Nahverkehr:Kirchseeon: Verdacht auf Weltkriegs-Munition am Bahnhof

Nahverkehr: Rechts vom Eingang des Kirchseeoner Bahnhofs sollen die 108 zusätzlichen Fahrradstellplätze entstehen.

Rechts vom Eingang des Kirchseeoner Bahnhofs sollen die 108 zusätzlichen Fahrradstellplätze entstehen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Durch eine Untersuchung nach Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg könnte sich der Bau der seit langem geplanten Fahrradstellplätze in Kirchseeon weiter verzögern.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

Dass die Züge der Deutschen Bahn gerne mal zu spät in die Stationen einrollen, ist hinlänglich bekannt. So viel Verspätung, wie das Unternehmen zusammen mit der Gemeinde Kirchseeon beim Bau von überdachten Fahrradstellplätzen am örtlichen Bahnhofsvorplatz inzwischen auf der Uhr hat, schafft allerdings kein Lokführer der Welt. Seit Sommer 2017 gibt es den Beschluss, dass 108 zusätzliche Unterstellmöglichkeiten für Fahrräder geschaffen werden sollen. Knapp vier Jahre später ist immer noch kein einziger gebaut. Und das Projekt könnte sich noch weiter hinauszögern, denn es gibt den Verdacht, dass an der geplanten Stelle noch Überreste von Kampfmitteln im Boden verbuddelt sind.

Das zumindest hat eine entsprechende Erstuntersuchung ergeben, wie die für das Projekt zuständige Verwaltungsmitarbeiterin Silke Mohs in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates sagte. Bei der Erkundung des Erdreichs habe man insgesamt elf sogenannter Verdachtspunkte identifiziert, an denen womöglich Überbleibsel aus dem Krieg lagern. Eine genauere Untersuchung stehe aber noch aus, so Mohs. Es könne sich dabei auch um anderes Metall, wie etwa einen Löffel oder eine Dose handeln, sagte die Sachbearbeiterin. Und auch Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) wollte nicht unnötig Panik schüren: "Verdachtspunkt heißt nicht, dass dort auch tatsächlich Kampfmittel sind." Sollten dennoch gefährliche Gegenstände gefunden werden, habe die Gemeinde bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen. "Jeder Schritt ist durchgeplant", so der Rathauschef.

Nicht ganz so genau durchgeplant war offenbar der Bau der neuen Fahrradständer selbst - zumindest zieht sich die Maßnahme nun schon seit knapp vier Jahren hin. Unter anderem liege das an den zunächst recht schleppenden Grundstücksverhandlungen, sagte Paeplow. "Die Deutsche Bahn ist nicht immer sehr schnell und kooperativ." Inzwischen sei aber alles geklärt - und der Bau der 108 zusätzlichen Stellplätze soll im Juni dieses Jahres starten. Laut Silke Mohs könnten die Arbeiten dann im Oktober fertig sein. Immer vorausgesetzt, die Kampfmitteluntersuchung endet ohne einen heiklen Fund.

Ansonsten könnte die Stimmung am Kirchseeoner Bahnhof ähnlich brenzlig werden, wie sie es in der Gemeinderatssitzung war, als es um die Frage der Kosten ging. Diese nämlich sind seit Beginn der Planungen - um im Bild zu bleiben - geradezu explodiert. Ist man im März 2018 noch von rund 190 000 Euro ausgegangen, schlagen die Fahrradständer laut einer aktuellen Hochrechnung mit etwa 340 000 Euro zu Buche. Diese Erhöhung sei unter anderem auf die allgemeinen Preissteigerungen auf dem Baumarkt in den vergangenen Jahren zurückzuführen, wie Marktbaumeister Robert König erklärte. Die weiteren Gründe sind die daraus resultierenden, höheren anrechenbaren Kosten für die Planungsleistungen, die Kampfmitteluntersuchung, die Entsorgung von Erdaushub, Arbeiten an den Abwasseranlagen sowie Kosten für Beleuchtung und Blitzschutz, die in den ursprünglichen Planungen nicht enthalten waren.

Wie so etwas passieren könne, wollte unter anderem Klaus Seidinger (UWG) wissen. "Das sind 120 000 Euro mehr für etwas, das man von Anfang an hätte planen können", sagte er im Hinblick auf die Beleuchtung. Eine richtige Antwort darauf konnte Bürgermeister Paeplow allerdings nicht geben: "Das war vor meiner Zeit. Ich weiß nicht, was damals besprochen wurde." Thomas Kroll (SPD) störte sich daran, dass durch die Bauverzögerung nun eine solche Kostenmehrung entstanden ist. "Die Maßnahmen müssen schneller umgesetzt werden", forderte er deshalb.

Auch, weil das nächste Projekt bereits in den Startlöchern steht. Wie Peter Kohl (CSU) sagte, seien die Fahrradstellplätze am Bahnhof in Eglharting ebenfalls knapp. Er plädierte dafür, auch hier Gespräche mit der Bahn aufzunehmen. Dass man damit nie früh genug beginnen kann, weiß man im Kirchseeoner Rathaus ja inzwischen.

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