Nachwuchs-Künstler:Milena Bugajsk gewinnt zum zweiten Mal den Jugendkulturpreis

Jugendkulturpreis Ebersberg; Milena

Mit ihren Bild holt sich Milena Bugajsk ihren zweiten Sieg beim Jugendkulturpreis.

(Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Im Wettbewerb der Nachwuchs-Künstler ging es dieses Jahr um das Thema "Freundschaft". Am besten gefällt der Jury die Zeichnung einer 19-Jährigen.

Von Anja Blum

Organisatorisch etwas überfordert, aber überglücklich - so lässt sich der Zustand der Macher des Jugendkulturpreises wohl beschreiben. Mehr als 50 Kunstwerke sind heuer beim Kreisjugendring (KJR) eingereicht worden - ein sensationeller Rekord. Und bei der Preisverleihung am Sonntag in Ebersberg war vor lauter Besuchern schier kein Durchkommen - nochmal Rekord!

Jugendkulturpreis Ebersberg

So sieht Glück aus: Milena Bugajska hat zum zweiten Mal den Jugendkulturpreis gewonnen.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Kehrseite der Medaille scheint angesichts dessen durchaus zu verkraften: Die immense Zahl der Einreichungen hat die Jurysitzung zeitlich fast gesprengt und ist wohl auch verantwortlich dafür, dass dabei ein Video "durchgerutscht" ist. "Aber wir werden das auf jeden Fall noch nachbewerten", verspricht Blandine Ehrl vom KJR, sichtlich bestürzt über "den Fauxpas". Außerdem geht es auch bei der Verleihung im Studio an der Rampe des Kunstvereins etwas chaotisch zu, bis all die vielen Urkunden ihre rechtmäßigen Besitzer erreicht haben und die Gummibärchen gerecht verteilt sind. Doch die strahlenden Gesichter der Kinder, Jugendlichen, Eltern und Juroren machen das alles sofort wieder wett.

Jugendkulturpreis Ebersberg

Freundinnen vom Gymnasium Markt Schwaben haben gemeinsam ihre "Traum-WG" gebastelt.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Zu verdanken ist die rege Resonanz höchstwahrscheinlich der diesjährigen Wahl des Mottos: Die Kinder und Jugendlichen im Landkreis waren aufgerufen, Arbeiten zum Thema "Freundschaft" einzureichen, also zu etwas, das gerade in der Lebenswelt Jüngerer eine enorm wichtige Rolle spielt. Die vielen Werke spiegeln das jedenfalls wider, ganz offenherzig zeigen die Teilnehmer auf kreative Weise, was Freundschaft ihnen bedeutet.

Jugendkulturpreis Ebersberg

Ganz offenherzig zeigen die Teilnehmer auf kreative Weise, was Freundschaft ihnen bedeutet - wie auch Franzi von der Korbininanschule Steinhöring.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Da ist viel Raum für Romantik - viele verschlungene Hände, Umarmungen und Herzen sind zu sehen, aber auch Sterne oder Sporen der Pusteblume, die der Wind, der Zufall des Lebens also, zusammenweht. Manche Arbeiten sind aber auch kritisch, zeigen die Fragilität von Beziehungen, betonen, dass es nicht auf Äußerlichkeiten ankommt, dass es - gerade online - viele Heucheleien gibt, und dass wirklich beste Freunde manchmal eine fast schmerzliche Ehrlichkeit auszeichnet.

"Dieses Bild trägt keinen Titel - aber es ist so viel darauf zu sehen!"

Dass echte Begegnung nur stattfindet, wenn Menschen ihr wahres Gesicht zeigen - diese Weisheit hat Milena Bugajska zeichnerisch umgesetzt: Zwei schlaksige, glatzköpfige Männer erheben sich auf dem Bild der 19-Jährigen aus einem Berg aus traurig-verzerrt Maskierten, sie selbst haben ihre Gesichtsbedeckung fallen gelassen und lachen sich grotesk-verschwörerisch an.

Mit schnellen, gekonnten Strichen hat Milena Bugajska die eindrückliche Szenerie auf schwarzes Papier geworfen, die Jury lobte völlig zu Recht sowohl den eigenen Stil als auch die Aussage. "Dieses Bild trägt keinen Titel - aber es ist so viel darauf zu sehen!" Wer den Jugendkulturpreis ein wenig verfolgt, dem dürfte Milena Bugajska ohnehin bekannt sein: Bereits vor zwei Jahren gewann sie ihn, damals mit einem Comic.

Den zweiten Preis unter den Einzelkünstlern hat die Jury heuer gleich zwei Mal vergeben, an einen Song und eine Zeichnung. Der erst 12-jährige Lukas Slopianka hat mit seiner Band Lightning Blood eine Hymne auf die Freundschaft geschrieben, mit reichlich verzerrten Gitarren und einem Text, der für sich selbst spricht: "Ein Freund tut gut, macht Mut!" Und Viola Spahr, 17 Jahre alt, hat das Wort "Friends" in Gebärdensprache übersetzt, eine sehr feine, ästhetische Zeichnung mehrerer Hände.

Ebenfalls zwei Mal besetzt wurde der vierte Platz: Anna Matthiesen, 17 Jahre alt, hat die Jury mit einem ausdrucksstarken Tanzvideo überzeugt, in dem sie in einer Solo-Choreografie zeigt, wie mit einer Freundschaft auch eine Welt zerbrechen kann. Und der 11-jährige Oskar Promeuschel, der im vergangenen Jahr mit einer verfremdeten Bilderserie den ersten Preis gewonnen hatte, konnte diesmal mit witzig-intelligenter Konzeptkunst punkten: Freundschaft ist Apfelsaft, wenn man ihn teilt - so die These seines Plakats, das mit vier Fotos und einem Text bestückt ist. Das ganz Unscheinbare wird hier also verbunden mit einem großen Wert, darüber hinaus fragt der junge Künstler in seinem Text den Betrachter, was für ihn den Freundschaft sei. "Diese Interaktion finden wir ganz toll", so die Jury.

Bei der Gruppenwertung gibt es gar zwei erste Preise: Für mehrere Schüler der Unterstufe des Markt Schwabener Gymnasiums, die eine sehr vielfältige, liebevolle Werkgruppe eingereiht hatten, sowie für den Kunstkurs des Grafinger Gymnasiums und seine teils sehr witzige Fotoserie. Da stecken zwei Freunde mit den Köpfen unter einer Tüte, zwei Paar Füße in bunten, vertauschten Schuhen und eine junge Frau klammert sich in der Badewanne an einen riesigen Teddy.

Den dritten Platz belegt wieder Markt Schwaben, diesmal Schüler der Mittelstufe, die ebenfalls sehr unterschiedliche Arbeiten wie Bilder, Buch oder Scherenschnitt abgeliefert hatten. Last but not least ging der vierte Preis an die Korbinianschule Steinhöring: Die acht- und neunjährigen Kinder bezauberten die Jury mit der inklusiven Gemeinschaftsarbeit "Freundschaft beginnt im Bauch":

An einem langen, dünnen Baumstamm haben sie aus Draht geformte Herzen und Menschen befestigt, die in ihrer Körpermitte jeweils ein Porträt der jungen Künstler selbst zeigen. "Da wurde das Thema einfach toll umgesetzt", lobt die Jury. Und einen Tipp für alle künftigen Teilnehmer hat sie auch noch parat: Es komme schon auch auf die Präsentation des Werkes an, heißt es augenzwinkernd. Mal sehen, wie viele das beim nächsten Mal beherzigen

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