Nach einem Abstecher in die Toskana:Koenig des Landkreises

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Hausrind in XXL: Der "Große Boviner Schädel" von Fritz Koenig. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der "Große Boviner Schädel", eine Bronzeskulptur des berühmten deutschen Bildhauers, kehrt nach Grub zurück

Von Hoda Shoeir, Poing

Ein gutes Jahr lang hat die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) in Grub bei Poing auf eine prächtige Zierde verzichtet: Der "Große Boviner Schädel" war Teil einer monumentalen Ausstellung in Florenz, die Uffizien und die Boboli-Gärten beherbergten zahlreiche Werke des 2017 verstorbenen deutschen Bildhauers Fritz Koenig. Die Gruber Bronzeplastik wurde also vorübergehend in die Toskana verliehen - an diesem Freitag kehrt sie nun endlich zurück.

Die Ausstellung war ein großer Erfolg, mehr als 1,1 Millionen Besucher haben den großen Rinderschädel und andere Werke Koenigs betrachten können. Nun wird die Skulptur wieder an ihren angestammten Platz stehen. Bereits vor 30 Jahren, 1989, wurde die Plastik Fritz Koenigs in Grub platziert, wie es genau dazu kam, ist heute jedoch leider bei der LfL niemandem mehr bekannt. Fest steht nur, dass der 2,20 Meter hohe und 3,30 Meter breite Koloss eine Auftragsarbeit war. Der berühmte Bildhauer schuf die Skulptur "Großer Boviner Schädel" eigens für die Landesanstalt in Grub, in der es unter anderem um die Zucht von Nutztieren geht. Der Titel ist wohl angelehnt ans englische "bovine", was "Rind" heißen kann, aber auch so viel wie "einfältig".

Geboren 1924 in Würzburg, verbrachte Fritz Koenig den Großteil seines Lebens auf seinem Landsitz Ganslberg bei Landshut in Niederbayern. Als Künstler feierte er zahlreiche internationale Erfolge und wurde 1964 an den Lehrstuhl für Plastisches Gestalten an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität München berufen. Fritz Koenig gilt als einer der wichtigsten Protagonisten der deutschen Bildhauerei in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Öffentlichkeit ist er als Schöpfer von "The Sphere" in New York bekannt. Diese runde Bronzeplastik, ein Globus aus 52 Segmenten, wurde beim Anschlag auf das World Trade Center schwer beschädigt. Heute befindet sich die aus "Ground Zero" geborgene Kugel als Mahnmal in einem Park.

Nicht ganz so bewegend aber ebenfalls spannend war der Transport des "Großen Boviner Schädels" von Grub nach Italien. Schweres Gerät musste dafür eingesetzt werden, außerdem hatte "die von Florenz beauftragte Spedition extra ein Holzgestell vorgefertigt", erzählt Elke Zahner-Meike, Pressesprecherin der LfL. Bei der Abholung blieb lediglich der steinerne Sockel zurück. "Da haben wir festgestellt, dass der über die Jahre aufgrund der hohen Temperaturunterschiede einige Risse bekommen hatte." Also wurde für die Rückkehr der Plastik ein ganz neuer Sockel angefertigt, die zwei Kastanienbäume, die seit seiner Enthüllung neben dem Schädel stehen, wurden zurückgeschnitten.

Warum nun gerade Florenz das Vermächtnis eines deutschen Bildhauers feierte? Vermutlich, weil Koenig als junger Künstler in den 50er Jahren sein Portfolio in Italien ausbaute. Dort eignete er sich diverse bildhauerische Techniken an, darunter die Verschmelzung gleichartiger Motive in ein großes Formsystem, die sogenannte Akkumulation, für die "The Sphere" ein Paradebeispiel ist. Seine bayerische Herkunft aber hat Koenig trotz allen Erfolgs nie vergessen: "Am liebsten trank er Bier auf dem Ganslberg zwischen seinen Ikarus-, Pferde- und Hundestatuen", schreibt der Historiker Michael Wolffsohn, ein enger Freund.

Vermutlich gab es am Ganslberg auch das ein oder andere "bovine", das ihm Pate stand.

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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