Neujahrsempfang in Pliening:Aufruf zur Wertschätzung

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Pliening präsentiert sich als funktionierende Gemeinde. Der Bürgermeister appelliert aber ans Umweltgewissen seiner Mitbürger, und die Kirchenvertreter fordern mehr Gnade in der alltäglichen Kommunikation

Von Elisabeth Urban, Pliening

"Wenn man will, dass das Jahr erfolgreich wird, muss man am ersten Januar damit beginnen" zitiert der Plieninger Bürgermeister Roland Frick einen unbekannten Autor, und fügt dann an: "19 Tage haben wir jetzt rum, haben wir schon angepackt." Die zwölf Tische im Bürgerhaus sind gut besetzt, die Musikkapelle Gelting hat aufgespielt, und Frick beginnt seine Rede, indem er in Anbetracht der weltweiten Naturkatastrophen im vergangenen Jahr zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit der Umwelt aufruft.

"Mich bringt es immer wieder auf die sprichwörtliche Palme, dass viele von uns immer noch viel zu leichtfertig mit unserem blauen Planeten umgehen", sagt der Bürgermeister und zählt dann einige Beispiele auf, wie sich auch die Gemeinde oder der Einzelne für eine Verbesserung einbringen könne. So wurden beispielsweise bei einem Teil der Straßenlaternen LED-Lampen eingesetzt, er lobt die Fotovoltaikanlagen auf öffentlichen Gebäuden und neu geschaffene Blühflächen. Der 65-Jährige bringt dabei auch den Wunsch nach einer Zusammenarbeit mit Landwirten in ökologischen Fragen an.

Alle Tische gut besetzt, die Geltinger Musikkapelle spielt - alles so wie immer beim Neujahrsempfang in Pliening. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Spatenstich für ein neues Feuerwehrhaus, diverse abgeschlossene Bau- und Infrastrukturprojekte, abgeschlossener Breitbandausbau - Frick berichtet von den Erfolgen des vergangenen Jahres. Man habe zudem die drei Ortsfeuerwehren "in einheitliche Schutzkleidung gesteckt" und nach einem jahrelangen Kampf wurde der Fußweg zwischen dem Plieninger Ortseingang und dem Steinbergweg auch für Fahrradfahrer freigegeben: "Jetzt funktioniert's", so Frick. Zwar sei in den letzten Wochen des Vorjahres auch die neue Buslinie 262 zur besseren Anbindung an die Bahn in Betrieb genommen worden, doch Frick gibt zu, dass man auch im kommenden Jahr noch einiges Geld für den PPA - den öffentlichen Busverkehr Pliening, Poing, Anzing - in die Hand nehmen müsse. "Nur ein attraktiver ÖPNV bringt die Leute dazu, das Auto stehen zu lassen", sagt er. Außerdem sei es "nicht so prickelnd" zum Beispiel bei Geburtstagsbesuchen zu hören, dass die Anbindung gerade für ältere Menschen nicht ausreichend vorhanden ist.

Mit der Finanzlage zeigt sich der CSU-Mann zufrieden, und er nennt gerne die zugehörigen Zahlen: Die Pro-Kopf-Verschuldung der Gemeinde liege mit 90 Euro pro Einwohner deutlich unter dem Vergleichswert mit anderen, ähnlich großen Gemeinden. "Man muss mit seinem Einkommen das Auskommen haben" philosophiert Frick dazu. Nachdem er sich dann bei den Bürgerinnen und Bürgern für ihr ehrenamtliches Engagement bedankt, zählt er noch einige Bauprojekte des kommenden Jahres auf, von der Sanierung der Grundschule über eine Wertstoffinsel bis hin zum Hochwasserschutz. Was im Jahr der Kommunalwahlen natürlich nicht fehlen darf, folgt zum Schluss: Die Aufforderung, sich im März mit dem Gang zur Wahlurne politisch zu beteiligen.

Bürgermeister Roland Frick begrüßt alle Gäste des Neujahrsempfangs persönlich: Sandra mit Mutter Anita Hackl und Opa Theo Sterzer. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Landrat Robert Niedergesäß, den Frick noch spontan um einige Worte gebeten hat, beginnt mit der Ankündigung, er habe aufgrund der Spontanität "nicht die Möglichkeit - zum Glück - zu allen Punkten etwas zu sagen", und punktet damit beim Publikum. Er spricht aber unter anderem die "seit über 30 Jahren, 35 Jahren etwa" geforderte Fußgängerampel in Ottersberg an, ein Versuch mit einer mobilen Ampelanlage über ein Jahr werde nun gestartet um zu zeigen, dass diese Ampel definitiv eine "Bedarfsampel" sei. Abschließend bezieht er sich auf die beiden Wappentiere der Gemeinde und des Landkreises, Pliening sei eben "eine bärenstarke Gemeinde in einem saustarken Landkreis".

Die evangelische Pfarrerin Johanna Thein wünscht in ihrer Rede ein "mutiges Jahr", allen Zweifeln die man vielleicht mitbringt zum Trotz, und der katholische Pfarrer Norbert Joschko, der sich selbst als den "bärtigen Pfarrer" bezeichnet, ruft zu "Gnade und Friede" in der alltäglichen Kommunikation mit-, über- und gegeneinander auf. Diakon Michael Ibler schlägt eine ähnliche Tonlage an, er appelliert in seinem Grußwort dazu, "den Spieß einmal umzudrehen": In einer Zeit, in der allgemein die Bedrohung von engagierten Menschen in Politik und Ehrenamt zunehme, solle man 2020 in Pliening einen Gegenpol setzen, mehr Wertschätzung zeigen: "Wir beschimpfen unsere Leute nicht, wir loben sie", das wolle er im kommenden Jahr über Pliening sagen können.

© SZ vom 20.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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