Naturschutz im Landkreis Ebersberg:Ganz schön hartnäckig

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Hübsch, aber übergriffig: Das drüsige oder indische Springkraut wächst vor allem dort sehr üppig, wo es feucht ist. Seine Samen verbreiten sich in einem weiten Umkreis. (Foto: Christian Endt)

Das drüsige Springkraut hat sich im Landkreis ausgebreitet und verdrängt heimische Pflanzen. In Markt Schwaben kämpft man dagegen an

Von Antonia Voelzke, Markt Schwaben

Wer im Sommer gerne durch die Natur spaziert, dem dürften die Pflanzen mit den pinken Blüten, die ihre Samen bei Berührung meterweit durch die Luft katapultieren, nicht fremd sein. Das "Impatiens glandulifera", kurz Springkraut genannt, findet sich mittlerweile fast überall. Ein echtes Problem für heimische Pflanzen und Tiere, denn das Gewächs gehört zu den sogenannten invasiven Neophyten, welche der heimischen Flora und Fauna die Lebensgrundlage entziehen. Um eine Verdrängung der indigenen Pflanzen und Tiere zu verhindern, veranstaltet der Aktivkreis Umwelt in Markt Schwaben jedes Jahr ein "Neophyten-Ramadama".

Seit neun Jahren treffen sich die Mitglieder des Aktivkreises, um gegen die invasiven Pflanzenarten im Landkreis vorzugehen. "Ziel ist der Schutz und Erhalt der heimischen Flora und Fauna", sagt Sabine Rosenburg, Sprecherin des Aktivkreises in Markt Schwaben. Vor allem Pflanzen wie das Springkraut oder der japanische Staudenknöterich seien für einheimische Pflanzen sehr gefährlich. Bei einer schnellen Überwucherung weiter Flächen entziehen die Eindringlinge heimischen Pflanzen Nährstoffe, Licht und Fläche, sagt Rosenburg. Dabei sei insbesondere das Springkraut sehr hartnäckig. Damit die rasante Ausbreitung etwas eingedämmt werden könne, sei es wichtig, die Pflanzen vor der Reifung der Samen zu jäten, sagt Rosenburg. Ein bis zweimal in der Woche treffen sich die Mitglieder des Aktivkreises im Frühjahr, um gemeinsam die heimischen Wiesen und Wälder systematisch von den invasive Neophyten zu befreien. Zur Orientierung nutzt die Initiative eine Karte, auf welcher betroffene Gebiete vor Jahren markiert wurden. "Wir haben seitdem Stück für Stück vor allem die Großbestände des Springkrauts gejätet", sagt Rosenburg. Trotzdem seien immer wieder neu befallene Flächen entstanden.

"Springkraut haben wir im Landkreis wirklich nahezu flächendeckend", bestätigt auch Frank Burkhardt, stellvertretender Sachgebietsleiter der Unteren Naturschutzbehörde im Landratsamt. Bis zu 2 000 Samen verstreue eine Springkrautpflanze. Die Samen würden dabei mehrere Meter weit fliegen, erklärt Burkhardt. Generell sei der globale Austausch von Pflanzenarten etwas ganz normales, man denke an Mais, Tomaten oder Kartoffeln. "Problematisch wird es allerdings, wenn eine Pflanzenart in der Lage ist, invasiv die heimischen Pflanzen zu verdängen", so Burkhardt. Eine besonders gefährliche Art sei der Riesenbärenklau, welcher einen Saft absondert, der die Haut unter UV-Strahlung verbrennen kann. Hin und wieder werde diese Pflanze auch im Landkreis gefunden. "Man kann ihn nur mit Schutzkleidung entfernen", sagt Burkhardt. Momentan gebe es sogar eine Pflanze mitten in Ebersbergs Innenstadt.

Das Springkraut hingegen sei mittlerweile fast überall zu finden. "Viele wissen nicht einmal, dass sie es im Garten haben", sagt Burkhardt. Die Bekämpfung des Gewächses sei nahezu utopisch. "Das Landratsamt hat nicht die nötige Personalausstattung, um effektiv dagegen vorzugehen", sagt der stellvertretende Sachgebietsleiter. Das Engagement des Aktivkreises in Markt Schwaben sei da sehr lobenswert. Eine weitere Möglichkeit, um gegen die Ausbreitung invasiver Neophyten vorzugehen sei das Anlegen von Ausgleichsflächen, auf welchen insektenfreundliche Pflanzen gepflanzt werden, wobei intensiv darauf geachtet werde, dass keine gebietsfremde Pflanzen wachsen, sagt Burkhardt.

Diese Idee setzt auch der Aktivkreis um. "Wir wollen ja nicht nur ausreißen, sondern auch pflanzen", sagt Rosenburg. In Zusammenarbeit mit dem Bauhof kümmern sich die Mitglieder um die Begrünung von Flächen mit insektenfreundlichen Pflanzen. "Wir haben zum Beispiel Verkehrsinseln bepflanzt", sagt Rosenburg.

Momentan sind 15 bis 20 Personen im Aktivkreis tätig. Einige seien regelmäßig bei den wöchentlichen Jät-Aktionen dabei, organisierten sich sogar unabhängig der vereinbarten Termine, sagt Rosenburg. Sie selbst gehört bereits seit acht Jahren zum Aktivkreis. Als sie damals ihre Heilpraktikerpraxis in Markt Schwaben eröffnete, sei sie auf die ehrenamtliche Initiative aufmerksam geworden. "Ich wollte konstruktiv mithelfen", sagt Rosenburg.

Normalerweise organisiert der Aktivkreis neben den Projekten auch Vorträge zum Thema Natur und Umwelt. Aufgrund der Corona-Krise sei das dieses Jahr bisher allerdings nicht möglich gewesen. "In der vergangenen Zeit ging es für uns vor allem darum, die stille Zeit zu überwinden und die Gruppe zusammenzuhalten", sagt Rosenburg. Nun möchte der Aktivkreis aber wieder Veranstaltungen für den Herbst planen. "Im Aktivkreis in Markt Schwaben sind neue Mitglieder übrigens stets willkommen", so Rosenburg. Wer sich engagieren möchte, müsse sie nur telefonisch kontaktieren und könne schon beim nächsten Treffen mithelfen.

© SZ vom 07.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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