Süddeutsche Zeitung

Neue Pläne in Grafing:Eiswaffeln auf Pflastersteinen

Lesezeit: 3 min

Grafings Bauausschuss beschließt, den Öxinger Platz mit Sitzgelegenheiten aufzuwerten. Aus dem schräg gegenüber liegenden Fernsehgeschäft von Sepp Carpus soll im Frühjahr ein Eiscafé werden

Von Thorsten Rienth, Grafing

Ein Eiscafé nebenan, zwei Vier-Meter-Bänke auf dem Platz selbst. Dazu noch Fahrradständer, neue Holzeinfassungen für die Bäume und heller gestaltete Lampenmasten - so sieht der neue Plan für die Umgestaltung des Öxinger Platzes an der Rotter Straße in Grafing aus. Im städtischen Bauausschuss ist zudem die Entscheidung über den Sieger des Bürgerwettbewerb-Kunstwerks für die Nordostecke des Areals gefallen.

Den Beschlüssen aus der Sitzung am Dienstagabend geht ein jahrelanges Ringen voraus. Ursprünglich hatte der Stadtrat angedacht, den Platz mit einem Café zu beleben. Doch an dessen Stelle zogen zum Beispiel ein Friseur und eine Arztpraxis an den Öxinger Platz ein. Daraufhin häuften sich Klagen über den eigentlich fertigen, aber nach Ansicht vieler leblosen Platz.

Also schickten CSU-Fraktion und -Ortsverband die sogenannten Lechner-Pläne ins Rennen. Dabei handelte es sich um eine recht umfangreiche Überplanung des Platzes mit Brunnenbecken und Blumenbeeten in der Art einer kleinen Piazza. Weil der Ideengeber jedoch seine in Aussicht gestellte Geldspende an Mitspracherechte beispielsweise bei den Ausschreibungen knüpfte, war der Plan für die Zukunft verbaut.

Nun hat sich dann eine neue Option aufgetan: "Ich finde für mein Fernsehgeschäft keinen Nachfolger", berichtete CSU-Stadtrat Sepp Carpus. Er ist hauptberuflich Inhaber des gegenüberliegenden Ladens an der Ecke Mühlenstraße und Rotter Straße. "Und fürs Service-Geschäft brauche ich die Flächen nicht." Er hätte da auch schon jemanden, der darin gerne ein Eiscafé eröffnen würde.

Die Verträge seien praktisch unterschriftsreif. Wer vom Café aus mit seinem Eis hinüber zum Öxinger Platz wolle, müsse nur die recht wenig befahrende Mühlenstraße queren. Ob man den Plan denn nicht in die weiteren Planungen mit einbeziehen könnte?

Könnte man, wie das Ergebnis einer am Montagabend tagenden Arbeitsgruppe aus Stadtratsfraktionen, Bauamt und Städteplaner ergeben hatte. Kern der Skizze sind zwei parallel zur Rotter Straße verlaufende Vier-Meter-Bänke mit gegenläufigen Armlehnen sowie ein kleines Areal mit Fahrradständern. Der Stadt liegen bereits Designvorschläge der Ebersberger Firma Bergmeister vor.

Hinzu kommen noch zwei weitere Nachbesserungen: Die Betoneinfassungen der drei auf dem Platz bereits gepflanzten Bäume sollen Holzauflagen erhalten. So entstehen zusätzliche Sitzgelegenheiten. Die bislang dunkel gehaltenen Leuchten will der Bauausschuss mit helleren Farben übermalen lassen.

Fast immer erhielten die separat abgestimmten Einzelmaßnahmen eine breite und fraktionsübergreifende Mehrheit mit höchstens zwei Gegenstimmen.

Gleiches war wenig später auch bei der Entscheidung über den Sieger der Kunstwettbewerbs für die Nordostecke des Platzes der Fall. Am besten gefiel der Entwurf des Grafingers Peter Franz: Ein waagerecht liegender Mühlstein aus Granit. Auf einem Metallband sind rundherum die zahlreichen historischen Bezeichnungen des einstigen Grafinger Ortsteils eingefräst.

"Einen Mühlstein an der Mühlenstraße - das passt prima zusammen", lobte etwa Freie Wähler-Stadtrat und Architekt Christian Einhellig. Zudem seien die zahlreichen Mühlen für die Historie des Grafinger Ostens ganz zentral gewesen. "Das ist für die Gestaltung ein wirklich guter Ausgangspunkt."

Geht es nach dem Bauausschuss, soll der Mühlstein mit einer Pumpe ausgestattet und so zu einem kleinen Springbrunnen werden. "Wie das funktionieren kann, dazu wollen wir uns jetzt mit dem Ideengeber treffen", kündigte Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) an.

Eine endgültige Entscheidung, ob das Kunstwerk tatsächlich kommt, fiel im Bauausschuss nicht. Dies soll in einer der kommenden Bauausschusssitzungen passieren - dann, wenn auch die Kostenschätzung für den Stein vorliegt.

Fest stehen dagegen der Preis für die neuen Platzelemente: Zusammen und inklusive einer neuen Bank an der Stelle, an der derzeit noch das Mitfahrbankerl steht, soll das Vorhaben Bürgermeisterin Obermayr zufolge unter 30 000 Euro kosten.

Dann fehlen eigentlich noch zwei Dinge, und der neue Öxinger Platz wäre komplett: Zum einen die Entscheidung über den Fußgängerweg hinüber zum Kirchenplatz. Nachdem Landrat Robert Niedergesäß (CSU) die neue Tempo-30-Zone in der Rotter Straße bereits zugesagt hatte, kann Grafing hier in die Planung eintreten.

Zum anderen die Eröffnung der Eisdiele: Der Umbau sei für den Spätherbst geplant, skizzierte Sepp Carpus den Zeitplan. Dann könnte wohl mit dem nächsten Frühjahr der Betrieb starten - und sich die Grafinger auf dem Öxinger Platz zum Schwätzchen treffen.

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Quelle:
SZ vom 27.06.2019
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