Neue Lärmschutzmaßnahmen:Leise rumpelt der Zug

Kirchseeon Meridian in Einhausung

Die Bahnstrecke im Landkreis, hier bei Kirchseeon, würde sich gut für die neue Lärmschutzmaßnahme eignen.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Der Einbau von Schienenstegdämpfern und das regelmäßige Schleifen der Gleise soll den Bahnlärm an der Zulaufstrecke zum Brenner spürbar verringern. Eine neue Lärmschutzwand gibt es aber nur für Grafing

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Es ist ein sperriges Wort: Schienenstegdämpfer. Den Bürgermeistern entlang der Bahn zwischen Vaterstetten und Aßling geht es inzwischen aber recht flüssig von den Lippen. Das liegt einerseits daran, dass sie es am Montag sehr häufig gehört haben. Und wohl auch daran, dass sie mit dem Begriff doch einige Hoffnungen verbinden.

Die Schienenstegdämpfer sollen nämlich in allen Ortsdurchfahrten entlang der Strecke zwischen München und Rosenheim den Bahnlärm spürbar verringern. Es handelt sich um ein Pilotprojekt, bisher wurden die Dämpfer immer nur auf kleinen Streckenabschnitten getestet. Bei einer Veranstaltung zum Lärmschutz entlang der Zulaufstrecke zum Brenner war das die positive Nachricht. Die negative: Im Landkreis wird es wohl tatsächlich nur in Grafing eine zusätzliche Lärmschutzwand geben.

Bereits zum zweiten Mal hatten Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Vertreter der Bahn nach Flintsbach geladen, um den Kommunalpolitikern zu erläutern, wie betroffene Gemeinden entlang der Zulaufstrecken zum Brenner-Basistunnel vom Verkehrslärm entlastet werden sollen. Mit großen Erwartungen waren die Politiker aus dem Landkreis nach der ersten Runde nicht in den Termin gegangen - insofern war die Überraschung eher positiv, wie sowohl Grafings Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne), als auch Kirchseeons Gemeindechef Udo Ockel (CSU) konstatieren.

Grafings Bürgermeisterin hofft beim Lärmschutz auf das Engagement der Parlamentarier

"Ich habe viel Gutes gehört", so das Fazit Obermayrs, die dennoch nicht zufrieden aus der Veranstaltung ging. Denn Grafing bekommt zwar in Elkofen eine Lärmschutzwand, Schammach hingegen geht leer aus. Hier sprach die Kosten-Nutzen-Berechnung ganz knapp gegen den Bau. Sie setze jetzt auf die Intervention des Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz und seines Landtagskollegen Thomas Huber (beide CSU) auf politischer Ebene, so Obermayr. Denn zum einen würden hier Lärmschutzberechnungen herangezogen, die im Rheintal erarbeitet worden seien, aber in einer Landschaft wie rund um Grafing nicht anwendbar seien. Hier breite sich der Schall viel weiter aus. Zum anderen entwickelten sich der Landkreis und Grafing rasant - die Zahl der vom Bahnlärm Betroffenen nehme also ständig zu.

Andere Gemeinden im Kreis gehen ohnehin leer aus, was zusätzliche Lärmschutzwände betrifft. In Vaterstetten fiel etwa ein 250 Meter langes Teilstück an der nördlichen Gemeindegrenze durch die Kosten-Nutzen-Prüfung, wie Wolfgang Kuhn, Leiter des Vaterstettener Umweltamts erläutert. Zorneding scheiterte mit seinem Vorstoß, für ein geplantes Wohngebiet schon einmal vorsorglich Lärmschutz zu erreichen. Und auch Aßling geht leer aus.

Doch auch die beiden Maßnahmen, die der Verkehrsminister jetzt draufgelegt hat, sollen helfen, den Lärm wirkungsvoll zu mindern. Zum einen sollen die Schienen auf der ganzen Strecke wesentlich häufiger als bisher geschliffen werden, das macht sie auch leiser. Und die Schienenstegdämpfer, die in den Ortsdurchfahrten verbaut werden sollen, sollen ebenfalls eine Lärmminderung um etwa zwei bis drei Dezibel bewirken.

"Das ist schon ganz gut spürbar", erläutert Udo Ockel, der bereits einmal bei einem entsprechenden Lärmtest dabei war. Der Schienensteg ist der Teil der Schiene, der den Kopf, auf dem die Räder aufliegen, und den Fuß, der auf den Schwellen montiert ist, verbindet. Fährt eine Bahn über das Gleis, gerät dieser Steg ins Schwingen, was Lärm produziert. Ein Schienenstegdämpfer hüllt den Steg ein und reduziert so die Geräuschemission, wie ein Bahn-Sprecher erläutert. Bisher seien diese Dämpfer noch kein Standard, es gebe aber schon länger die Idee, sie einmal in größerem Rahmen auszuprobieren. Dafür eigne sich die Strecke sehr gut. Noch unklar ist, wie teuer die Maßnahme wird. Gerechnet wird für jedes Gleis mit etwa einer halben Million Euro pro Kilometer. Und auch wann die Dämpfer eingebaut werden können, muss noch geprüft werden. Für die dafür nötigen Streckensperrungen würden jedenfalls zwölf bis 24 Monate Vorlauf benötigt, so der Bahn-Sprecher.

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