Nach Ferkelunfall bei Vaterstetten:Für Tiere vors Gericht

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Der Unfall in Vaterstetten, bei dem 700 Ferkel notgeschlachtet werden mussten, beschäftigt jetzt den Tierschutzverein in München.

Nadia Pantel

Selten ist sicher, was richtig und was falsch ist. Doch manche Bilder sind von klarer Grausamkeit. Als sich am 21. Februar der Schnee neben der Autobahn bei Vaterstetten tiefrot färbte, weil ein Tiertransporter umkippte und 700 Ferkel notgeschlachtet werden mussten, waren sich alle, die vor Ort waren -Veterinäre, Polizei, Feuerwehr und Fotografen - einig: Das wolle niemand zweimal erleben.

Die Frage ist nun, wie und ob verhindert werden kann, dass so etwas noch einmal passiert. "Die zuständige Veterinärärztin und die freiwilligen Helfer, die die Ferkel töten mussten, haben richtig gehandelt, da konnte man nichts mehr ändern", sagt Evelyn Bauer vom Tierschutzverein Ebersberg. Aus Bauers Perspektive begann das Unglück bereits, als die Ferkel in Dänemark in den Transporter getrieben wurden: "Wie kann es erlaubt sein, dass diese Tiere über 1000 Kilometer verfrachtet werden, um gemästet zu werden und schließlich an einem wiederum anderen Ort geschlachtet zu werden." So unterstützt Bauer die Initiative des Tierschutzvereins München, der am Mittwoch, 20. März, für das Verbandsklagerecht für Tierschutzgruppen demonstriert.

"Wenn wir als Verband das Recht hätten, vor Gericht für den Tierschutz einzutreten, könnte man bei solchen Transporten schon im Vorfeld überprüfen, ob sie für die Tiere zumutbar sind", erklärt Judith Brettmeister vom Tierschutzverein München. Zwar sind Tiertransporte an sich nicht illegal, doch selbst die vorgeschriebenen Bedingungen, was Dauer und Art des Transportes betrifft, werden oft nicht eingehalten. So standen auch beim Unfall bei Vaterstetten die Ferkel enger als erlaubt. Gegen so etwas kann aktuell nur bei den Veterinärämtern Klage eingereicht werden. Wenn Tierschutzverbänden das Recht eingeräumt würde, im Namen der Tiere zu klagen, könnten Verstöße gegen den Tierschutz künftig direkt vor Gericht gebracht werden. Der Unfall bei Vaterstetten sei ein weiteres Beispiel dafür, dass regelmäßig gegen den gesetzlich vorgeschriebenen Tierschutz verstoßen würde. Dass der Unfall zwar Tierschützer und Bürger aufrüttelte, nicht jedoch alle politischen Parteien, zeigt das jüngste Scheitern eines Gesetzentwurfes der Grünen. Eine Woche nach dem Unfall, am 28. Februar, reichte die Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag einen Gesetzesvorschlag zur Einführung der Verbandsklage für Tierschutzvereine ein. Gleichzeitig legte der Tierschutzverein eine Liste mit Unterschriften von 40 000 Münchnern vor, die ebenfalls eine Ausweitung des Verbandsklagerechts fordern. Der Antrag wurde jedoch mit einer Mehrheit aus CSU, FDP und Freien Wählern abgelehnt. Wenn Menschen im Namen der Tiere Klage erheben dürfen, entstünde lediglich eine aufgeblähte Bürokratie, argumentiert der Bayerische Bauernverband. Auch einige Wissenschaftler sind gegen das Verbandsklagerecht. Sie fürchten eine Klagewelle gegen Tierversuche, auch im Bereich der Humanmedizin wie etwa der Krebsforschung.

Für Evelyn Bauer vom Tierschutzverein Ebersberg gehören zwar weder Tiertransporte noch Tierversuche zu den alltäglichen Themen, Tierquälerei jedoch schon. "Uns würde das Verbandsklagerecht helfen, um besser eingreifen zu können, wenn Tiere nicht artgerecht gehalten werden", so Bauer. Vier- bis fünfmal im Jahr gebe es im Landkreis Fälle, in denen Haus- oder Nutztiere von ihren Besitzern misshandelt und vernachlässigt würden. Gegen diese Besitzer könnte der Tierschutzverein direkt vorgehen, würde das Gesetz tatsächlich geändert.

Die Demonstration in München ist nach Kundgebungen in den Jahren 2011 und 2012 die vierte Aktion des Tierschutzvereins für eine Ausweitung des Verbandsklagerecht. An der letzten Demo haben 800 Bürger teilgenommen, diesesmal hoffe man auf noch mehr. Denn auch Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) wird auf der Kundgebung für die Sache der Tierschützer reden. Die Demonstration beginnt am Mittwoch, 20. März, um 17 Uhr auf dem Odeonsplatz in München.

© SZ vom 19.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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