Offizielle Kandidatenkür am 18. Januar:Unternehmer will Landrat werden

SPD nominiert den 55-jährigen Ernst Böhm zu ihrem Kandidaten. Dass er keine Parteikarriere hinter sich hat, sieht der Grafinger als Vorteil.

Barbara Mooser

- Die Ebersberger SPD wird mit dem Grafinger Unternehmer Ernst Böhm in den Landratswahlkampf ziehen. Der 55-Jährige hat bisher kein kommunalpolitisches Mandat, kann dafür aber als Firmenchef etliche Erfolge vorweisen. Unter anderem hat er in Bad Aibling das Kasernengelände als Vorbildquartier für die Wohnungswirtschaft entwickelt. "Es heißt immer, die Wähler wollten nicht so viele Berufspolitiker. Jetzt haben sie die Chance", sagte Böhm beim einem Pressegespräch am Montag. Für ihn selbst sei schon die Kandidatur eine "große Ehre"; sollte er Landrat werden, würde er sich dieser Aufgabe "mit großem Engagement" widmen.

Lange war Poings Bürgermeister Albert Hingerl als der mit Abstand aussichtsreichste SPD-Kandidat gehandelt worden. "Es war für mich eine Gewissensfrage", sagte Hingerl, der auch Fraktionschef im Kreistag ist. Aber er sei nun mal gerade erst in Poing als Bürgermeister wiedergewählt worden und "mit vollem Ernst" für die gesamte Amtszeit angetreten. Daher sei seine Entscheidung nun gegen die Landratskandidatur ausgefallen. Für die Ebersberger SPD sei das nur positiv: In Poing bleibe auf diese Weise für mindestens sieben weitere Jahre ein SPD-Politiker Gemeindechef, "und dann kriegen wir den Landrat noch dazu", sagte Hingerl.

Den Ebersberger Sozialdemokraten war der neue Hoffnungsträger in den eigenen Reihen kurioserweise in Nürnberg aufgefallen: Bei der Nominierung Udes zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl trafen Hingerl und Landtagskandidatin Doris Rauscher den Grafinger Unternehmer und waren schnell von seiner Persönlichkeit und Tatkraft beeindruckt. Gespräche mit Böhm habe es schon seitdem gegeben, erläuterte SPD-Kreisvorsitzender Thomas Vogt. Im Dezember habe man ihn dann offiziell gefragt, ob er zur Kandidatur bereit wäre: "Und er hat diese Frage zu unserer großen Freude mit Ja beantwortet." Der Kreisvorstand und der Kreisausschuss der SPD haben sich bereits einstimmig für Böhm ausgesprochen, am 18. Januar soll dann die Kandidatenkür bei der SPD-Vollversammlung stattfinden.

Auch wenn er bisher kein politisches Amt angestrebt habe, sei ihm Politik schon immer wichtig gewesen, sagte Böhm. Er sei auch überzeugter Sozialdemokrat, dabei habe er mit "Linksaußenpositionen nie besonders sympathisiert", eher fühle er sich der Mitte zugeneigt. Dass er noch keine Parteikarriere hinter sich habe, könne auch ein Vorteil sein, unterstrich Böhm: "Ich bin wirklich unabhängig. Ich verdanke meinen Lebensweg nicht der Förderung durch die Partei."

Geboren und aufgewachsen ist Böhm in Dingolfing. Nach seinem Jurastudium arbeitete er zunächst als Anwalt, bis ihn die Eglhartinger Firma Hörmann abwarb und als Verantwortlichen für das Auslandsgeschäft einsetzte. Nächste berufliche Station war die Münchner Dachdeckerfirma Bihler und Oberneder, wo Böhm als Geschäftsführer arbeitete. Später übernahm er das in B&O umfirmierte Unternehmen selbst und schaffte eine strategische Neuausrichtung: Aus dem Dachdeckerbetrieb wurde ein Dienstleister der Wohnungswirtschaft. In weniger als zehn Jahren wuchs die B&O-Gruppe von 200 auf mehr als 1200 Mitarbeiter, der Jahresumsatz stieg von 40 auf 240 Millionen Euro. Aus dem operativen Geschäft hat sich Böhm vor fünf Jahren zurückgezogen, sein Großprojekt in Bad Aibling ist abgeschlossen. Daher könne er sich nun diesem neuen Projekt widmen. Nach seiner Nominierung will Böhm eine Tour durch alle Gemeinden unternehmen, in Kitas, Verwaltungen, Vereinen und Firmen Informationsgespräche führen. Sollte es mit dem Einzug ins Landratsamt nicht klappen, will Böhm seinen Ausflug in die Politik übrigens nicht beenden: In diesem Fall würde er 2014 für den Kreistag kandidieren.

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