Süddeutsche Zeitung

Nach Video-Post:Kreis-AfD auf Facebook abgeschaltet

Lesezeit: 1 Min.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Kreisverband der AfD und seine Kandidatin für die vergangene Bundestagswahl, Brigitte Fischbacher, sind seit Freitagabend abgeschaltet. Zumindest auf Facebook, dort sind sowohl die Seite des Kreisverbandes als auch jene Fischbachers derzeit nicht mehr auffindbar. Hintergrund ist offenbar, dass auf beiden Seiten ein revisionistisches Video zu sehen war. Darin wird unter anderen Adolf Hitler mit der Aussage zitiert, nicht er, sondern Churchill trage die Schuld am Zweiten Weltkrieg. Diese These soll dort auch durch Zitate anderer zeitgeschichtlicher Persönlichkeiten und als Revisionisten bekannter Historiker belegt werden. Offen bleibt, ob die AfD selbst die beiden Seiten stillgelegt hat oder ob sie von Facebook gesperrt wurden. Fischbacher erklärte am Montag, sich dazu nicht äußern zu wollen.

Stattdessen beklagt sie sich über eine angeblich gegen sie und ihre Partei gerichtete Berichterstattung. Wie sie selbst zum Inhalt des von ihr auf zwei öffentlich zugänglichen Seiten im Internet eingestellten Videos steht, bleibt dabei allerdings unklar. Weder gibt es von Fischbacher eine eindeutige Distanzierung zu den im Video aufgestellten Thesen, noch ein eindeutiges Bekenntnis dazu. Auch warum sie das Posting mit dem Hinweis versehen hat: "Ich möchte Euch eindringlich bitten dieses, fast 20 Minuten lange, Video anzuschauen", bleibt offen. Über beides, das Video wie dessen durchaus als Empfehlung zu verstehende Kommentierung Fischbachers gab es am vergangenen Freitag noch rege Debatten im Netz. Ein User fragt, ob sich die AfD damit "mit Absicht lächerlich" machen möchte, andere posten Kotz-Smileys. Allerdings sind alle diese Reaktionen nur jeweils für kurze Zeit auf den Seiten sichtbar, offenbar werden diese in Echtzeit und sehr akribisch betreut - und missliebige Einträge schnell gelöscht. Dazu zählen für die Seiten-Moderatoren offenbar auch einfache Fragen, wie die einer Nutzerin, die von Fischbacher wissen wollte, ob sie Hitler nun für einen Friedensstifter halte oder nicht. Statt einer Antwort wird die Frage schnell gelöscht und die Ex-Kandidatin postet die Gegenfrage: "Habt ihr euch abgesprochen? Shitstorm day?" Einen Erklärungsversuch Fischbachers gibt es zumindest noch:"Dieses Video ist eine Sammlung von Zitaten, mit Quellenangabe. Es wurde meinerseits zu keiner Zeit eine Wertung über den Inhalt dieses Videos abgegeben. Die Pressevertreter, wie auch einige Facebook User versuchen derzeit die Tatsachen zu verdrehen, schade." Wenig später, gegen 20.20 Uhr ist die AfD-Seite auf Facebook offline, 75 Minuten später dann auch die Seite Fischbachers.

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Quelle:
SZ vom 06.02.2018
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