Süddeutsche Zeitung

Naturschutz:Umweltpolitiker fordern mehr Personal für die Pflege von Ausgleichsflächen

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Laut einer Untersuchung ist der Zustand der Ausgleichsflächen im Landkreis alarmierend. Umweltpolitiker Christian Magerl fordert nun Konsequenzen für ganz Bayern

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Ergebnisse einer Studie zum Zustand der Ausgleichsflächen im Landkreis Ebersberg alarmieren nun auch Landespolitiker. Nur 20 Prozent der kontrollierten Flächen wiesen gar keine Mängel auf, mehr als 50 Prozent waren in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand. Dies sei "nicht akzeptabel", so Christian Magerl, Landtagsabgeordneter der Grünen und Vorsitzender des Umweltausschusses im Landtag. Er geht davon aus, dass sich die Ergebnisse mehr oder weniger auch auf andere Landkreise übertragen lassen: "Ebersberg ist überall", sagte er bei einem Pressegespräch in Ebersberg. Begegnen müsse man dieser Entwicklung mit einer Personalaufstockung in den Unteren Naturschutzbehörden der bayerischen Landratsämter.

Ausgleichsflächen müssen dann angelegt werden, wenn durch Baumaßnahmen Eingriffe in die Natur stattfinden. Wird eine Fläche beispielsweise für ein Gewerbegebiet oder eine neue Straße versiegelt, muss andernorts dafür ein Ausgleich geschaffen werden - eine Fläche, die einen wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen bietet und so den Eingriff etwas kompensiert. Im Landkreis Ebersberg gibt es mittlerweile an die 1400 solcher Ausgleichsflächen, insgesamt umfassen sie eine Fläche von gut 600 Hektar.

Dass es um viele dieser Flächen nicht gut bestellt ist, darauf hatten auch die Mitarbeiter der Naturschutzbehörde im Landratsamt immer wieder hingewiesen - und auch darauf, dass sie selbst personell nicht in der Lage seien, die notwendigen Kontrollen vorzunehmen. Vor diesem Hintergrund hat sich der Landkreis Ebersberg für ein Pilotprojekt zum Ausgleichsflächenmonitoring beworben und auch den Zuschlag bekommen. Im Auftrag des Landesamts für Umwelt hat das Münchner Fachbüro Bosch & Partner sich 100 Ausgleichsflächen im Landkreis angesehen. 50 davon sollten Eingriffe durch Projekte privater Bauherren kompensieren, 50 Projekte von Gemeinden im Rahmen der Bauleitplanung.

Nur 20 Prozent der Flächen waren genau so wie sie sein sollten

Das Ergebnis bestätigt die Prophezeiungen der Fachleute im Ebersberger Landratsamt: Nur 20 Prozent der Flächen waren genau so wie sie sein sollten. 29 Prozent wiesen geringe Mängel auf, 24 Prozent größere Mängel - und auf rund 26 Prozent war laut Gutachtern "bislang keine Umsetzung der Maßnahmen erkennbar", hier ist also rein gar nichts von all dem passiert, was dem Bauherrn vorgeschrieben wurde.

Trotz der beunruhigenden Ergebnisse ist Magerl dem Landkreis Ebersberg, wie er sagte, sehr dankbar für die Beteiligung an der Studie. Es sei lobenswert, dass man sich entschieden habe, sich dieser Aufgabe zu stellen. Sehr viel anders wären die Ergebnisse nach Einschätzung Magerls, der sich auch in seinem früheren Job als Biologe viel mit dem Thema befasst hat, in einem anderen Landkreis nicht ausgefallen, weshalb seiner Überzeugung nach nicht nur in Ebersberg Konsequenzen gezogen werden müssen.

Aber auch in Ebersberg sollte das Thema baldmöglichst diskutiert werden, das fordert Waltraud Gruber, Fraktionssprecherin der Grünen im Kreistag. Seit vielen Jahren kritisieren die Grünen immer wieder die knappe Personalausstattung in der Naturschutzbehörde, jahrelang habe man vergeblich eine Aufstockung beantragt - bis im vergangenen Jahr tatsächlich eine neue Stelle für 2018 beschlossen worden sei. Vielleicht sei auch das schon eine erste Konsequenz der Studie, die seit Ende 2017 im Landratsamt vorliegt, mutmaßt Gruber. Für den Landkreis seien die Ergebnisse der Untersuchung zwar schmerzhaft, "aber man kann damit arbeiten". Nun, da die Probleme ganz klar aufgezeigt worden seien, könne man auch die entsprechenden Konsequenzen ableiten. Sollte es mit der Personalausstattung im Landratsamt auch künftig nicht gelingen, die Flächen besser zu überwachen und die Bauherren zur Einhaltung der Vorgaben zu bewegen, müsse notfalls ein externer Anbieter damit beauftragt werden, fordert Gruber.

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Quelle:
SZ vom 12.03.2018
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