Nahverkehr:Öffis in Ebersberg: 24 Stunden täglich, sieben Tage die Woche

Nahverkehr: Ein öffentlicher Bus am Bahnhof in Ebersberg.

Ein öffentlicher Bus am Bahnhof in Ebersberg.

(Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Im Kreis Ebersberg gibt es Pläne, das Angebot im öffentlichen Nahverkehr deutlich auszubauen. Vorbild ist ein nahe gelegener Landkreis.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Wer im Kreis Ebersberg auf dem Land wohnt, ist zwar meist von Idylle umgeben - kommt von dort aber auch ohne Auto schwer weg. Busse fahren tagsüber selten, abends oder an den Wochenenden gar nicht. Das soll sich ändern, wenn es nach Landrat Robert Niedergesäß (CSU) geht.

"Perspektivisch" sei eine Anbindung 24 Stunden täglich und sieben Tage die Woche das Ziel, sagte er bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Das hieße nicht, dass zwangsläufig große Busse durch die Nacht fahren. Stattdessen will man sich am Landkreis Fürstenfeldbruck orientieren, wo man seit 2015 auf Anruftaxis im MVV-System setzt.

Dass sich was tun muss im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis, hatten Vertreter mehrerer Fraktionen bereits bei der Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses im Juli gefordert. "Es hat auch mit der Lebensqualität im ländlichen Raum zu tun, wenn man beim Weggehen ein Glas Wein trinken und sich dann in den Bus setzen kann", sagte Franziska Hilger (CSU) damals.

Eine repräsentative Online-Befragung des MVV im Landkreis hat inzwischen gezeigt, dass eine öffentliche Anbindung der Gemeinden abends und an den Wochenenden sowie eine Verdichtung des Taktes tagsüber ganz oben auf der Wunschliste der Bus- und S-Bahn-Nutzer steht. Der Landrat hofft, dass durch eine deutliche Ausweitung des Angebots insbesondere auch junge Leute das Auto öfter stehen lassen.

Fürstenfeldbruck als Vorbild

Ein Vorbild für Ebersberg könnte laut Niedergesäß der Landkreis Fürstenfeldbruck sein, der bereits heute öffentliche Mobilität rund um die Uhr garantiert. Nach den regulären Bus-Betriebszeiten setzt dort ein MVV-Ruftaxisystem ein, wie Hermann Seifert, der Leiter der dortigen Stabsstelle für den Öffentlichen Personennahverkehr, erläutert. Die Ruftaxis fahren auf Anforderung außerhalb der Betriebszeiten der Busse jede im Landkreis vorhandene Linienbushaltestelle an.

Es gibt sogar noch einige Haltestellen, die ausschließlich von den Ruftaxis bedient werden, beispielsweise Veranstaltungsorte oder Aussiedlerhöfe. Die Ruftaxis verkehren laut Seifert in der Regel bei Bedarf abends im 20-Minuten-Takt bis kurz nach Mitternacht, danach bis in den Morgen im Stundentakt. Auch an den Wochenenden und Feiertagen gibt es einen Stundentakt.

Bei den Fahrgästen kommt das erweiterte Angebot nach Angaben Seiferts sehr gut an. Die Fahrgastzahlen steigen seit Jahren kontinuierlich an, obwohl die Betriebszeiten seit 2015 reduziert wurden - weil das reguläre Busangebot dafür ausgeweitet wurde. 2016 fuhren 75 887 Menschen in den Ruftaxis mit, 2017 waren es schon 94 986 Fahrgäste und in diesem Jahr wird laut Seifert die Grenze von 100 000 wahrscheinlich geknackt.

Problem bei der Vergleichbarkeit der Landkreise

Allerdings hat der Ausbau des Angebots auch seinen Preis. 1,35 Millionen Euro plant der Landkreis Fürstenfeldbruck im Jahr 2019 allein für den Abend- und Wochenendverkehr ein. Insgesamt rechnet Seifert beim ÖPNV im Jahr 2019 mit einem Defizit von 7,5 Millionen Euro. In Ebersberg hingegen schlägt der Busverkehr derzeit mit gerade einmal 1,5 Millionen Euro jährlich zu Buche. Allerdings sind die beiden Landkreise auch schwer vergleichbar: Fürstenfeldbruck ist zwar flächenmäßig kleiner als Ebersberg, hat aber etwa 80 000 Einwohner mehr.

Auch in Ebersberg hat man das Busangebot in den vergangenen Jahren schon ausgebaut, dies wird gut angenommen. Ein immer größerer Teil der Kosten kommt durch die Einnahmen aus den Fahrscheinen wieder herein. 50 Prozent beträgt inzwischen der Kostendeckungsgrad, 60 Prozent sind das Ziel, das man im Landratsamt mittelfristig ansteuern möchte.

Wann es im Landkreis Ebersberg so weit sein könnte, dass auch Nachtschwärmer mit dem Bus gut nach Hause kommen, steht indes noch nicht fest. Am 28. November befasst sich zunächst der Umwelt- und Verkehrsausschuss des Kreistags mit dem neuen Nahverkehrsplan für den Landkreis. Danach sollen die Pläne auch außerhalb der Kreis-Gremien diskutiert werden. Laut Niedergesäß sollen Gemeinden, Schulen, aber auch Nachbarlandkreise eingebunden werden. Im Herbst 2019 ist die Verabschiedung des Nahverkehrsplans vorgesehen, "danach werden die Ziele schrittweise umgesetzt".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: