Langfristiges Naturschutzprojekt:Renaturierung im Brucker Moos vorerst abgeschlossen

Langfristiges Naturschutzprojekt: Unterhalb der Alxinger Kirche ist der Blick aufs Brucker Moos am schönsten. Unter den Teilnehmern der Feierstunde Ursula Mesch (links), Max Finster (vorne links), dahinter Bürgermeister Josef Schnäbl, rechts neben Landrat Niedergesäß Guido Romor, ganz rechts Josef Rüegg vom Landschaftspflegeverband.

Unterhalb der Alxinger Kirche ist der Blick aufs Brucker Moos am schönsten. Unter den Teilnehmern der Feierstunde Ursula Mesch (links), Max Finster (vorne links), dahinter Bürgermeister Josef Schnäbl, rechts neben Landrat Niedergesäß Guido Romor, ganz rechts Josef Rüegg vom Landschaftspflegeverband.

(Foto: Christian Endt)

Zwar ist ein seit Mitte der 1980er laufendes Programm nun beendet, der letzte Schritt für das Hochmoor war das aber nicht.

Von Alexandra Leuthner, Bruck

Wer im Brucker Moos unterwegs ist, braucht vor allem eines: gutes Schuhwerk. Der Boden unter Feldern und Wiesenflächen ist an vielen Stellen nass, das Wasser steht vorwiegend in solchen Bereichen, die bereits renaturiert sind, dicht unter der Oberfläche. Nass war es hier in der Talsenke zwischen Bruck im Norden und der Pausmühle im Süden immer schon. Bevor Landwirte das Gelände zu kultivieren begannen, um 1880 herum war das, erstreckte sich ein Hochmoor über etwa 400 Hektar, wie Josef Rüegg vom Landschaftspflegeverband schätzt.

Bis in die 1980er-Jahre war das ökologisch so wertvolle Moor durch Entwässerungsmaßnahmen auf einen kläglichen Rest zusammengeschrumpft, heute umfasst der Hochmoorbereich noch etwa sechs Hektar. Die Begradigung der Alten Moosach vor der Wende zum 20. Jahrhundert und der Bau des Hangkanals der Neuen Moosach in den 1920er-Jahren sowie die Anlage von Drainagekanälen hatten Raum für landwirtschaftliche Nutzung schaffen, aber auch der Pausmühle zu mehr Wasserdruck verhelfen sollen.

Im Jahr 1985 war die Geburtsstunde des heutigen Brucker Mooses

Dann wurde 1985 im bayerischen Landtag das Arten- und Biotopschutzprogramm verabschiedet, mit dem erklärten Ziel, bedeutsame Lebensräume als Grundlage für Artenschutz und Biodiversität zu erhalten. Landesweit, überregional aber auch regional bedeutsame Flächen sollten kartiert und in weiteren Schritten gepflegt und erhalten werden. Die Geburtsstunde des Brucker Mooses, wie es heute aussieht, war gekommen. 30 Jahre danach gehe einem "beim Blick von der Alxinger Kirche hinunter das Herz auf", sagte Guido Romor vom Amt für Ländliche Entwicklung Oberbayern im Rahmen einer Feierstunde zum vorläufigen Abschluss des Projekts "Ökologische Flurneuordnung des Brucker Mooses."

Brucker Moos _ Gesamtfläche

Die rote Farbe markiert das Hochmoor im Brucker Moos vor 100 Jahren, rechts Anfang der 1980er zu Beginn des Renaturierungsprojekts.

(Foto: Christian Endt)

190 von insgesamt 700 Hektar, die das gesamte Gebiet in seiner Nord-Süd-Ausrichtung umfasst, sind durch Grundstückstausch und Verkäufe der Bauern in den Besitz des Landkreises übergegangen und werden jetzt extensiv bewirtschaftet oder renaturiert. 800 Euro im Jahr bekommen Landwirte dafür, dass sie die Wiesen zweimal im Jahr mähen, mehr sollen und dürfen sie nicht tun. Der Landschaftspflegeverband wurde für die Maßnahmen, die er auf 22 Hektar vornimmt, mit 250 000 Euro vom Staat gefördert.

Drei Millionen Mark standen für Grundstückserwerb zur Verfügung

Sämtliche Besitzveränderungen, die sich durch die Neuordnungen ergeben haben, werden im Laufe dieses Jahres in den Grundbüchern eingetragen, verfahrenstechnisch sei das Projekt damit abgeschlossen, erklärte die Projektleiterin des Amts für Ländliche Entwicklung, Ursula Mesch. Zuständig für Grundstückserwerb und Verkauf war das Amt von Anfang eingebunden, gehörte zur 1995 gegründeten Teilnehmergemeinschaft Brucker Moos. Insgesamt drei Millionen Mark standen zur Verfügung, die nun mehr als aufgebraucht sind. Mesch, die von Landrat Robert Niedergesäß (CSU) mit einem großen Blumenstrauß verabschiedet wurde, betonte ebenso wie ihre Vorredner das Prinzip der Freiwilligkeit. Ein Prinzip, das den "guten Dialog zwischen Landwirten und Naturschutz", der sich hier entwickelt habe, wie Niedergesäß lobte, wohl stark befördert hat. Drei Mark als Quadratmeterpreis für das Land im Moos schien manch einem Bauern schon in den 1980er-Jahren ein geringer Betrag, um sich dafür von der eigenen Scholle zu trennen, da war viel Überzeugungsarbeit nötig.

Und es habe auch eine Menge gegenseitiger Vorurteile gegeben, erzählte Max Finster von der Unteren Naturschutzbehörde. "Die Naturschützer hatten Angst vor den Landwirten, die Landwirte vor den Naturschützern." Heute, nachdem er im Lauf von 30 Jahren mit 100 Landwirten gesprochen habe, sei das anders. Und so hatten sich auch viele der Bauern, die heute Vertragspartner des Landkreises sind in Alxing eingefunden.

Ein intaktes Hochmoor bindet 1,5 Tonnen CO₂ pro Hektar

Abgeschlossen sei die Renaturierung des Brucker Mooses nach dem offiziellen Projektende allerdings nicht, erklärte Josef Rüegg. Ziel müsse es letztendlich sein, aus dem Flickwerk von naturnah bewirtschafteten Flächen wieder ein zusammenhängendes Gebiet zu machen, um die ökologische Funktion zu erhalten und auszubauen. Ein intaktes Hochmoor binde 1,5 Tonnen CO₂ pro Hektar und Jahr, sagte Max Finster - im Hinblick auf die aktuelle Klimaschutzdebatte also ein schlagkräftiges Argument für den Schutz der Moore und ihrer Wiederbewässerung. Letztendlich müsse man sich aber auch bewusst machen, dass es etwa die Orchideenwiesen, wie sie im Brucker Moos entstanden sind, nur wegen der Kultivierung durch die Landwirtschaft überhaupt gebe, erklärte Rüegg. Würde man das Gelände komplett sich selbst überlassen, würden auch diese wertvollen Bereiche wieder verschwinden. Landschaftspflege auch durch die Landwirte werde also weiterhin nötig bleiben.

Josef Schwäbl, Bürgermeister von Bruck, der die Festgesellschaft eingeladen hatte, wird das gerne hören. Hatte er doch gemahnt, die Bauern und ihre Bedürfnisse bei allem Naturschutz nicht zu vergessen. Wege müssten erhalten, die von Landwirten zur Verfügung gestellte Uferränder als Ausgleichsflächen anerkannt werden. "Die Felder ums Brucker Moos herum müssen bewirtschaftbar bleiben."

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