Nach LKW-Unfall:Ersthelfer retten siebenfachen Vater

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Der Fahrer des am Dienstag umgestürzten Betonmischers ist dank schneller Hilfe außer Lebensgefahr

Nadia Pantel

Gut zwei Kubikmeter Erde begruben den Fahrer des Betonmischers in seinem Führerhäuschen. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

"So eine schwierige Rettung habe ich in gut 40 Dienstjahren noch nicht erlebt" - Kreisbrandrat Gerhard Bullinger beschreibt die Vor-Ort-Hilfe für den am Dienstagnachmittag verunglückten Betonmischerfahrer "wie die Bergung eines Lawinenopfers". Der Fahrer war, von Buch kommend, in Richtung Zorneding unterwegs, als sein Betonmischer ins Schlingern geriet. Die flüssige Ladung von 15 Tonnen Frischbeton geriet dabei so heftig in Bewegung, dass sie das gesamte Fahrzeug zum Umkippen brachte. "Das Führerhäuschen hat sich dann richtiggehend ins Erdreich eingegraben", sagt Bullinger. Die Frontscheibe zerbrach und eine Mischung aus Erde, Schlamm und Schnee drückte den Fahrer in den Fußraum des Führerhäuschens, wo er kopfüber eingeklemmt wurde und sich nicht mehr bewegen konnte.

Dass der schwerverletzte Fahrer inzwischen außer Lebensgefahr ist, verdankt er vor allen Dingen drei Menschen, die zufällig an der Unfallstelle vorbei kamen und spontan Erste Hilfe leisteten, noch bevor die Rettungskräfte eintrafen. Ein älterer Mann, eine ehrenamtliche Rettungssanitäterin und ein Mitglied der Feuerwehr Aßling begannen den Schwerverletzten mit bloßen Händen auszugraben. Um Mund und Nase des Mannes von der Erde zu befreien kletterte die Rettungssanitäterin von oben ins Führerhäuschen und kauerte dort eine gute halbe Stunde lang, um den Körper des Mannes so schnell wie möglich frei zu legen. Dabei war nicht nur entscheidend, die Atemwege des Mannes zu befreien, sondern auch, ihn vor einer Unterkühlung zu retten, da er völlig von der etwa null Grad kalten Erdmasse umschlossen war. "Als ich kurz nachdem der Notruf abgesetzt worden war am Unfallort eintraf, merkte ich sofort, dass dort schon Profis am Werk sind", sagt Bullinger, "In den ersten paar Minuten waren jedoch nur Mund und Nase zu sehen, und dass sich etwas unter dem Erdhaufen bewegte".

Eine Ersthelferin, die zufällig am Unfallort war (mitte), legte den Verunglückten mit bloßen Händen frei. (Foto: Gaulke)

Während der Rettungsaktion war der 46 Jahre alte Fahrer und 7-fache Vater bei Bewusstsein. "Während wir ihn ausgegraben haben, zählte er die Namen seiner sieben Kinder auf", berichtet Florian Wagner, Kreisbrandmeister aus Oberpframmern, der den Feuerwehreinsatz leitete. Die Bergung des Mannes wurde dadurch erschwert, dass der Betonmischer auf ein entgegenkommendes Auto gekippt war. Die Fahrerin dieses Autos war extra auf den Acker gefahren um dem schlingernden Laster auszuweichen, dort jedoch verkeilten sich die Fahrzeuge ineinander. Ein Bulldozer musste den Mercedes der Frau mit einer Seilwinde wegziehen, um das Fahrerhäuschen des Betonmischers aufbrechen zu können. Die Fahrerin des Mercedes erlitt Prellungen und einen Schock.

Der Lastwagenfahrer, der bei dem zweiten schweren Unfall dieses Dienstagnachmittags nahe Forstinning in einen Baum fuhr, ist ebenfalls außer Lebensgefahr. Er sei zwar stärker verletzt worden als sein Kollege, allerdings sei die Rettung deutlich einfacher gewesen, so Bullinger. Die Unfallstatistik zeige, dass schwere LKW-Unfälle seit 2011 zugenommen hätten, sagt Bullinger. Warum dies so sei, könne er sich nicht erklären.

© SZ vom 07.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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