Baubranche ausgelastet:Schwierige Zeiten für Gemeinden

Baubranche ausgelastet: Nicht nur im Poinger Seewinkel wird gebaut, sondern überall im Landkreis. Die Firmen freut's, die Kommunen haben oft das Nachsehen.

Nicht nur im Poinger Seewinkel wird gebaut, sondern überall im Landkreis. Die Firmen freut's, die Kommunen haben oft das Nachsehen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Bauunternehmen im Landkreis sind gut ausgelastet - manchen Gemeinden fällt es daher schwer, überhaupt Aufträge zu vergeben. In Oberpframmern zum Beispiel verzögert sich der Krippenbau nun.

Von Korbinian Eisenberger, Oberpframmern

Hans Baumann leitet ein Architektenbüro in Moosach und ist derzeit auf der Suche: nach Abnehmern für Aufträge, genauer gesagt nach Baufirmen, die das umsetzen, was seine Firma plant. Für Firmenchefs wie Baumann ist dies derzeit jedoch ein schwieriges Unterfangen. "Wir haben teilweise Probleme, überhaupt Firmen zu finden, die an Ausschreibungen teilnehmen", sagt Baumann. Und das, obwohl gerade im Februar normalerweise eher Konjunkturflaute im Bauwesen herrscht.

Warum fällt es in diesen Tagen so schwer, Bauunternehmen für Aufträge zu gewinnen? Antworten hat Kreishandwerksmeister Johann Schwaiger. Die Firma Baumann sei kein Einzelfall, so Schwaiger, ähnlich gehe es auch anderen Architekturbüros im Landkreis. "Ein Großteil der Bauunternehmen ist derzeit gut ausgelastet", sagt er. "Die Zinsen sind niedrig, die Leute investieren in ihre Wohnungen". Die Baufirmen selbst berichten von einer hohen Auslastung, trotz der Wintermonate. "Das Wetter ist gut, das kommt uns entgegen", sagt Michael Winter von der SR Bau Blieniger in Poing. Ähnlich ist das bei der Grafinger Firma Emberger. "Wir haben einen dichten Terminkalender", sagt Chef Josef Emberger Junior.

Auf Ausschreibungen meldet sich lange Zeit niemand

Lange Wartezeiten, wenig Konkurrenz - für Bauunternehmen ist das quasi ein Idealzustand. Schwierig ist die Lage jedoch für Architekten und Kunden. Was das bedeutet, zeigt ein Beispiel aus Oberpframmern. Die Gemeinde veröffentlichte kürzlich eine Ausschreibung für Bauarbeiten an der örtlichen Kinderkrippe - mit dem üblichen Ziel, mehrere Angebote zu erhalten, um auswählen zu können. Das Problem: Lange meldete sich niemand. Es sei "derzeit sehr schwer, Firmen zu finden, die an Ausschreibungen teilnehmen", teilte Bürgermeister Andreas Lutz (CSU) in seinem Bericht aus der jüngsten Gemeinderatssitzung mit. Die Baubranche sei "nicht zuletzt durch die überall durchgeführten Aus-, Um- und Neubauten von Asylunterkünften derzeit sehr ausgelastet".

In seinem Bericht bezieht sich der Bürgermeister auf Angaben des Moosacher Architektenbüros, das die Oberpframmerner Kinderkrippe im Herbst 2016 fertigstellen möchte. Dass die hohe Auslastung der Bauunternehmen nur an den Bauarbeiten für Flüchtlingsunterkünfte, an den günstigen Zinsen und am Wetter liegt, glaubt Baumann allerdings nicht. "Entscheidend ist, dass Bauen aufwendiger geworden ist", sagt der Architekt. "Wer heute das gleiche Haus baut wie vor 15 Jahren, muss viel mehr an Arbeitsumfang einplanen als damals". Härtere Bestimmungen, Gagdets wie Fotovoltaikanlagen, Rauchmelder. Zudem sei der technische Aufwand für Elektrizität, Sanitär- und Heizungseinbau enorm. "Wer so etwas installiert, muss sehr gut ausgebildet sein", sagt Baumann.

Die Branche sucht verstärkt nach Fachkräften

Wie schwer es ist, gute Installateure, Handwerker und Baumeister zu finden, zeigen die Zahlen: Die Baubranche sucht händeringend nach Fachkräften, bayern- wie bundesweit. Kältemechatroniker, Heizungsanlagenbauer aber auch gut ausgebildete Handwerker sind nach Angaben der Deutschen Industrie- und Handelskammer (IHK) hochgefragt, allerdings kaum verfügbar. In den vergangenen Jahren klagten Unternehmen zunehmend über freie Ausbildungsplätze, die sich nicht besetzen ließen. Architekten gibt es den IHK-Zahlen nach dagegen genug.

Emberger Junior vom gleichnamigen Bauunternehmen aus Grafing sieht ein weiteres Problem - und zwar bei den Ausschreibungen der Gemeinden. Oft seien die Arbeiten zu kurzfristig und zu kleinteilig. "Ich als Firma möchte möglichst alles machen", sagt er. Die Kommunen würden jedoch mitunter für einzelne Bauschritte verschiedene Unternehmen engagieren - je nachdem, wer die Außenabdichtung oder Deckenbetonierung am günstigsten anbiete. Die Unternehmen würden da gegeneinander ausgespielt, sagt er. "Ich kann aber keine Gewährleistung geben, wenn ich dort drauf baue, wo ein anderer vielleicht ein minderwertiges Teil eingebaut hat", sagt Emberger.

In Oberpframmern sind die Arbeiten an der Kinderkrippe mittlerweile wieder in Gange. Derzeit wird an Deckenelementen und an der Kellerdecke gearbeitet, Ende der Woche soll es die Außenabdichtung gemacht werden. Der Plan war, die Tagesstätte bis zum Beginn des neuen Kindergartenjahres im September fertigzustellen. Dieser Termin, so steht es im Bericht des Bürgermeisters, werde "nicht einzuhalten sein"

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