Oberpframmern:Oligarch kauft Gasspeicher Wolfersberg

Eine Investorengruppe um den russischen Geschäftsmann Michail Fridman übernimmt die Firma DEA, zu der auch die Anlage nördlich von Oberpframmern gehört.

Von Wieland Bögel

Ein wichtiges Stück Infrastruktur im Landkreis hat den Besitzer gewechselt. Der Erdgasspeicher in Wolfersberg zwischen Oberpframmern und Zorneding wurde nun an die Investorengruppe LetterOne um einen russischen Oligarchen verkauft. Ob dies Auswirkungen auf den Standort haben wird und welche das sein könnten, ist noch völlig unklar. Seitens des Betreibers der Anlage in Wolfersberg, der Firma Bayerngas, ist man vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Russland und dem Westen durchaus besorgt über den Besitzerwechsel.

Oberpframmern: Noch weist das Schild am Eingang des Wolfersberger Gasspeichers den RWE-Konzern als Eigentümer aus.

Noch weist das Schild am Eingang des Wolfersberger Gasspeichers den RWE-Konzern als Eigentümer aus.

(Foto: Christian Endt)

Dieser zeichnete sich bereits seit einigen Monaten ab. Der in Geldnot geratene Energieversorger RWE suchte schon geraume Zeit nach einem Käufer für seine Tochterfirma DEA, zu derem Betriebsvermögen unter anderem auch der Gasspeicher in Wolfersberg gehört. Aussichtsreichster Interessent für DEA war die Investorengruppe LetterOne um den russischen Oligarchen Michail Fridman.

Wertvolle Reserven in der Tiefe

Bis in die späten 1960er Jahre war die heutige Speicheranlage in Wolfersberg ein Erdgasfeld. Erstmals angezapft wurde das Reservoir im Jahr 1958, zwei Jahre später begann zwischen Oberpframmern und Zorneding die kommerzielle Erdgasförderung. Diese dauerte knapp acht Jahre lang und brachte insgesamt 432 Millionen Kubikmeter Erdgas an die Oberfläche. Von 1971 an wurde Wolfersberg dann zum Gasspeicher umgebaut, zwei Jahre später konnte die Anlage ihren Betrieb aufnehmen.

Zum Start hatte Wolfersberg eine Kapazität von 161 Millionen Kubikmeter, nach mehreren Erweiterungen, zuletzt 2009, können dort in 3000 Metern Tiefe 365 Millionen Kubikmeter Gas gespeichert werden. Damit ist der Speicher eher ein kleinerer seiner Art, andere können mehrere Milliarden Kubikmeter vorhalten. Bedeutsam ist der Speicher aber trotzdem, er gilt als sehr flexibel. Innerhalb einer Stunde kann Wolfersberg 140 000 Kubikmeter Gas aufnehmen und sogar 240 000 Kubikmeter ins Netz abgeben. wkb

Nun wurde bekannt, dass die Bundesregierung dem Verkauf von DEA - Kostenpunkt 5,1 Milliarden Euro - zugestimmt hat. Man erwarte dadurch "keine Beeinträchtigung der Versorgungssicherheit", heißt es aus dem Wirtschaftsministerium, schließlich handele es sich bei LetterOne um einen europäischen Investor. Tatsächlich hat die Firma offiziell ihren Sitz in Luxemburg - und zuletzt sehr viel Geld mit Geschäften in Russland verdient. So verkaufte LetterOne vor zwei Jahren seine Anteile am Ölunternehmen TNK-BP für 55 Milliarden Dollar an die russische Staatsfirma Rosneft, die damit zum weltweit größten Öl- und Gaskonzern der Welt wurde.

Diese Verbindungen nach Osten betrachtet man in Bayern mit Sorge. Kurz nach Bekanntwerden des Verkaufs von DEA an die Luxemburger Firma warnte Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) vor möglichen Folgen. Es sei nicht auszuschließen, so die Ministerin, dass ein Unternehmen wie LetterOne "der Einflussnahme anderer Staaten ausgesetzt" sei. Aigner forderte zudem die Bundesregierung auf, eine nationale Erdgasreserve aufzubauen, die den Verbrauch von 45 Tagen abdeckt.

Eine solche strategische Reserve, besonders für Süddeutschland, würde man sich auch bei Bayerngas wünschen, sagt Ulf Brenscheidt. Er ist Geschäftsführer der Bayerngas-Tochterfirma Bayern-ugs, die für den Speicher Wolfersberg zuständig ist. Zwölf Mitarbeiter sind auf der Anlage, die Bayerngas seit 40 Jahren betreibt, im Einsatz. Ein Großteil der Technik zum Verpressen und Entnehmen des Gases ist im Besitz von Bayerngas, RWE/DEA gehörte die Lagerstätte. Von deren Verkauf an LetterOne erwartet Brenscheidt zunächst zwar keine dramatischen Veränderungen, "das geht jetzt erst einmal weiter wie gehabt". Er verweist auf langfristige Verträge: Noch bis 2027 läuft die derzeit gültige Vereinbarung zwischen Bayerngas und RWE/DEA, an die auch der neue Eigentümer gebunden sei.

Dennoch teile er die Sorgen der Wirtschaftsministerin, dass es bei einer Verschärfung der Ukraine-Krise auch zu Einflussnahmen Russlands auf die Energieversorgung hierzulande kommen könne, sagt Brenscheidt. Dass davon auch Wolfersberg betroffen sein könnte, sei nicht auszuschließen, "das sind neue Eigentümer, keine Ahnung, was denen einfällt - wenn man stören will, kann man das immer".

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