Notwendiger Flächentausch:Vorsichtig optimistisch

Die Fraktionen bewerten die Perspektiven für das Parsdorfer Gewerbegebiet recht unterschiedlich

Von Wieland Bögel, Vaterstetten

Die Landtagswahl wird spannend, darüber dürften sich alle einig sein - besonders spannend dürfte der Ausgang des Urnenganges aber in der Großgemeinde beobachtet werden. Denn möglicherweise entscheidet sich am 14. Oktober, wie und ob es mit Vaterstettens derzeit wichtigstem Projekt weitergeht: dem geplanten Industriegebiet nördlich der Autobahn 94 bei Parsdorf.

Dieses wird bereits seit mehr als einem Jahr im Gemeinderat und seinen Gremien besprochen, geplant und vorbereitet. Auch wenn das meiste davon hinter verschlossenen Türen passierte, der ungefähre Plan ist bekannt: Die Gemeinde hat sich mit der Firma VGP GmbH zusammengetan, die bei Neufarn vor einigen Jahren einige Hektar Grund gekauft hat. Die belgisch-luxemburgische Gesellschaft ist auf Spekulationen mit Gewerbeimmobilien spezialisiert, kann die Flächen allerdings nicht entwickeln, weil die Gemeinde vor einigen Jahren beschlossen hat, die Ortschaften nicht zusammenwachsen zu lassen. Daher wollen Gemeinde und VGP nun deren Grundstück dem Freistaat anbieten, um im Gegenzug eine mehr als 60 Hektar große Fläche des Staatsgutes Grub zu erhalten. Was damit geschehen soll, ist ebenfalls schon in den Grundzügen bekannt. Auf rund 40 Hektar soll ein Münchner Maschinenbauer einen Produktionsstandort mit mehr als 1000 Arbeitsplätzen ansiedeln. Außerdem hat der Autobauer BMW Interesse geäußert, dort ein Logistikzentrum zu errichten.

Doch gerade Letzteres ist Ende September ein Stück unwahrscheinlicher geworden. Denn für den Grundstückstausch wäre die Zustimmung der Staatsregierung nötig, genauer des Ausschusses für Staatshaushalt und Finanzfragen. Doch dessen letzte Sitzung vor der Wahl war Ende September - und die Angelegenheit Parsdorf stand nicht auf der Tagesordnung. Was im Vaterstettener Rathaus allerdings nicht besonders zu beunruhigen scheint: Wirtschaftsförderer Georg Kast erklärte, es reiche, wenn der Tausch bis Jahresende über die Bühne gehe - ansonsten allerdings sei zumindest der BMW-Standort wohl erledigt, da der Autobauer Anfang kommenden Jahres sein Logistikzentrum errichten wolle.

Bürgermeister Georg Reitsberger (FW) sieht aber keine größeren Probleme, jetzt müsse eben die nächste Landesregierung den Flächentausch beschließen. Wobei, das räumt der Bürgermeister ein, noch ein Hindernis zu bewältigen ist: Der Freistaat will nämlich keinen Tausch eins zu eins, sondern verlangt zusätzlich zum Grundstück in Neufarn einen finanziellen Ausgleich. "Das ist mehr als ein bisschen was", meint Reitsberger, trotzdem seien "bis jetzt keine Gründe zur Besorgnis gegeben, es scheint alles noch machbar".

Ähnlich zuversichtlich zeigt sich auch der Chef der größten Gemeinderatsfraktion, Michael Niebler (CSU): "Ich kann mir vorstellen, dass es was wird." Als Prognose möchte er dies allerdings ausdrücklich nicht verstanden wissen, "das wäre Kaffeesatzleserei, ich bin in die Verhandlungen nicht involviert". Daher könne er auch nicht ausschließen, dass es nichts wird, mit dem Projekt. Niebler betont außerdem die Bedeutung des Gewerbegebietes, dieses sei unverzichtbar "für eine nachhaltige Finanzierung" der Gemeinde. Darum habe man auch mit der Planung beginnen müssen, bevor der Grundstückstausch abgeschlossen war: "BMW bettelt nicht bei den Gemeinden um Standorte, wir müssen die Voraussetzungen schaffen", sagt Niebler.

Eine Prognose zur Zukunft des geplanten Gewerbegebietes möchte auch SPD-Fraktionssprecher Sepp Mittermeier nicht abgeben. Er hält es aber für möglich, dass es schwierig werden könnte: "Wir haben eine neue Regierung nach der Wahl, wie die zu dem Tausch steht, das wird sich zeigen." Für Mittermeier, dessen Fraktion genau wie die Grünen und die FBU/AfD gegen das Projekt gestimmt haben, ist die aktuelle Unsicherheit über das Vorhaben auch eine Bestätigung seiner Kritik daran: Die Verwaltung und die Mehrheit aus CSU, FW und FDP habe das Projekt zu schnell auf den Weg bringen wollen. "Wir sollten hier etwas mehr Geduld aufbringen." Bei der SPD teilt man die Auffassung der Mehrheitsfraktion und der Verwaltung, dass die Fläche nördlich der Autobahn ideal ist, für ein Gewerbegebiet: "Das ist eine top-optimale Lage, aber da sollten wir auch warten, bis sich etwas Optimales findet."

Der Meinung ist auch Axel Weingärtner, der Grünen-Fraktionssprecher. Für seine Partei sei die Ausweisung von Gewerbegebieten ja immer "eine heikle Angelegenheit" wegen des Flächenverbrauchs. "Aber wir brauchen auch die Steuereinnahmen", daher sei man nicht grundsätzlich gegen die Entwicklung nördlich der Autobahn. Jedoch hätte man es "gelassener angehen können und nicht den erstbesten Bewerber nehmen". Dann hätte man nun auch keinen Druck beim Grundstückstausch, "wenn wir die Flächen jetzt nicht kriegen, dann hat es sich erledigt". Ob es soweit kommt, darüber wagt auch Weingärtner keine Prognose.

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