Narrisch sportlich:Tanzend durch den Fasching

Die Show-Gruppe "Revolution" des TSV Ebersberg hat für die Karnevalszeit ein neues Programm einstudiert. Die jungen Frauen wollen sich unter dem Motto "Ladies first" akrobatisch und ein wenig sexy geben

Christina Schönstetter

Narrisch sportlich: Arme hoch, Brust raus, Beine schleudern: Bis Freitag müssen die Bewegungen der Formation perfekt sitzen, denn beim Gardefestival in der Grafinger Stadthalle wollen die Tänzerinnen der Showgruppe schließlich eine gute Figur machen.

Arme hoch, Brust raus, Beine schleudern: Bis Freitag müssen die Bewegungen der Formation perfekt sitzen, denn beim Gardefestival in der Grafinger Stadthalle wollen die Tänzerinnen der Showgruppe schließlich eine gute Figur machen.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Alle auf ihre Plätze! Und los!" Wenn Steffi Obergrusberger in der kleinen Schulturnhalle in Oberndorf auf den Startknopf ihres CD-Players drückt, dann muss es schnell gehen. Aber die routinierten Tänzerinnen der Ebersberger Showtanzgruppe "Revolution" stehen schon alle auf dem richtigen Platz, dem fiktiven Publikum den Rücken zugewandt, und wirbeln fast synchron beim ersten Takt der Musik herum.

Seit mehr als zehn Jahren tanzt die Ebersbergerin Steffi Obergrusberger im TSV. Angefangen hat sie in der Tanzgruppe "Evolution", bis nach fleißiger Tänzerinnen-Akquirierung der Nachwuchs die Gruppe revolutionierte - die neue "Revolution" war geboren. Seit nunmehr vier Jahren gibt es die Showtanzgruppe unter dem Dach des TSV, bestehend aus neun jungen Frauen zwischen 22 und 27 Jahren, alle aus Ebersberg und Umgebung. In den Monaten vor Fasching treffen sich die Sportlerinnen zwei bis dreimal pro Woche und üben neue Tänze ein. Das klingt nach einer ganzen Menge Arbeit. Besucht man die Tänzerinnen beim Training, dann klingt es vor allem nach einer Menge Spaß, wenn die jungen Frauen lautstark diskutieren und lachen, während sie kompliziert aussehende Dehnübungen absolvieren.

Normalerweise sind die "Revolution"-Damen Studentinnen oder berufstätig. In der fünften Jahreszeit aber verwandeln sie sich in tanzende Cowgirls oder Agentinnen im Geheimdienst ihrer Majestät. "Wild Wild West", "James Bond" oder "After-Work-Party" - die Themen der vergangenen Jahre waren bunt gemischt. In diesem Jahr ist das Motto der "Revolution"-Frauen so schlicht wie treffend: "Unser neues Programm heißt ganz einfach Ladies first", erklärt Barbara Purschke, während sich ihre Kolleginnen schon in Formation stellen. An diesem Freitag präsentieren die Frauen ihr Programm erstmals auf dem Gardefestival in der Grafinger Stadthalle. Bis dahin müssen die Bewegungen sitzen, schließlich stehen die Tänzerinnen dort der Konkurrenz aus den benachbarten Landkreisen direkt gegenüber.

Narrisch sportlich: Wer auf dem Variete die Konkurrenz ausstechen will, muss sich ganz schön anstrengen

Wer auf dem Variete die Konkurrenz ausstechen will, muss sich ganz schön anstrengen

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Beim Training sieht es aber schon einmal nicht nach einer Blamage für die Revolutionärinnen aus. Auch wenn in der beengten Halle und der mehr funktional als optisch ausgerichteten Turnkleidung der Show-Effekt noch fehlt, kann man sich vorstellen, dass die schlanken Frauen im Rampenlicht und ihren Glitzerkleidern eine gute Figur machen. Für "Ladies first" haben sich die Tänzerinnen des TSV Ebersberg nur Musik von weiblichen Stars ausgesucht."Goldeneye" von Tina Turner, Beoncés "Single Ladies" - alles Lieder von starken Frauen mit tanzbaren Rhythmen. Und natürlich wird es auch ein bisschen sexy, wenn sich die jungen Tänzerinnen zu "Show me how you burlesque" auf hochbeinigen Stühlen räkeln.

Showtanz wie ihn "Revolution" betreibt unterscheide sich ganz deutlich vom klassischen Garde-Tanz, stellt Barbara Purschke klar. "Bei uns gibt es kein Beine hoch", sagt die 23-jährige Ebersbergerin. Wer synchrones Beine-Hochwerfen wie beim beliebten aber immer ein wenig erheiternden Cancan-Tanz sucht, ist hier falsch. Bei "Revolution" gibt es stattdessen fast akrobatische Tanz-Einlagen und schöne Gruppen-Formationen.

Die Choreografien denken sich die tanzbegeisterten Frauen durchwegs selbst aus. "Wir haben keine Leiterin, sondern machen alles zusammen. Immer drei oder vier Frauen überlegen sich die Bewegungen zu einem Lied. Jede macht mit", erklärt die 26-jährige Steffi Obergrusberger das Prinzip der zwanglosen Tanzgruppe. Ob das demokratische System wirklich funktioniert, werden die Tänzerinnen beweisen müssen, wenn sie in die pinken und schwarzen Paillettenkleidchen schlüpfen und ihre Tänze vorführen. Geplant sind in diesem Jahr unter anderem Auftritte auf den Faschingsbällen in Glonn und Lorenzenberg und bei der Prämierung der Festwägen in Ebersberg.

Der Spaß am gemeinsamen Tanzen steht bei den "Revolution"-Frauen natürlich an erster Stelle. Die Kosten für ihre aufwendigen Kostüme begleichen sie mit den Gagen ihrer Auftritte zu Fasching und bei privaten Feiern während des ganzen Jahres. "Unterm Jahr werden wir aber leider noch eher selten gebucht", sagt Tänzerin Purschke. Dafür haben sich die jungen Frauen noch eine andere rentable Einnahmequelle einfallen lassen, verrät Steffi Obergrusberger: "Beim Faschingsumzug in Ebersberg verkaufen wir selbst gemachten Erdbeer-Limes."

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