Orkanschäden:Spürbare Folgen von Niklas

Vor einem Jahr zog Sturm Niklas über den Landkreis und richtete in den Wäldern erheblichen Schaden an. Die betroffenen Bäume sind zwar inzwischen verarbeitet, die Folgen des Orkans werden aber noch lange sichtbar sein.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Orkanschäden: Noch ist der Ebersberger Forst vielerorts, wie hier nahe des Aussichtsturms, ein Stangenwald aus lauter Fichten. Künftig soll es auch Laubbäume geben.

Noch ist der Ebersberger Forst vielerorts, wie hier nahe des Aussichtsturms, ein Stangenwald aus lauter Fichten. Künftig soll es auch Laubbäume geben.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Alles andere als Waldesruh herrschte vor genau einem Jahr in den Forsten und Schonungen im Landkreis: Am 31. März zog Sturm Niklas über die Region hinweg und hinterließ besonders in den Wäldern einiges an Verwüstung. Inzwischen sind die meisten Schäden zwar beseitigt, die Folgen des Sturmtiefs werden in den Wäldern aber noch jahrelang zu merken sein.

"Wenn man durch den Wald geht, sieht man überall große Holzstapel", sagt Heinz Utschig, Leiter der Staatsforsten Wasserburg, zuständig unter anderem für den Ebersberger Forst. Daran, dass es heuer besonders viele dieser Holzstapel gibt, ist vor allem der Orkan Niklas schuld. Denn zahlreiche Stämme am Wegesrand sind nicht etwa in den vergangenen Wintermonaten frisch gesägt worden, es handele sich großteils um sogenanntes Schadholz.

Vieles davon ist angefallen, als der Sturm im vergangenen Frühjahr tobte, weiteres durch die Borkenkäfer-Plage im folgenden heißen und trockenen Sommer. In der Folge mussten deutlich mehr Bäume gefällt werden, als eigentlich geplant, sagt Utschig.

15 Prozent weniger Einschlag

In einem normalen Jahr werden im Ebersberger Forst - zumindest auf den rund 7500 Hektar, für welche die Staatsforsten zuständig sind - zwischen 60 000 und 65 000 Festmeter Holz geerntet. Im aktuellen Geschäftsjahr, das in der Forstwirtschaft jeweils von Anfang Juli bis Ende Juni dauert, wurden und werden dagegen deutlich weniger Bäume gefällt: Utschig schätzt, dass es bis Juni zwischen 50 000 und 52 000 Festmeter sein werden, denn "der Sturm hat gewissermaßen vorgearbeitet". Auch im kommenden Geschäftsjahr rechnet man bei den Staatsforsten wegen der großen Menge an Sturm- und Käferholz mit einem bis zu 15 Prozent niedrigeren Einschlag.

Bei den privaten Waldbesitzern im Landkreis ist der Holzberg teilweise noch höher, weiß Michael Kammermeier, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Ebersberg/München-Ost (WBV). Üblicherweise vermarkte man pro Jahr bei der WBV eine Menge von 60 000 Einheiten. Darin zusammengefasst sind Festmeter - ein Kubikmeter Holz ohne Zwischenräume - und Ster oder Schüttmeter - ein lockerer aufgeschütteter Kubikmeter Holz.

Als Folge von Orkan Niklas war aber im vergangenen Geschäftsjahr gut die doppelte Menge angefallen, auch weil die regulären Fällungen schon größtenteils abgeschlossen waren, als der Sturm kam. Die Folgen für die einzelnen Waldbesitzer seien sehr unterschiedlich, sagt Kammermeier, "manche wurde schon massiv getroffen", bei einigen kleineren Betrieben sei bis zum Zehnfachen der geplanten Menge Holz angefallen, "die werden sich in den nächsten Jahren zurückhalten müssen."

Warnstufe Rot vor Borkenkäfern

Nicht zurückgehalten hat sich dagegen der Borkenkäfer - und der wird den Waldbauern wohl mehr Probleme bereiten, als der Sturm, meint WBV-Vorsitzender Werner Fauth: "Die Warnstufe ist schon auf Rot, das wird uns heuer noch beschäftigen." Zumindest, wenn der Sommer wieder genauso trocken wird, wie im vergangenen Jahr. Allerdings hänge der starke Käferbefall auch mit dem Orkan im vergangenen März zusammen, sagt Fauth: "Viele Wälder wurden durch den Sturm geöffnet, der gesunde Waldaufbau geht verloren".

Orkanschäden: Viel zu tun gab es im vergangenen Frühjahr, nachdem Sturm Niklas durch die Wälder gefegt war - und die Arbeit ist längst nicht vorbei.

Viel zu tun gab es im vergangenen Frühjahr, nachdem Sturm Niklas durch die Wälder gefegt war - und die Arbeit ist längst nicht vorbei.

(Foto: Christian Endt)

So fehle etwa an den Waldrändern oder entlang der Sturmschneisen die Beschattung, in der Folge trockne der Boden stärker aus. Was in einem heißen Jahr wie 2015 besonders schädlich für den Forst sei, da dadurch der Borkenkäfer ideale Bedingungen vorfinde. Damit, diese Sturmschäden zu beseitigen, wird man deutlich länger beschäftigt sein, sagt Fauth: "Das dauert Jahre, bis das wieder vernünftig nachgewachsen ist."

Das was nachwächst, soll besser mit Wetterextremen zurecht kommen, die Zeit der reinen Fichtenwälder sei vorbei, meint Fauth: "Wir haben es gesehen, 100 Prozent Fichte bringt nichts", entstehen sollen darum Mischwälder. Ganz verschwinden soll die Fichte aus den heimischen Wäldern aber nicht, so Fauth, wichtig für einen gesunden Forst sei das richtige Verhältnis zwischen Laub- und Nadelbäumen. Das sieht man auch bei den Staatsforsten so, wo der "Waldumbau" schon seit Jahren im Gange ist, Ziel ist auch hier, dass ein Mischwald entsteht. Langfristig, so Utschig, sei ein Fichtenanteil von 40 bis 50 Prozent realistisch, den Großteil der Laubbäume werden wohl Buchen ausmachen.

Dies wirkt sich auch auf die Bewirtschaftung der Wälder aus. Erst Anfang dieser Woche hatten die Staatsforsten bekannt gegeben, künftig weniger Holz einschlagen zu wollen. Dies, so Utschig, habe direkt mit dem Waldumbau und dem steigenden Anteil von Buchen zu tun. Diese brauchen mit 100 bis 140 Jahren etwa 20 Jahre länger als Fichten, bis sie ausgewachsen sind, daher wächst weniger Holz nach - allerdings nur dem Volumen nach. Pro Hektar Fichtenwald wachsen jährlich 14 Festmeter Holz nach, bei Buchen sind es nur neun, sagt Utschig, "das Gewicht ist aber das gleiche."

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