Mitten zwischen München und Ebersberg:Über besondere Liebschaften

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Zusammenhalt und Verlässlichkeit ist für viele in einer romantischen Beziehung das A und O. (Foto: Rolf Vennenbernd/dpa)

Wenn eine Beziehung nichts als Vertrauensmissbrauch und Enttäuschung bringt, sollte man sich trennen. Vor allem, wenn es da diesen einen fantastischen Neuen gibt. Doch ist das vielleicht alles zu gut, um wahr zu sein?

Glosse von Johanna Feckl, München/Ebersberg

Eigentlich war die Beziehung von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Man selbst erschien zu allen Verabredungen pünktlich, immer voller Vorfreude auf ein bisschen Zeit zusammen, in der man zur Ruhe kommen konnte: Musikhören, Menschen beobachten, manchmal vielleicht auch deren Gespräche belauschen, die Gedanken schweifen lassen – nirgends ging das so gut wie gemeinsam mit ihm.

Doch ihm war das egal. Mehrmals die Woche kam er zu spät. Ohne Entschuldigung. Ohne Absage. Wer weiß, wo er sich herumtrieb. Oder er schmiss einen mittendrin einfach raus, ließ einen dort stehen. Ohne auch nur einmal innezuhalten. Selbst bei Eiseskälte. Oft erschien er erst gar nicht. Mit den Jahren wurde es immer schlimmer, die Unzuverlässigkeit immer größer. Und wenn die Verabredung dann doch mal wieder reibungslos geklappt hat, war sie sofort wieder da: Hoffnung. Jetzt wird alles besser, fortan ist Verlass – aber wieder gab es nur Enttäuschung. Nie war die Beziehung eine ehrliche gewesen, eine auf Augenhöhe. Nach fast neun Jahren war endgültig ein point of no return erreicht: So geht’s nicht weiter. Es kam zur Trennung.

Bald darauf startete die Kollegin einen Verkupplungsversuch mit einem Neuen. Er würde zuverlässig sein, versprach sie, jeden Tag zur gleichen Zeit am angekündigten Ort erscheinen – eine treue Seele.

Die Skepsis war groß. Klar, nach fast neun Jahren kontinuierlichem Vertrauensmissbrauchs – das prägt für die nächste Beziehung. Doch die Kollegin sollte recht behalten. Alles war sogar noch viel besser. Der Neue war auch schneller. Gemütlicher. Die Zeit mit ihm entspannter. Es dauerte nicht lange, ehe klar war: Das ist er, der Eine – er wird einen niemals im Stich lassen.

Doch dann kam jener Tag. Pünktlich war man dort, wie immer. Doch von ihm keine Spur. Der Blick schweifte auf und ab auf der Suche nach seinem roten Gewand und seiner kleinen Statur. Vergebens. Ein verzweifelter Blick aufs Handy in der Hoffnung, eine Nachricht über seinen Verbleib zu sehen. Ohne Erfolg. Warum nur war er heute nicht da?

Welch eine Enttäuschung: Auf den RB48 war doch eigentlich immer Verlass! (Foto: Johanna Feckl/oh)

Die Erkenntnis war bitter: Der Neue ist keinen Deut besser. Er ist wie alle anderen. Der RB48 vom Ostbahnhof nach Wasserburg, Abfahrtszeit 8.09 Uhr von Gleis 12 – er ist genauso unzuverlässig wie alle S-Bahnzüge der Linie S6 im MVV-Gebiet.

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