Neues Verkehrsprojekt:Über fünf Brücken musst du radeln

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Die Grünen wollen eine Schnellverbindung München-Ebersberg nach und nach verwirklichen. Denn dafür müssen einige Straßen überwunden werden

Von Iris Hilberth, Haar/Vaterstetten

Ein Radschnellweg soll Pendler flott und autofrei in die Arbeit bringen. Weit weniger flott ist erfahrungsgemäß die Umsetzung solcher Vorhaben. Die Grünen im Münchner Osten satteln daher jetzt gemeinsam um und wollen einen "schnellen Radweg" von Ebersberg und Grafing bis zum Ostbahnhof voranbringen. Die abgespeckte Version einer Radautobahn auf vorhandenen Nebenstraßen und Wirtschaftswegen entlang der Bahn war nun Thema einer mit etwa 120 Interessierten gut angenommenen Online-Infoveranstaltung.

Vorbild ist die Radschnellverbindung von Sauerlach über Oberhaching nach München. Während dies aber ein Projekt der Hachinger-Tal-Gemeinden und des Landkreises München war, wagt man sich im Osten nun an ein landkreisübergreifendes Konzept heran und bindet auch die östlichen Münchner Stadtteile mit ein. Denn von den fünf Radschnellwegen ins Umland, die derzeit von der Stadt München untersucht werden, führt keiner in den Südosten Richtung Ebersberg.

"Das Wirtschafts-und Mobilitätsaufkommen wächst und wir brauchen dringen andere Lösungen", sagte der Oberschleißheimer Grünen-Landtagsabgeordnete Markus Büchler. Das Vorbild sei Kopenhagen, das früher noch mehr auf Autoverkehr ausgerichtet gewesen sei als München. Inzwischen fahre dort jeder Zweite mit dem Rad zur Arbeit. "Und man hat auch nicht mit brutaler Ökodiktatur die Leute in den Sattel geknüppelt, sondern die Infrastruktur verbessert", so Büchler. Wichtig seien Hauptrouten für den Radverkehr mit einer Funktion wie Autobahnen.

Dass sich die Strecke im Münchner Osten, wie sie sich die Grünen vorstellen, auch auf den bestehenden Wegen nicht sofort komplett umsetzen lässt, ist den Initiatoren klar. Schließlich gilt es in vielen Bereichen mit der Bahn zu verhandeln. Auch müssten insgesamt fünf Brücken gebaut werden. Thomas von Sarnowski, Kreisrat in Ebersberg und seit dem vergangenen Wochenende Landesvorsitzender der Grünen, hat das Projekt mit angestoßen und ist in den vergangenen Monaten die etwa 25 Kilometer lange Strecke mehrmals abgeradelt. Er spricht von seiner "Herzensangelegenheit" und sagt: "Wir müssen in den einzelnen Gemeinden Stück für Stück Verbesserungen schaffen. Mit dieser Salamitaktik wird daraus ein Stück werden." Er ist überzeugt: "Wenn man das von A nach B durchplant, dauert es 20 Jahre." Der Pragmatismus stehe im Vordergrund, betonte auch Haars Zweiter Bürgermeister, Ulrich Leiner: "Lieber den Spatz in der Hand."

In Haar soll der Radweg stadteinwärts am Bahnhof auf die Nordseite wechseln. Die Brücke über die Vockestraße zählt zu den längerfristigen Zielen, Leiner rechnet hier mit einer siebenstelligen Summe. Zuversichtlich stimmt ihn allerdings das bereits beschlossene Haarer Mobilitätskonzept. Im benachbarten Vaterstetten wünscht man sich eine Fahrradbrücke über die Möschenfelder Straße. Den Weg entlang der Bahn gibt es schon, er ist allerdings genauso wie in Grasbrunn nicht asphaltiert. "Wenn ich im Anzug und mit Laptop unterwegs bin, brauche ich keinen gekiesten Weg", sagte Grünen-Gemeinderätin Mitchell Nelson, weil es bei dem Projekt vor allem um Pendler und nicht ums Freizeitradeln geht. Auf Münchner Stadtgebiet wollen die Grünen aus Berg am Laim für den schnellen Radweg den alten Rosenheimer Bahndamm nutzen. Auch soll die Fußbrücke über den Ring genutzt werden.

Gelöst werden muss auf allen Teilbereichen noch das Problem mit den Fußgängern, die ja auch auf diesen Wegen unterwegs sind. Konflikte zwischen Hundebesitzern und schnellen Radlern sind da nicht so abwegig. Man müsse eventuell einen separaten Weg für Fußgänger schaffen, findet Nelson. "Es ist ein lebendiges Projekt und wir freuen uns auf Input", betonte von Sarnowski. Am 1. August soll gemeinsam alles abgeradelt werden.

© SZ vom 22.04.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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