Süddeutsche Zeitung

Neue Abteilung an der Kreisklinik:Besondere Therapie für Senioren

Im Juli hat die Akutgeriatrie ihren Betrieb aufgenommen. Nicht alle 20 Betten können allerdings bereits belegt werden - es fehlt an Pflegekräften

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Besonders gut gefällt den Patienten der kleine Kinoraum. Statt der aktuellen Stars spielen dort Humphrey Bogart und Marilyn Monroe die Hauptrollen - Schauspieler eben, die ihre größten Erfolge gefeiert haben, als die Kinobesucher noch jung und gesund waren. Diese Zeiten sind lange vorbei, in der neuen Akutgeriatrie in der Ebersberger Kreisklinik werden eben jene behandelt, die meist hochbetagt und krank sind. Sie erhalten hier interdisziplinäre Behandlung, die sie befähigen soll, wieder auf die Beine zu kommen - also nach dem Krankenhausaufenthalt nicht zum Pflegefall zu werden. Seit 1. Juli läuft die neue Abteilung, und nach Angaben von Klinik-Chef Stefan Huber waren die zehn Betten innerhalb kürzester Zeit belegt.

Eigentlich umfasst die neue Akutgeriatrie, die vorwiegend für betagte Patienten mit internistischen oder unfallchirurgischen Erkrankungen gedacht ist, sogar 20 Betten, doch weil bisher nicht genügend Personal vorhanden ist, kann man die Station noch nicht voll belegen. Man hoffe aber, so Huber, von Januar 2020 an auch die übrigen zehn Betten nutzen zu können.

Pläne für eine geriatrische Abteilung an der Kreisklinik gibt es schon lange. Denn alte, gebrechliche und bisweilen demente Patienten brauchen viel mehr Aufmerksamkeit als jüngere Menschen - und sie bringen deshalb auch oft Unruhe in den Ablauf in den normalen Stationen. Vor allem aber sind selbst alte Menschen, die ihr Leben vor einer akuten Erkrankung noch weitgehend selbst organisieren konnten, häufig nach einem Krankenhausaufenthalt dazu nicht mehr in der Lage, daran ändern auch anschließende Reha-Aufenthalte oft nichts mehr. Durch die intensivere Betreuung und besondere Therapieverfahren soll diese Situation in der Akutgeriatrie vermieden werden.

Ein interdisziplinäres Ärzteteam kümmert sich hier um die Menschen. Die Leitung hat Wolfgang A. Lenhardt, der bereits seit März an der Kreisklinik die Eröffnung der Abteilung vorbereitet hat. In den vergangenen sechs Jahren war der 49-Jährige an der Klinik Neustadt an der Aisch tätig, wo er seinen Facharzt für Geriatrie absolvierte und als stellvertretender Chefarzt der Inneren Medizin eine Abteilung für Akutgeriatrie mit integrierter Rehabilitation mit aufbaute. Auch wesentlich mehr Personal als für die meisten anderen Stationen ist auf der Akutgeriatrie erforderlich, pro Schicht benötige man 25 Pflegekräfte, erläutert Stefan Huber.

Und dass solche Fachkräfte eben schwer zu bekommen sind, ist der Grund dafür, dass die Station momentan noch halb leer ist, obwohl der Bedarf für alle 20 Betten vorhanden wäre. 18 vakante Stellen für Pflegekräfte gibt es derzeit an der Kreisklinik insgesamt, allerdings wird sich, so hofft Huber, die Lage bald entspannen. Am Donnerstag haben elf Pflegekräfte aus Albanien an der Kreisklinik angefangen, am 1. September werden sieben weitere folgen. Allerdings werden sie nicht sofort voll in den Betrieb eingebunden, erläutert der Klinik-Chef, zwei Monate lang durchlaufen sie ein besonderes Weiterbildungsprogramm, bei dem sie nicht nur Deutschunterricht erhalten, sondern auch mit den Besonderheiten der Pflege in Deutschland vertraut gemacht werden. Denn die Ausbildung in der Pflege laufe in Albanien doch etwas anders, sagt Huber, dort sei es ein Bachelor-Studiengang, in dem die Grundpflege nicht die Rolle spiele wie in Deutschland. "Weil diese Pflege dort oft die Familienmitglieder der Patienten übernehmen", erläutert Huber. Zusätzlich zur Unterstützung aus Albanien werden im Oktober 15 Absolventen der Berufsfachschule für Krankenpflege in der Kreisklinik anfangen.

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SZ vom 05.08.2019
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