Bildung im Landkreis Ebersberg:Folgenschwere Dissonanzen

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Ein Leben mit Musik ist wahrscheinlich immer noch Bernd Kölmels Traum. Doch nun wurde er entlassen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Musikschule Vaterstetten trennt sich völlig überraschend von ihrem Leiter Bernd Kölmel. Über die Gründe schweigen sich die Beteiligten aus.

Von Anja Blum, Wieland Bögel, Vaterstetten

Anfang voriger Woche schien die Welt der Musikschule Vaterstetten noch in Ordnung: Bernd Kölmel, seit Anfang 2018 Leiter der Bildungseinrichtung, wünschte in seinem Weihnachtsbrief Freunden und Unterstützern der Musikschule ein frohes Fest – kurz darauf war er seinen Job los. Die Musikschule hat Kölmel diese Woche überraschend und fristlos gekündigt, das bestätigen alle Beteiligten. Über die Gründe schweigen sie sich indes aus.

Zuerst berichtete das Online-Portal B304 über die Causa Kölmel, offenbar war man von Mitarbeitern der Bildungseinrichtung informiert worden, zumindest werden solche anonym mit den Worten zitiert, man sei „unendlich traurig und schockiert“. Auf SZ-Nachfrage bestätigt man seitens des Musikschul-Trägervereins das Ende des Beschäftigungsverhältnisses. Die offizielle Sprachregelung lautet: „Der Verein Musikschule Vaterstetten e.V. beendet das Arbeitsverhältnis mit Herrn Kölmel als Geschäftsführer der Musikschule aus dringenden betrieblichen Gründen. Weitere Einzelheiten werden aus rechtlichen und betrieblichen Erwägungen nicht bekanntgegeben. Wir bitten um Verständnis.“

Der Betrieb laufe trotz Kölmels Ausscheiden wie gewohnt weiter, heißt es

Mehr könne man der Öffentlichkeit derzeit leider nicht mitteilen, sagt Leonhard Spitzauer (CSU), Bürgermeister von Vaterstetten, größter Beitragszahler und größte Mitgliedsgemeinde des Vereins. Sein Parteifreund und Amtskollege aus Zorneding, der stellvertretende Vereinsvorsitzende, Piet Mayr, möchte sich ebenfalls nicht weitergehend zu der Sache äußern. Nicht einmal, wer in Kölmels Abwesenheit die Geschäfte führen wird und ob man bei der Musikschule nun einen neuen Chef braucht, möchte Mayr beantworten.

Er lässt sich aber immerhin zu der Aussage hinreißen, dass die „betrieblichen Gründe“ keine plötzliche Krise in den Finanzen der Musikschule seien, man sich den Geschäftsführer also nicht mehr leisten könne. Der Betrieb der Einrichtung laufe auch trotz Kölmels Ausscheiden wie gewohnt weiter, so Mayr, die Kunden müssten nicht befürchten, dass nun Unterricht ausfalle.

Kölmel sagt, er habe einen Fehler gemacht. Seine Entschuldigung aber sei nicht akzeptiert worden

Kölmel selbst bestätigt auf Nachfrage, er sei am Dienstag dieser Woche „fristlos und unwürdig entlassen“ worden, darüber sei er „schockiert“. In Bezug auf die Gründe geht auch Kölmel nicht allzu sehr ins Detail, er spricht von einem „Fehler, den ich in Unwissenheit gemacht habe, und für den ich mich entschuldigt und um Vergebung gebeten hatte“. Dies sei indes nicht akzeptiert worden. „Man wollte mich entlassen“, so Kölmel weiter. „Das ist schon schwer, gerade weil wir auf einem guten Weg waren und die Einrichtung vorangetrieben haben und in der Öffentlichkeit gut aufgestellt waren. Was soll ich sagen, es ist eine Entscheidung der Verantwortlichen – und mir ist es nicht möglich, Weiteres zu tun.“

Letzteres scheint man seitens des Trägervereins offenbar zumindest nicht völlig auszuschließen. Die doch sehr ausweichenden Auskünfte zu einer kommissarischen Geschäftsführung und zu dem möglichen Bedarf eines neuen Musikschulleiters legen die Vermutung nahe, dass Kölmels bisheriger Arbeitgeber eine Klage gegen die Kündigung zumindest für nicht komplett unwahrscheinlich hält.

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Wie es jetzt bei der Musikschule weitergeht, ist völlig offen. Der studierte Schlagzeuger Kölmel hatte die Einrichtung im Jahr 2018 nach einer Zeit der Krisen übernommen: 2013 war der langjährige Leiter Kurt Schneeweis in den Ruhestand gegangen. Seine Nachfolgerin Christiane Schützer beendete ihr Engagement nach nur vier Monaten unter ähnlich klandestinen Bedingungen wie nun bei Kölmel – erstritt sich später aber in einem Prozess noch 5000 Euro, angeblich als Entschädigung wegen übler Nachrede.

Es folgte eine Doppelspitze aus Petra Scheuring und Günter Ebel, die beiden waren zuvor bereits als Musikschullehrkräfte tätig gewesen – und steuerten die Einrichtung in die wohl schwerste Krise ihrer Geschichte: Im Streit über die Eignung neuer Räume verscherzte es sich die Musikschule so nachhaltig mit ihrer größten Trägergemeinde, dass Vaterstetten 2015 die Zuschussvereinbarung mit dem damals noch zusammengehörigen VHS-Musikschulverein kündigte. 2017 sollte dann in neuer Struktur ein Neuanfang gewagt werden. Für die Musikschule traute man dies einem damals 54-Jährigen zu, der bereits im badischen Bühl eine solche Einrichtung geleitet hatte: Bernd Kölmel.

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