Oberpframmern:Überzeugungstäter für die Energiewende

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Der Oberpframmerner Arbeitskreis Energie zeigt anhand von sechs Beispielen, wie der Einzelne die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen vorantreiben kann

Von Bastian Hosan, Oberpframmern

Noch ist das Haus von Familie Zankl eingerüstet. Noch herrscht Baustellen-Chaos. Anstatt einer Treppe, die zur Haustür führt, findet sich ein Stapel Paletten. Wackelig ist der. "Das Haus ist von 1971", sagt Bärbel Zankl - entsprechend sei die Energiebilanz gewesen. Für sie und ihren Mann Josef Zankl sei das unerträglich gewesen. "Wir wollten kein Öl mehr verbrennen", sagen die beiden. Daher haben sie begonnen, das Haus fit zu machen für die Zukunft ohne fossile Energieträger: Die alte Ölheizung ist verschwunden. Stattdessen steht im Keller nun eine Pelletheizung; das Dach, die Wände und die Kellerdecke sind frisch isoliert. Kältebrücken, die Wärme aus dem Haus gezogen haben, gibt es nur noch wenige. Auf dem Dach verwandelt eine Solarthermieanlage Sonnenenergie in Wärme.

Am Wochenende konnten die Oberpframmerner sich das Haus der Zankls ansehen. Nicht nur das: In sechs Stationen zeigte der Arbeitskreis Energie, wie es gehen kann mit der Energiewende im eigenen Haus - er hatte zu einem Tag der offenen Tür eingeladen. Seit 2013 kämpft dieses lockere Bündnis von Bürgern dafür, dass sich etwas tut. Das Ziel ist es, fossile Energieträger aus dem Ort zu verbannen. Dafür liefern sie Ideen. Auf dem Supermarkt und dem Sportlerheim sind inzwischen Fotovoltaikanlagen installiert worden. Die Beleuchtung des Ortes wird auf LED umgerüstet. "Es geht um die Zukunft der Region", sagen sie. "Wenn wir nur einen überzeugen, nachzurüsten, haben wir etwas gewonnen." Die Botschaft ist: Jeder kann etwas tun. Jeder sollte etwas tun. Nicht die Politik, nicht die großen Konzerne, jeder ist verantwortlich. Der Klimawandel ist kein abstraktes Etwas. Dafür wollen sie ein Bewusstsein schaffen.

Auch Alois Friedberger ist einer von Oberpframmerns Überzeugungstätern. Als er sein Haus hat bauen lassen, hat er auf jegliche Form von fossilen Energieträgern verzichtet. Fotovoltaikanlagen auf dem Dach seines Plusenergiehaus, sagt er, "liefern im Jahr mehr Strom als es verbraucht." 10 000 Kilowattstunden Strom produziert er jedes Jahr. 2700 von ihnen bleiben übrig, sie speist Friedberger ins Netz ein. Der zweite Bürgermeister, Johan Huber, hat sein Haus im Jahr 1987 gebaut. Seit 28 Jahren heizt er mit einer Holzhackschnitzelheizung im Keller. Um sie zu betreiben, nutzt er das Holz, das ihm sein eigenes Stück Wald liefert. "Alles Reste, die ich ohnehin nicht verkaufen kann." Seine Art der Energieversorgung habe zwar den Nachteil, dass sie jemand ohne ein eigenes Stück Wald kaum selbst umsetzen kann und dass er viel Platz braucht, um die Hackschnitzel zu lagern - "eine Ölheizung war für mich trotzdem nie eine Option." Seit zehn Jahren hat er zudem eine Solarthermieanlage auf dem Dach, seit drei Jahren liefert eine Fotovoltaikanlage Strom.

Wieder ein anderes Konzept verfolgt Reinhold Pelz. Den Strom, den er verbraucht, die Wärme, die er nutzt, produziert ein Mikro-Blockheizkraftwerk. Ein Gasmotor mit einem Wirkungsgrad von 90 Prozent. Das sei umweltschonend und - auch wenn er die Frage eigentlich nicht hören will - er spart dabei. Eine Kilowattstunde Strom kostete ihn ohne die moderne Anlage 25 Cent. Das Gas, das er verbrennt, hingegen nur sechs Cent pro Kilowattstunde. So unterschiedlich diese Konzepte auch sein mögen, sie alle fußen auf derselben Idee: Energie sparen und die Umwelt schützen.

"Es entsteht ein Markt dafür, ein Bewusstsein", sagt Bärbel Zankl. Als Zeichen dafür, dass sich etwas tut, kann man die Fördermaßnahmen des Landes Bayern und auch des Bundes lesen - kann man, muss man aber nicht. Denn noch immer würde die Politik gegen sie arbeiten, sagt Martin Schreiner, Heizungsbauer aus Oberpframmern. Er ist spezialisiert auf neue Energien und sagt: "Wir waren Marktführer im Bereich Fotovoltaik." Inzwischen aber sei dieser Markt nach China abgewandert. Aber man habe die Möglichkeit etwas zu ändern. Dazu ist viel Idealismus nötig. Den will der Arbeitskreis Energie teilen. "Wir wollen die Leute nicht überreden. Wir wollen zeigen, wie es gehen kann." Jeder soll tun, was er kann. Denn klar ist, auch wenn neue Energiekonzepte gefördert werden: Teuer sind sie trotzdem.

Und gerade für Laien ist der Markt unüberschaubar. "Wir haben deshalb für unser Haus ein Energiekonzept erarbeiten lassen", sagt Zankl. Das empfiehlt sie jedem, der in einem alten Haus sitzt und etwas tun will für den Umweltschutz. Denn dann könne man den Ausbau Schritt für Schritt umsetzen.

© SZ vom 27.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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