Nominierungsversammlungen in Grafing:Frauen an die Macht

Für die Nachfolge von Bürgermeister Rudolf Heiler bewerben sich Gabriela Wischeropp von den Freien Wählern und Grünen-Fraktionschefin Angelika Obermayr

Thorsten Rienth

Das Rennen um die Nachfolge von Bürgermeister Rudolf Heiler (Freie Wähler) ist eröffnet: Praktisch zeitgleich haben die Grafinger Freien Wähler und Grünen am Donnerstagabend ihre Kandidaten nominiert. Für die Freien Wähler geht die stellvertretende Ortsvorsitzende Gabriela Wischeropp an den Start. Bei den Grünen tritt Fraktionschefin Angelika Obermayr an. Konkurrenten gab es für beide nicht.

Grafings FW-Chef Christian Einhellig war aufgeregt an diesem Donnerstagabend im "Heckerbräu". "Das ist ein historischer Abend für uns", sagte er. Ob früher noch ÜWG, später dann FWG oder inzwischen FW - nie zuvor hatten die Grafinger Parteifreien einen Bürgermeisterkandidaten aufgestellt. "Jetzt ist es soweit, erstmals sind wir dabei" - und zwar mit Gabriela Wischeropp. Einstimmig habe sich der FW-Vorstand dafür ausgesprochen, die stellvertretende Ortsvorsitzende vorzuschlagen, berichtete Einhellig. "Sie bringt die nötige Motivation und Qualifikation mit", warb Einhellig für seine Stellvertreterin. Einstimmig war dann auch das Ergebnis der Wahl.

"Es geht ganz klar darum, das Ding zu rocken, Bürgermeisterin zu werden", gab die 49-Jährige als Ziel aus. Sie lebt seit zehn Jahren in Grafing, wo sie einige Jahre zuvor eine Marketingagentur gründete. Mit ihr betreue sie Unternehmen etwa bei deren PR-Arbeit, stellte sich die Mutter einer 10-Jährigen Tochter vor. Zudem arbeite sie als Trainerin und Coach für Kommunikationsmanagement, Schwerpunkt Sozialkompetenz. Politisch stehe sie beispielsweise für "generationenübergreifende Lösungen in einer familienfreundlichen, lebendigen Gemeinde", für ein "attraktives Stadtbild und mutigen, neuen Verkehrsführungen" und "für ein organisches und moderates Wachstum unserer Stadt".

Die Inhalte ihres Wahlkampfes würden gerade erarbeitet: "Wir sind dabei, einen Prozess zu entwickeln und Inhalte und Wege zu konkretisieren", sagte sie. Daraus würden sich in den nächsten Wochen Schwerpunktthemen ableiten. "Grundsätzlich kann man aber nichts ausblenden. Soziales, Kulturelles, Energie - es gehört ja alles irgendwie zusammen."

Angelika Obermayr, die die Grünen ebenfalls einstimmig nur ein paar Schritte weiter im "Kastenwirt" nominierten, war schon weiter. Die Fraktionschefin trat die Wahl mit einer vierseitigen Agenda für Grafing an. Stichwort Verkehrspolitik: "Mit der Beruhigung des Marktplatzes zu einem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich kann sofort begonnen werden. Wir brauchen nur den Mut, endlich anzufangen." Auch den Stadtbus als Pendelbus zu den Eilzügen nach Grafing Bahnhof wolle sie wieder einführen. Thema Städtebaupolitik: "Sport ist wichtig für die Identität der Stadt, auch wenn es etwas kostet. Darf ich von einer interkommunalen Ballsporthalle träumen - in der ich unsere Volleyballer dann endlich in der ersten Bundesliga sehe?" Oder Kulturpolitik: "Keine Nutzungsgebühren für Grafinger Vereine und Schulen in der Stadthalle!"

Mit ihrem Führungsstil im Rathaus wolle sie sich deutlich von ihrem Vorgänger abheben, kündigte sie an. "Eine neue Politik braucht auch einen neuen Politikstil." Einen, der "das ungeheure Potenzial an Grafinger Köpfen" einbinde. Einen, bei dem Meinungen einzelner Lokalpolitiker nicht mehr abtropften, weil sie in der falschen Partei, dem falschen Parteiflügel oder dem falschen politischen Lager angehörten. "Das heißt nicht, dass ein Bürgermeister nicht auch mal Konflikte eingehen muss. Wenn zum Beispiel Geschwindigkeitsmessungen in Spielstraßen nicht durchgeführt werden - aus Angst vor Beschwerden der Autofahrer." Auch in einem weiteren Punkt spielte sie auf Heiler an. "Ich brauche keinen Dienstwagen - damit entfällt auch die Notwendigkeit, bei Veranstaltungen in der Feuerwehreinfahrt zu parken." Carsharing und Fahrrad würden ihr reichen.

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