Neubau für Krankenhausmitarbeiter:Hoch hinaus

Städtebauliche Entwicklung Ebersberg

Ein Modell der geplanten Mitarbeiterwohnungen der Ebersberger Kreisklinik: Diese ist rechts im Bild zu sehen, das hohe Gebäude daneben war bisher als Wohnhaus geplant, nun könnte daraus ein Parkhaus werden.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Wohnbauunternehmen des Landkreises soll den neuen Personalbau der Klinik errichten - stellt aber eine Bedingung

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Es war ein Versprechen, wie aus der Werbung: Gleich drei Dinge auf einmal sollte das neue Mitarbeiterwohngebäude südlich der Kreisklinik erfüllen. Erstens der Klinik helfen, Fachkräfte zu finden, zweitens etwas Druck aus dem Wohnungsmarkt zu nehmen und drittens auch noch das Stadtbild verbessern, indem statt einer öden Parkfläche ein ansprechendes Quartier entsteht. Nun scheint Punkt drei eher nicht in Erfüllung zu gehen, und auch bei den anderen gibt es Abstriche.

Ein zentrales Element der Planung war bislang eine Tiefgarage. Dort sollten die durch den Neubau auf dem Grundstück wegfallenden 100 Parkplätze ausgeglichen werden, wie auch die für die geplanten 100 Wohnungen zusätzlich nötigen entstehen. Oberirdisch sind nach derzeitigem Stand fünf unterschiedlich hohe Wohngebäude geplant, das nördlichste soll entlang der Münchner Straße gebaut werden und die dahinter liegenden Häuser etwas abschirmen. Diese Abschirmung soll es auch in der neuen Planung geben, die nun im Kreistag vorgestellt wurde - nur wohnen wird in dem Gebäude niemand, stattdessen soll an der Münchner Straße ein fünfstöckiges Parkhaus gebaut werden.

Der Gründe dafür ist wie so oft das Geld, die Details erläuterte Landrat Robert Niedergesäß (CSU) nun in der Sitzung. Da geplant ist, dass das Wohnbauunternehmen des Landkreises und einiger seiner Kommunen (WBE) die Mitarbeiterwohnungen bauen, sei die Tiefgarage nicht finanzierbar. Auf einer Sitzung des WBE-Verwaltungsrates im Februar wurde daher beschlossen, die Pläne entsprechend zu ändern und ein Parkhaus zu bauen. Dadurch würden statt 100 zwar zunächst nur 75 bis 80 Wohnungen entstehen - allerdings könnte zu einem späteren Zeitpunkt ein kreiseigenes Nachbargrundstück bebaut werden. Dort sei Platz für bis zu 20 Wohnungen, so dass deren Zahl insgesamt kaum abnehmen werde. Der Kreistag solle daher die Stadt Ebersberg bitten, die Variante mit dem Parkhaus zu prüfen, so der Landrat - und entschärfte damit schon etwas die kommende Debatte. Denn der ursprüngliche Beschlussvorschlag hätte unter ausdrücklichem Verweis auf die Dringlichkeit des Vorhabens die Stadt gebeten, der neuen Planung zuzustimmen.

Stellvertretender Landrat und Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) lobte den neuen Beschlussvorschlag, dem könne er auf jeden Fall zustimmen. "Aber gelaufen ist noch nichts", fügte er an, gemeint ist, ob der Stadtrat bei der Prüfung zu einem positiven Ergebnis kommt. Seiner persönlichen Meinung nach wäre die Tiefgarage aber besser gewesen, "bei den Bodenpreisen sollte man Parkplätze schon versenken", so Brilmayer. Deutlicher wurde sein Parteifreund Martin Lechner: Er sei ja "sehr dafür, dass wir den Personalbau machen - aber absolut dagegen, dass keine Tiefgarage gebaut wird". Schließlich betone man sonst immer, gegen Flächenverbrauch vorgehen zu wollen, und "wir sind parteiübergreifend der Meinung, dass Tiefgaragen gebaut werden müssen". Nur halt eben von den privaten Bauherren - "aber wenn wir es nicht bauen, wer baut es dann?" Vielleicht sei die WBE auch nicht die richtige Adresse für so ein Großprojekt, so Lechner weiter, "vielleicht müssen wir dafür eine eigene Gesellschaft gründen".

SPD-Fraktionschef, Poings Bürgermeister Albert Hingerl stellte die Frage, ob es denn "einen Plan B" gebe, für den Fall, dass die WBE das Projekt nicht baue. Laut Kreiskämmerin Brigitte Keller könnte man die Tiefgarage an eine andere Firma vergeben. Nur zahlen müsste es dann eben der Landkreis, merkte Grünen-Kreisrat Reinhard Oellerer an. Derzeit ist geplant, dass etwa die Hälfte der Baukosten über das kommunale Wohnbau-Förderprogramm des Freistaates finanziert werden, die andere Hälfte würde der Landkreis als Kredit aufnehmen, den dann aber die WBE abzahlen soll.

Laut SPD-Kreisrat Ernst Böhm, selbst Bauunternehmer, argumentierte ähnlich. koste ein Tiefgaragenstellplatz rund 30 000 bis 35 000 Euro - insgesamt also sechs bis sieben Millionen Euro. Dies lohne sich nicht, wolle man die Wohnungen anschließend für unter zehn Euro pro Quadratmeter vermieten, befand auch Alexander Müller (FDP). Zudem sei geplant, die Häuser nacheinander zu bauen, so dass etwa 20 Wohnungen pro Jahr entstehen. Mit Tiefgarage sei dies aber kaum möglich, so Böhm. Würde aber das gesamte Projekt auf einen Schlag gebaut, käme man in Konflikt mit dem EU-Vergaberecht, erklärte Kreiskämmerin Brigitte Keller am Dienstag auf Nachfrage. Denn zwar sei noch nicht klar, wie hoch die Kosten für die einzelnen Gebäude ausfallen, pro Haus sollen es aber unter fünf Millionen Euro sein, so dass der Auftrag nicht europaweit ausgeschrieben werden müsste.

Vielleicht könnte man das Parkhaus teilweise versenken, schlug Böhm vor, auch diese Idee soll die Stadt Ebersberg nun prüfen. Einstimmig wurde beschlossen, die WBE mit dem Bau der Mitarbeiterwohnungen zu beauftragen. Die Bitte an die Stadt zur Parkplatzprüfung bekam zwei Gegenstimmen, neben Lechner stimmte auch Vincent Kalnin (Linke) dafür, die Tiefgarage beizubehalten.

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