haben einiges für unsere Bürger erreicht und somit auch die Planung weiter verbessert", sagt Ostermair. Zu dieser Planung gehört auch, dass die ehemalige Staatsstraße zurückgebaut wird und künftig im südöstlichen Teil von Schwaberwegen in einem Wendekreisel endet. Nebenan soll ein neuer Parkplatz gebaut werden, der die derzeitige Parkfläche weiter westlich ersetzen soll, die für die Umgehungsstraße weichen muss.

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Offenbar hätten sich einige Bürger statt der detaillierten Stellungnahme des Bürgermeisters aber eine etwas allgemeinere Debatte über das Großprojekt gewünscht. Denn spätestens als die Gemeinderäte sich in einer Diskussion über Feinheiten verstricken, wird es zunehmend unruhig in den Zuschauerreihen. So fordert etwa Karl Segerer (SPD) die Verlegung eines Radwegs, Hubert Hörndl (CSU) möchte wissen, ob der Rückbau einiger Straßen tatsächlich nötig sei und Susanne Grasser (Überparteiliche Wählergruppe) erkundigt sich, ob die neue Lage der Bushaltestellen auch mit dem Verkehrsverbund abgesprochen sei. Nach etwa einer Stunde einigen sich die Gemeinderäte schließlich darauf, dass man die angesprochenen Diskussionspunkte dem Straßenbauamt mitteilen und die Planungen weiter unterstützen werde.

Das war dem ein oder anderen Zuhörer unterm Strich scheinbar etwas zu dünn. Über alles mögliche sei diskutiert worden, sagt ein Mann beim Verlassen des Sitzungssaals, "aber über uns Bürger wird überhaupt nicht gesprochen". Was bleibt von diesem Abend ist die Gewissheit, dass die Forstinninger Ortsumfahrung auch weiterhin für Zündstoff in der Gemeinde sorgen wird. Ein nächster Termin dafür steht sogar schon fest: Am Sonntag lädt der Bund Naturschutz zu einem Ortstermin nach Schwaberwegen. Es ist anzunehmen, dass die Diskussion dort dann etwas kontroverser geführt wird.

Der Termin des Bund Naturschutz findet am Sonntag, 20. Oktober, 14 Uhr, am Schwaberweger Hauptgeräumt im Forst, Ebersbergerstraße 26, statt.

© SZ vom 17.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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