"Notlösung" soll noch mal überdacht werden:Zusammen leben statt abgrenzen

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Zaun zwischen Asylbewerbercontainern und Gymnasium Grafing stößt auf Widerstand. Das Landratsamt prüft Alternativen.

Von Sophie Rohrmeier

Nach den ersten Überlegungen sollte ein Bauzaun das Gymnasium Grafing von den Containern für Asylbewerber abgrenzen. Foto: Endt (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Asylbewerber hinter einem Bauzaun: Gegen dieses Szenario formiert sich nun in Grafing die Kritik der politischen Parteien und auch der stellvertretenden Leiterin des Grafinger Gymnasiums, Nicole Storz. Sie schließen sich in ihrer Haltung Heinz Fröhlich vom Bündnis für Grafing (BfG) an. Der bittet in einer Pressemitteilung das Landratsamt, die geplante "Notlösung Gymnasium Grafing" noch einmal zu überprüfen. Denn auf dessen Sportplatz sollen 40 Asylbewerber in Containern unterkommen. Die Pläne des Landratsamtes: die Container hinter einem Bauzaun mit separatem Zugang abgrenzen und die Anlage zudem durch einen Wach- und Schließdienst beobachten lassen. Dieses Bild zeichneten Landrat Robert Niedergesäß (CSU) und weitere Mitarbeiter des Landratsamts kürzlich auf dem Informationsabend für Eltern und Anwohner in der Aula des Grafinger Gymnasiums mit.

"Es tut unserer Stadt nicht gut, wenn traumatisierte Asylbewerber im Angesicht einer unserer Schulen hinter einem Maschendrahtzaun ihrer ungewissen Zukunft entgegenblicken. Oder anders ausgedrückt, wenn unsere Kinder im wahrsten Sinne des Wortes Zaungäste einer verfehlten Asylpolitik werden", schreibt Heinz Fröhlich in seiner Mitteilung. Diese Pläne des Landratsamtes konterkarierten ein Zusammenleben mit den Asylbewerbern.

Franz Frey, SPD-Stadtrat und Deutschlehrer für Asylbewerber, sieht keine Gefährdung der Schüler, sondern eine Chance in der nahen Unterbringung der Asylbewerber. "Es liegt an uns, dass wir auf sie zugehen und mit ihnen sprechen." Es gebe freundlichere Wege als einen Bauzaun, um den Menschen klar zu machen, dass sie nur auf Einladung auf das Schulgelände dürften. Ähnlich äußern sich auch Wolfgang Huber von den Grünen und Christian Einhellig von den Freien Wählern, der aber eine "gefälligere Einhausung" für sinnvoll hält, wenn sich Eltern dann wohler fühlten. Der CSU-Ortsvorsitzende und Stadtrat Josef Corpus hält einen Zaun an sich indes "nicht unbedingt für richtig". Er vertraue darauf, dass das Landratsamt seiner Verantwortung gegenüber den Asylbewerbern entspreche. Man müsse lernen, miteinander zu leben. "Und das geht ohne Zaun besser, das ist klar."

Das Zusammenleben ist auch Nicole Storz, der stellvertretenden Schulleiterin am Gymnasium, ein Anliegen; an der Schule gebe es Überlegungen, einen Projekttag zum Thema Asyl oder Fußballspiele mit den Asylbewerbern zu organisieren. Einen Zaun bewertet Storz als "ungünstig". Zwar sei eine klare Trennung des Sportplatzes, vor allem der Wiese, von den Containern nötig. Sie wolle verhindern, dass der Sportplatz unbenutzbar wird. "Denn meine erste Aufgabe ist es, den Unterricht am Laufen zu halten." Aber sie selbst sei in Kontakt mit dem Landratsamt, um dort nach einer Alternative zu einem Zaun zu fragen, "damit man nicht absperren muss".

In der Behörde selbst heißt es, auf diese Rückmeldung hin werde nun eine Lösung ohne Bauzaun im Liegenschaftsamt geprüft. Der Zaun aus Metallgitter sei von Anfang an nur eine von mehreren "angedachten Lösungen" gewesen, die auf einem Vorschlag der Containerfirma basiere, so die Leiterin der Abteilung Soziales, Stefanie Geisler. Die Wünsche der Schule bestimmten, ob ein Bauzaun, eine Alternative oder gar nichts aufgestellt werde. "Wir hängen nicht an der Bauzaunlösung", so Geisler. Auch eine mündliche Absprache mit den Bewohnern der Container sei denkbar. Am heutigen Mittwoch soll laut Landratsamt ein Ortstermin mit Verantwortlichen der Schule stattfinden.

© SZ vom 18.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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