Neues Café:Ein 20-Jähriger belebt das Ortszentrum

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Quentin Slowik übernimmt die leer stehende Bäckerei in Steinhöring und hat ehrgeizige Pläne. Schon im Frühjahr könnte es losgehen.

Von Georg Reinthaler

Alle Steinhöringer, die Wert auf eine gemütliche Café-Atmosphäre legen, müssen seit einigen Monaten in die Kreisstadt fahren. Mit der Geschäftsaufgabe der Traditionsbäckerei Scholz in der Münchener Straße bleiben im Moment nur noch Filialen zweier Bäckereiketten. Doch das soll sich schon in Kürze wieder ändern: Anstelle des seit Anfang November anzutreffenden Verkaufswagens auf dem Parkplatz werden Anwohner und Passanten dann auf runderneuerte Bäckereiräume mitsamt einem ansprechenden Cafébereich treffen. Hinter dem mutigen Konzept steckt der Geschäftssinn des 20-jährigen Quentin Slowik aus Steinhöring. Er möchte mit seinem eigenen Geschäft das Dorfleben in seinem Heimatort beleben und einen sozialen Treffpunkt schaffen.

"Im Moment muss ich noch abwarten, bis mein Vorgänger die Bäckerei ausgeräumt hat. Aber sobald das erfolgt ist, lege ich sofort los", erklärt Quentin Slowik und der Tatendrang ist ihm anzumerken. Der Einzelhandelskaufmann hat bei Käfer in München gelernt und verfügt über Erfahrung im Lebensmittel- und Gastronomiebereich.

Im Moment schleppt der junge Selbständige jeden Tag mehrere Körbe mit selbstgemachten Sandwiches aus der gegenüberliegenden Metzgerei seiner Mutter über die Münchener Straße in einen großen Verkaufswagen. Auf Handzetteln liest man über "Quentin's feine Brot- und Backwaren im Verkaufsmobil". Dort bietet er zusammen mit seinen Mitarbeiterinnen Produkte an, die er von einer Bäckerei aus der Region bezieht und eben seine ganz speziellen Sandwiches. "Gerade die Handwerker schwören darauf und loben mich für meine kreativen Einfälle", sagt Slowik stolz. Allerdings kann das gut laufende Verkaufsmodell mittels Anhänger keine Dauerlösung sein, denn das Gefährt ist einfach nicht für den strengen Frost während der Wintermonate ausgelegt.

Aber auch diese Einschränkung hat Slowik längst in seine ehrgeizigen Planungen mit einkalkuliert: "Es wird darauf hinauslaufen, dass ich zunächst einmal die alten Bäckereiräume beziehe und dort den Betrieb aufnehme. Wenn es die Witterung im kommenden Frühjahr dann erlaubt, starte ich gleich mit dem Umbau." Dann wird kurzzeitig noch einmal der ausgeliehene Verkaufsanhänger in die Münchener Straße zurückkehren.

Nach der Modernisierung erwarte die Steinhöringer eine optisch ansprechende Bäckerei mit frischen Waren aus regionalen Zutaten sowie ein kleines Café, verspricht Quentin Slowik. Nach seiner Lehre hat er auf der Berufsoberschule das Abitur erworben und wagt nun den Schritt in die Selbständigkeit. "Mir ist bewusst, dass ich zunächst Kredite aufnehmen und Schulden abbezahlen muss, aber die Rückmeldungen seitens der Bürger und meiner Bekannten sind ausschließlich positiv."

In Steinhöring bestehe eine große Nachfrage nach der Rückkehr eines traditionellen handwerklichen Bäckereigeschäfts. Die ehemalige Bäckerei Scholz, die Slowik wiederbeleben wird, steht schon seit einigen Monaten leer, weil der Besitzer selbst keinen Nachfolger gefunden hat.

Für Quentin Slowik heißt es jetzt weiterhin, jeden Tag um 4.30 Uhr aufzustehen, damit sich Berufspendler und Anwohner bereits frühmorgens mit Semmeln, Brezen und Sandwiches versorgen können. Als zusätzlichen Service hat er seinen Verkaufswagen nicht nur an den Wochentagen, sondern auch samstags und sonntags geöffnet. "Natürlich ist das anstrengend, aber ich bin fest davon überzeugt, dass sich mein Konzept durchsetzen wird."

Seine Mutter Petra Fischer-Slowik leitet zusammen mit ihrem Bruder Wolfgang Fischer seit mehr als einem Jahrzehnt die 1961 als Familienbetrieb gegründete und bis heute in dieser Form bestehende Metzgerei mit 25 Angestellten. Für sie ist es eine große Ehre, dass ihr Sohn sich für den traditionellen Weg entschieden hat: "Auf diese Weise ist es möglich, den großen Discounter-Ketten etwas Paroli zu bieten." Außerdem sei die Nahversorgung in Dörfern gerade für Senioren von großer Bedeutung.

Andreas Schreiber betreibt das Schreibwarengeschäft direkt neben der in Kürze wiedereröffneten Bäckerei und hofft auf mehr Laufkundschaft durch den neuen Nachbarn. "Ich denke, dass wir voneinander profitieren können und der Ortskern wieder eine Aufwertung erfährt."

Dem schließt sich Bürgermeister Alois Hofstetter an: "Ich finde es großartig, wenn junge Menschen Mut beweisen und etwas in ihrem Heimatort wagen." Mit dem neuen Café werde auch gleichzeitig eine große Lücke in der Hauptstraße geschlossen, welche durch den Wechsel des Betreibers des ehemaligen und jetzt leer stehenden Bistros "Number One" zum neuen Pächter der Sportgaststätte entstanden sei.

Quentin Slowik ist unterdessen schon wieder mit dem nächsten Korb voller Brezen und Sandwiches unterwegs zu seinem Verkaufswagen: "Damit der Nachschub nicht ausgeht." An Abnehmern und möglichen künftigen Stammkunden mangelt es definitiv nicht.

© SZ vom 02.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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