Dass die Zornedinger in ihren Gemeinderatssitzungen einfach lieblos die Tagesordnung abnicken, kann man ihnen wahrlich nicht vorwerfen, die ausgiebige und manchmal turbulente Debatte gehört gewissermaßen zur DNA dieses Gremiums. Die 20 Jahre von 1992 bis 2012, in denen Martin Strobl im Zornedinger Gemeinderat aktiv war, können dabei als besonders turbulente Epoche der Zornedinger Kommunalpolitik gelten. Nun ist der langjährige Gemeinderat im Alter von 66 Jahren gestorben.
Schon die Umstände, unter denen Strobl das erste Mal einen Sitz im Gemeinderat erhielt, waren ungewöhnlich - um es vorsichtig auszudrücken. Der frühere CSUler Strobl war bei der Kommunalwahl für die Grünen und Unabhängigen angetreten und hatte den Einzug ins Gremium knapp verfehlt. Er rückte in den Gemeinderat nach, als der damalige Dritte Bürgermeister Jürgen Philipp im Sommer 1992 bei einem tragischen Unfall zu Tode kam.
Bei den Grünen hielt es Strobl nicht einmal drei Jahre aus: Mitte 1995 schloss er sich der Bürgerliste an, welche der zuvor aus der SPD ausgetretene Bürgermeister Wolfgang Herold initiiert hatte. Zusammen mit Walter Kneißl, ebenfalls ehemaliger Genosse, gründete Strobl eine Fraktion der Bürgerliste im Gemeinderat. Bei der Kommunalwahl ein Jahr später konnte die Bürgerliste die Zahl ihrer Sitze zwar auf drei ausbauen, das Bürgermeisteramt ging indes an die CSU und Franz Pfluger verloren.
Strobl blieb der Kommunalpolitik und der Bürgerliste indes erhalten. Daran, dass die Dichte an Traktor-tauglichen Brücken über die neue B 304 in Zorneding eher überdurchschnittlich ist, dürfte auch Strobl seinen Anteil gehabt haben. In der jahrelangen Debatte um die Südumgehung mahnte der Landwirt Strobl des öfteren mehr Rücksicht auf seinen Berufsstand an. Auch das zweite umstrittene Großprojekt Zornedings fällt in Strobls Zeit als Gemeinderat, der Bau der neuen Turnhalle, die 2010 nach jahrelangem Hin und Her endlich beschlossen wurde.
2002 und 2008 gelang der Bürgerliste und Strobl der Wiedereinzug in den Gemeinderat - allerdings löste sich die Bürgerliste während der Wahlperiode auf, die verbliebenen Mitglieder traten 2014 bei den Freien Wählern an. Strobl indes hatte sich bereits zwei Jahre zuvor aus dem Gemeinderat zurückgezogen. Damals war noch ein triftiger Grund nötig, um ein Mandat abzugeben, Strobl berief sich auf ein arbeitsintensives Neubauvorhaben auf seinem Hof. Was einige im Gemeinderat indes nicht nachvollziehen wollten - die Entlassung Strobls aus dem Gremium erfolgte mit knappest möglicher Mehrheit von neun zu acht Stimmen. Dass die Gegenstimmen aus den Reihen der Grünen, der Freien Wähler und der SPD kamen, die 1996 durch Strobls Übertritt zur Bürgerliste ihre gemeinsame Mehrheit verloren hatten, war vielleicht ein Zufall - oder eine Reminiszenz an eine sehr turbulente Zeit im Zornedinger Gemeinderat.