Neue Chance für Altlast:Rauer Wind weht über das Brachland

Neue Chance für Altlast: Seit vor rund 30 Jahren bekannt wurde, dass das Erdreich erheblich kontaminiert ist, wird das Kirchseeoner Bahnschwellengelände abgeriegelt.

Seit vor rund 30 Jahren bekannt wurde, dass das Erdreich erheblich kontaminiert ist, wird das Kirchseeoner Bahnschwellengelände abgeriegelt.

(Foto: Christian Endt)

Das Kirchseeoner Bahnschwellengelände soll baulich entwickelt werden. Zur Umsetzung gibt es kontroverse Meinungen

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Ruhig und vor allem unberührt vegetiert das Gelände im Süden von Kirchseeon seit Jahren vor sich hin. Zu ruhig und unberührt für den ein oder anderen, was dazu führt, dass es in der Debatte um das Areal des ehemaligen Bahnschwellenwerks seit Wochen immer lauter zugeht. Nun hat sich seit dem Wiederaufflammen der Diskussion zum ersten Mal ein Kommunalgremium mit der Entwicklung der Fläche beschäftigt. Im Kirchseeoner Marktgemeinderat konnten am Montagabend zwar die Wogen weitestgehend geglättet werden, wie es mit dem 200 000 Quadratmeter großen Grundstück weitergehen soll, ist indes nach wie vor unklar.

Dreistigkeit, mangelnde Kommunikation und viele Missverständnisse - das waren die drei Parameter, um die sich die Debatte in der Kirchseeoner ATSV-Halle drehte. Ersteres wurde von Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) ins Spiel gebracht. Es sei "dreist", dass sich der Ebersberger Kreistag mit Themen beschäftigen wolle, über die nur der Marktgemeinderat und die Kirchseeoner Bürger zu entscheiden hätten. Der Rathauschef spielte damit auf die Ankündigungen der Kreistagsfraktionen von Grüne und Freie Wähler an, die einen runden Tisch zum Areal in der Marktgemeinde gefordert hatten. Auslöser des Ganzen war ein umfassendes Konzept, das die Kirchseeoner Grünen vorgelegt haben - und in dem sie die Beteiligung des Landkreises ausdrücklich fordern.

Der Fraktion geht es in ihrem mehrseitigen Papier neben dem Umwelt- und Denkmalschutz auf dem Gelände - dort stehen etwa der historische Wasserturm und das ehemalige Kantinengebäude - auch um dessen zukünftige Entwicklung. Dafür, so die Ökopartei in ihrem Schreiben, habe die Marktgemeinde weder die Finanzkraft noch die spezifischen Kenntnisse, weshalb man den Landkreis und den Freistaat mit ins Boot holen müsse. Die Aussage von Bürgermeister Paeplow, er habe bereits erste Gespräche mit dem Eigentümer - der Fiat-Tochter Effe GmbH - geführt, kritisierten die Grünen deshalb als Alleingang.

Dem widersprach der Rathauschef nun im Gemeinderat vehement. Er habe keine Verhandlungen geführt, es sei lediglich um ein erstes Kennenlernen und um die Darlegung der derzeitigen Standpunkte gegangen. "Die Gestaltung des Geländes kann nur gemeinsam passieren", so Paeplow. Aktionismus und Druck seien dabei nicht angebracht, sagte er vor allem in Richtung von Gemeinderat Bernhard Buckl (Grüne), der die Debatte um das Bahnschwellengelände federführend für seine Fraktion vorangetrieben hatte.

Der wiederum warf der Rathausverwaltung mangelnde Kommunikation vor. Diese hatte in der Beschlussvorlage zur Sitzung das Konzept der Grünen in seine Einzelteile zerlegt. Für ihn aber habe die Entwicklung der Fläche höchste Priorität. "Der Ort ist die Keimzelle für den Markt Kirchseeon", sagte Buckl, der deshalb schnelles Handeln in der Sache forderte. Zumal die historischen Bauwerke sowie die Pumpstation, die das mit Schadstoffen kontaminierte Erdreich reinigt, immer wieder das Ziel von Vandalismus seien. Was den Denkmal- und den Umweltschutz angehe, müsse deshalb der Landkreis mit einbezogen werden.

Dafür gab es auch keine Widerrede aus dem Gremium. Wohl aber zur Frage, ob man durch das Absegnen des Entwicklungskonzeptes womöglich voreilig Fakten schaffen würde. Bürgermeister Paeplow jedenfalls plädierte dafür, nichts zu überstürzen. Für Ende Oktober sei nochmals ein Treffen mit den Eigentümern angesetzt, über deren Inhalt werde er den Gemeinderat informieren. "Wir sollten Schritt für Schritt vorgehen", so der Rathauschef, der sich für eine Sondersitzung stark machte, in der es nur um die Zukunft des Bahnschwellengeländes gehen soll. Dadurch, so Paeplows Hoffnung, könnten auch all die vielen Missverständnisse ausgeräumt werden, die sich in den vergangenen Wochen ergeben hätten.

Mit diesem Kompromiss konnten offenbar auch die Grünen gut leben. Nach kurzer Beratungspause zog die Fraktion ihren Konzeptvorschlag vorerst zurück. Dieser soll dann gegebenenfalls im Rahmen der Sondersitzung wieder auf den Tisch kommen.

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