Die Realität kann einen derartig erschlagen, dass man sich schon vor der Haustür fühlt wie von einer Wildschweinhorde überrannt. Meistens sind das die ersten Tage nach einem Urlaub - weil das Drehbuch des Lebens aus irgendeinem Grund immer genau dann ein Schauerkapitel einlegt. Wobei? Ein Schauer wäre in diesem Fall sogar noch angenehm - nun, da sich der Himmel über dem Münchner Land in aller Herrgottsfrüh ergießt, als wäre der Heilige Vater zwei Wochen lang ohne Bieslpause im Wiesnzelt gehockt.
Sympathischer ist die Vorstellung von göttlichen Tränen. Fast möchte man im Regen mitflennen, weil nichts vorangeht, da es nun von der Welthauptstadt des Biers in die Welthauptstadt des Wildschweins gehen soll: Ein apokalyptischer Stau zwischen der Maxvorstadt und dem Altstadttunnel rückt den Zielort Ebersberg in weite Ferne. Die Münchner Edelkutschen versperren die Durchfahrt hinaus ins Ebersberger Land. Und beim Blick nach oben ist immer noch keine Bieslpause in Sicht.
Normalerweise ist der antizyklische Autofahrer hier auf der Sonnenseite des Berufspendelns unterwegs. München-Ebersberg-München ist morgens und abends die deutlich weniger befahrene Strecke als umgekehrt. Doch sobald auch nur ein Tropfen vom Himmel fällt, lassen die Hauptstädter Fahrrad und Bahn im Regen stehen und verstopfen ihre Straßen mit Blech. Als würde sich von hoch droben tatsächlich ein fleißiger Festzeltbesucher entleeren. So dauert diese Posturlaubs-Fahrt nach Ebersberg doppelt so lang wie sonst. Die Realität ist ernüchternd: Nach dem Wiesn-Suff steigen die Münchner wieder in ihren Riesen-SUV.