Neue Attraktion in Poing:Natur zum Anfassen

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In Grub eröffnet ein Lehrpfad zur Artenvielfalt - ein schönes Ausflugsziel vor allem für Familien und Kindergruppen

Von Johannes Korsche, Grub

Sie haben geduldig gewartet, die Kleinen aus dem Poinger Kinderhaus an der Sudetenstraße, bis sie endlich was zu sehen bekommen. Dann aber, als die Formalitäten bei der Eröffnung des Erlebnis- und Lehrpfads "Landwirtschaft und Artenvielfalt erleben" abgeschlossen sind, packt Elke Schweiger endlich ihren "Aktionsrucksack Biodiversität" aus. Sie zieht ein kleines Stück Wolle heraus, vom Merino-Schaf. "Schaut mal, wie weich sich das anfühlt", sagt sie und streicht den Kindern mit der Wolle über den Handrücken.

So hat es sich die Landesanstalt für Landwirtschaft, die den Lehrpfad an der Ortsgrenze von Grub gemeinsam mit den Bayerischen Staatsgütern angelegt hat, vorgestellt: Natur zum Anfassen und Erklären. Zur offiziellen Eröffnung kommen aber nicht nur Kindergartenkinder, unter den etwa 40 Gästen sind auch Politiker wie die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU), die stellvertretende Landrätin Magdalena Föstl (CSU) und der Poinger Bürgermeister Thomas Stark (parteilos).

Nicht nur für diese Kinder auf der Blühwiese in Grub soll der Landkreis Ebersberg lebens- und liebenswert sein, sondern für alle Generationen. Deshalb gibt es seit einigen Jahren das Demografiekonzept. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Lehrpfad führt vom Ortsschild Grub in Richtung Landsham, umkreist dabei einen etwa 30 Hektar großen Acker. In regelmäßigen Abständen stehen Tafeln am Wegesrand, die sich zum Beispiel der Beweidung mit Schafen widmen. Dahinter sieht man dann eine solche Herde gemütlich grasen. Ein idealer Ort für Schweigers Wolle-Vorführung also, zu der auch ein bräunlicheres Stück Pelz gehört. Das fühlt sich nicht ganz so weich an, ist aber praktisch, um zu zeigen, dass im Schafspelz auch Pflanzensamen hängen bleiben.

Das werden die alltäglichen Besucher des Lehrpfades zwar nicht veranschaulicht bekommen - Schweiger ist bei der Landesanstalt für Landwirtschaft vor allem für ökologischen Landbau, Bodenkultur und Ressourcenschutz zuständig und kann natürlich nicht jeden Spaziergänger persönlich empfangen - aber die Tafeln geben mit je drei Erklärungen durchaus einen Überblick zu den Themen. So erfährt man zum Beispiel auch, dass in Bayern mehr als 40 Schafrassen leben.

Eine weitere Tafel, aufgestellt am Blühstreifen entlang der Professor-Zorn-Straße, erklärt, welch wichtige Rolle die Landwirtschaft beim Erhalt der Artenvielfalt spiele. So sei erst durch die jahrhundertelange bäuerliche Bewirtschaftung eine große Artenvielfalt entstanden. Solche Informationen meint die Landwirtschaftsministerin Kaniber wahrscheinlich, als sie betont, dass es "ungerecht und maximal falsch" sei, die Landwirte für den "dramatischen Rückgang" der Artenvielfalt zu schelten. "Bayerns Bauern leisten hier bereits sehr viel." Aber das Verständnis für die Landwirte sei nicht mehr so verbreitet wie früher. Zudem habe jede Privatperson die Aufgabe, zur Artenvielfalt beizutragen, das beginne schon beim Bepflanzen des eigenen Gartens.

Das Lernen fällt ja in jungen Jahren noch leichter, weshalb der Pfad auch für Spaziergänge mit Kindern gedacht ist. Zumindest für die Poinger Kindergartengruppe geht das Konzept auf. Denn entlang des Pfades stehen nicht nur Tafeln, sondern auch silberne Fernrohre. Mit denen blickt man zwar nicht räumlich in die Ferne, wohl aber in die Vergangenheit und Zukunft. Ein Rohr zeigt eine Zeichnung von der harten Getreideernte, wie sie vor 100 Jahren ablief: Dreschflegel statt Mähdrescher. Was die Maschine inzwischen in ein paar Stunden erledigt, dauerte damals mehrere Tage - und forderte mehrere Erntehelfer. Die Kinderschlange am Fernrohr wird länger und länger. Für solche Attraktionen braucht man nicht einmal einen Aktionskoffer dabeizuhaben. Nur eine Brotzeit vielleicht, die man auf den Bänken entlang des Weges gemütlich verspeisen kann.

© SZ vom 29.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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