Neue Ausstellung:Vielschichtige Allegorien

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Vieles zu entdecken gibt es in den Allegorien Renate von Charlottenburgs, die das OHA am Freitag zeigt. (Foto: Veranstalter)

Offenes Haus in Vaterstetten zeigt Werke von Renate von Charlottenburg

Unter dem Titel "Innere Welten" zeigt das Offenes Haus der AWO in der Gemeinde Vaterstetten nun detailreiche allegorische Zeichnungen von Renate von Charlottenburg. Die Kurzausstellung ist zu sehen am Freitag, 7. Dezember, von 19 bis 21 Uhr, im großen Saal des OHA, Hans-Luft-Weg 2. Kurator Ludwig Föllen wird in das Oeuvre der Berlinerin einführen und die einzelnen Bildeditionen zu zeitlosen, universellen Themen vorstellen. Renate von Charlottenburg schafft Serien, etwa zu den Jahreszeiten, Planeten oder Elementen, widmet sich aber auch Einzelmotiven wie dem "Brunnen der Inspiration", dem "Prinzip der Harmonie" oder dem "Schweigen des Geistes".

Bei den allegorischen Schaubildern Renate von Charlottenburgs handelt es sich um mit Bleistift und Tusche erstellte zeichnerische Visualisierungen metaphysischer und universeller Zusammenhänge. In diesen verbinden sich häufig europäische Kulturen, Mythen, Märchen und anderen Überlieferungen mit Aspekten östlicher Weisheiten. Diese werden jedoch von der Künstlerin nicht einfach zitiert und illustriert, sondern bilden lediglich die Grundlage für Neuinterpretationen. Sie fügt den tradierten kollektiven Symbolen eigene Ideen hinzu und schafft so ganz neue Bildaussagen. In ihrer Darstellung des "Sterntaler"-Märchens zum Beispiel schenkt der Himmel dem Mädchen einen besonderen Schatz: Kein Gold regnet vom Himmel sondern Buchstaben - also das Wort, die Sprache, die Schrift, ein unermesslicher Reichtum.

Zeichnerisch geht Renate von Charlottenburg bewusst zurück zu den Wurzeln zweidimensionaler Darstellungen. So bestimmt bei ihren figürlichen Zeichnungen - wie bei den Illustrationen der mittelalterlichen Buchkunst - die symbolische Bedeutsamkeit die Größe und Position der dargestellten Charaktere. Auch beim Bildaufbau und der Anordnung einzelner Bildelemente gibt die Künstlerin der symbolischen Wertigkeit Vorrang gegenüber der perspektivischen Darstellung. Der allegorische, erzählerische Charakter ihrer figürlichen Zeichnungen und die Universalität ihrer Themen knüpfen an die Malerei der Renaissance und des Barock an.

In ihrer Allegorie des Winters etwa begegnet der Betrachter Väterchen Frost, seiner Enkelin Schneeflöckchen, der Madonna mit dem Kind und einem Jungen namens Neujahr. Er trägt ein Zepter, dessen gewundene Spitze alles zu Eis gefrieren lässt. Sein Schlitten wird von drei weißen Rentieren, der Troika, gezogen, in einem Sack bringt er Geschenke für die Kinder. Die Madonna bewahrt tröstend die Welt, selbst in der dunkelsten Zeit.

Renate von Charlottenburg wohnt in Berlin, nach etlichen Semestern Germanistik, Philosophie und Psychologie in Bochum wanderte sie kurz mal nach Indien aus, zog rasch weiter nach Südfrankreich und anschließend wieder zurück nach Deutschland. "Sie sieht die Welt symbolhaft, deutet sie neu und zeichnet, zeichnet, zeichnet. . .", heißt es in ihrer Vita.

© SZ vom 05.12.2018 / abl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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