Nachhaltige Energieversorgung:Leuchtendes Vorbild

Waldmuseum Einweihung Photovoltaik

Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer, Museumschefin Ines Linke (3. und 4. v. links), Landrat Robert Niedergesäß und der städtische Klimaschutzmanager Christian Siebel (2. und 3. v. rechts) freuen sich mit zahlreichen anderen Mitstreitern über die neue Solaranlage auf dem Waldmuseum.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Nach mehr als einem Jahrzehnt Planung hat das Ebersberger Waldmuseum endlich eine Photovoltaikanlage. Diese lädt in gleich mehrfacher Hinsicht zur Nachahmung ein, wie die Redner bei der Eröffnung betonen

Von Wieland Bögel, Ebersberg

"Wir haben heute extra den Karwendel auffahren lassen", begrüßte Ebersbergs Bürgermeister Walter Brilmayer die Gäste am Waldmuseum. Genauer an dessen Rückseite, wo es am Dienstagvormittag bei strahlendem Sonnenschein neben dem Alpen-Panorama auch die neueste Errungenschaft des Museums zu bewundern gab: eine Photovoltaikanlage.

Dass diese so eine Attraktion ist, liegt weniger an der Anlage, es handelt sich nämlich eher um eine kleineres Modell. Laut Ebersbergs Klimaschutzmanager Christian Siebel haben die 32 Module seit der Inbetriebnahme Ende April rund 220 Kilowattstunden Strom geliefert - zum Vergleich: die Anlagen auf der Realschule oder am Wertstoffhof liefern mehr als 50-mal so viel Energie. Trotzdem ist das, was auf dem Dach des Waldmuseums entstanden ist etwas ganz Besonderes und das hat mit der Vorgeschichte des Projekts zu tun.

Diese beginnt vor gut elf Jahren mit der Überlegung im Stadtrat, die Energiegewinnung im Museum noch nachhaltiger zu machen. Für die Wärme gibt es bereits eine Hackschnitzelheizung, nun soll auch der Strom ohne fossile Energieträger erzeugt werden. Die naheliegendste Lösung - Photovoltaik auf dem Dach - entpuppte sich als komplizierter als gedacht. Was mit einer Besonderheit des Museums zu tun hat: Es ist nämlich teilweise ein Baudenkmal. Der vordere Teil ist ein historisches Jägerhaus aus dem Jahr 1740, das extra für das Museum nach Ebersberg transportiert und mit dem Neubau verbunden wurde - für den der Denkmalschutz damit ebenfalls gilt. Denn laut Denkmalamt bilden beide Gebäudeteile ein Ensemble, weshalb es auch nicht möglich sei, auf dem 2004 fertiggestellten Neubau eine Solaranlage zu errichten. Darum legte man das Vorhaben zunächst zu den Akten, stattdessen sollte ein kleines Windrad die umweltfreundliche Stromversorgung garantieren - woraus dann aber wieder nichts wurde, diesmal aus Gründen des Landschaftsschutzes.

2015 gab es dann die Idee, eine Art getarnte PV-Anlage aufs Museumsdach zu setzen, was allerdings wegen zu hohen Kosten verworfen wurde. Dass es schließlich doch noch geklappt hat mit der "normalen" Solaranlage, ist letztlich Landrat Robert Niedergesäß zu verdanken. Er hatte im vorvergangenen Jahr die Einwände der Denkmalbehörde überstimmt und der Stadt eine Baugenehmigung für die Photovoltaik ausgestellt.

Das sei "meine Lieblingsunterschrift" gewesen, sagte der Landrat nun, als er zu seinem "Lieblingstermin" am Waldmuseum die Geschichte noch einmal Revue passieren ließ. Inklusive der Anekdote, dass ihn, nach Ausstellen der Baugenehmigung, das Denkmalamt gebeten habe, auf die Stadt Ebersberg einzuwirken, das Projekt nicht umzusetzen. Natürlich sei der Denkmalschutz ein hohes Gut, das man auch hoch achte, betonte Niedergesäß, aber nach "Abwägung der Güter zählt hier der Umweltgedanke".

Und vielleicht nicht nur am Museum, so Klimaschutzmanager Siebel. Das Projekt könnte nämlich ein Vorbild für andere sein. Denn es bestehe aus mehr, als der Solaranlage alleine. Zunächst habe man im Museum den Verbrauch von rund 24 Megawattstunden im Jahr auf gut die Hälfte reduziert. Übers Jahr rechne man damit, durch die neue rund 25 000 Euro teure Anlage sowohl den Eigenverbrauch weitgehend decken, als auch Überschüsse ins Netz einspeisen zu können. Und das Projekt soll noch weitergehen. Geplant sind als nächster Schritt eine Ladestation für Elektrofahrräder sowie langfristig ein Stromspeicher.

Was nur möglich war, so Bürgermeister Brilmayer, weil man sich nie habe entmutigen lassen: "Es braucht Geduld, das lernt man in der Kommunalpolitik." Und so könne die Anlage auf dem Museumsdach eine weitere Lektion bieten: "nicht aufregen, aber auch nicht nachlassen."

Und gegen zu viel Aufregung hatte Museumschefin Ines Linke noch ein Geschenk parat: Gutes aus dem Forst - wenn auch nicht aus dem Ebersberger - es gab Brotzeitbrettl, die mit dem Hinweis versehen sind, sie seien "für die Regeneration".

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