Corona-Regeln in der Gastronomie:"Was wir uns teilweise anhören müssen, ist hammerhart"

Lesezeit: 3 min

Seit einer Woche gilt in Bayern: Wer in Restaurants will, muss geimpft, genesen oder getestet sein. Wirte sind entsetzt darüber, wie renitent sich manche Gäste verhalten.

Von Andreas Junkmann, Ebersberg

Geimpft, genesen oder negativ getestet - so lautet seit einer Woche die heilige Dreifaltigkeit der Corona-Richtlinien. Nur wer nachweislich virenfrei oder ausreichend gegen eine Ansteckung geschützt ist, darf seither in die Innengastronomie, zum Friseur oder in Fitnessstudios. In der Umsetzung von neuen Regeln haben die Betreiber in den vergangenen Pandemie-Monaten reichlich Erfahrung sammeln können, und auch jetzt müssen sie sich wieder den nun geltenden Gegebenheiten anpassen. Zumindest im Landkreis Ebersberg scheint das vielerorts ganz gut zu klappen - aber nicht überall.

Franz Schwaiger ist entsetzt darüber, wie renitent sich manche Gäste verhalten. Der Geschäftsführer des gleichnamigen Hotels in Glonn und Kreisvorsitzender des Gaststättenverbandes Dehoga erzählt von weinenden Mitarbeitern, die ihre Jobs hinwerfen wollen. "Was wir uns teilweise anhören müssen, ist hammerhart", sagt Schwaiger. Eine Mitarbeiterin etwa sei von einem Gast als "pingeliges Arschloch" beschimpft worden, nachdem sie ihn auf die geltenden Corona-Regeln hingewiesen hatte. Viele würden schlichtweg nicht verstehen, warum der Glonner Betrieb die Regeln der Regierung so strikt umsetze. "Jedes Lokal macht das so", sagt dazu Franz Schwaiger. Es wolle sich schließlich niemand eine Strafe einhandeln. "Wir werden jedenfalls keinen Schritt von der Gesetzgebung abweichen."

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Diese konsequente Linie aber stößt offenbar bei vielen Gästen auf Unverständnis. Der Hotelchef erzählt etwa von einer Rentnergruppe, die ihre Impfausweise nicht dabei hatte. Bevor sie ins Restaurant durften, mussten sie nach einigem Hin und Her ihre Dokumente von zu Hause holen. "Die Leute sagen dann immer, wir sollen uns nicht so haben", sagt Schwaiger. "Aber wir können nichts dafür, wir haben die Regeln nicht gemacht." Der Hotelier stellt inzwischen auch selbst Tests zur Verfügung, die von den Mitarbeitern durchgeführt werden. Doch selbst dieses Angebot würden einige Leute nur sehr widerwillig annehmen. Drei absolut unbelehrbare Gäste habe er bisher wieder nach Hause geschickt. Gegen ein älteres Ehepaar aus dem Landkreis Miesbach will der Wirt nun sogar Anzeige erstatten, nachdem dieses eine Mitarbeiterin nach der Aufforderung zum Test mit den Worten "Fick dich doch" beleidigt hatte.

Schwaiger überlegt, die Innengastronomie vorübergehend wieder zu schließen

Franz Schwaigers Laune ist nach nur einer Woche mit der sogenannten 3G-Regel entsprechend im Keller. "Unsere Mitarbeiter sind doch keine Maschinen", schimpft der Gastronom. Er überlege deshalb, die Innengastronomie vorübergehend wieder zu schließen. Dann sei bei schlechtem Wetter eben kein Betrieb, so jedenfalls könne es nicht weitergehen.

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Dass es die Gäste schließlich selbst in der Hand haben, ob sie in die Wirtschaft kommen oder nicht, sagt dagegen Martin Bayerlein, Chef des Kastenwirt in Grafing. "Die Leute machen ihre Tests, das haut schon hin." Wie sein Kollege Franz Schwaiger, sagt auch Bayerlein, ihnen bleibe gar nicht anderes übrig, als die geltenden Regeln umzusetzen. "Wenn das Impfen vorangeht, dann können die meisten Menschen auch wieder ganz normal kommen. Und die anderen, ja mei", so der Kastenwirt-Chef, dem vor allem wichtig ist, dass größere Veranstaltungen weiterhin stattfinden können. Die neuen 3G-Regeln müsse man eben jetzt so nehmen, wie sie sind. In der Gastronomie sei man ja ohnehin schon einiges gewöhnt seit Pandemiebeginn. "Wir waren ja von Anfang die Deppen", sagt der Grafinger Wirt über die zeitweise komplett geschlossenen Lokale. Nun müsse man eben weitermachen, so Bayerlein. "Was bleibt uns anderes übrig?"

Eine ähnliche Einstellung vertritt man auch in anderen Branchen im Landkreis Ebersberg, die seit einer Woche von 3G betroffen sind. "Es geht eigentlich ganz gut", sagte etwa Gisela Limberger vom Friseur Haarspitze in Ebersberg. Dort hätten sie viele Stammkunden, denen man die neuen Regeln auch gut erklären könne. Wer trotzdem ohne Nachweis kommt, für den haben Limberger und ihre Kolleginnen Tests vor Ort. "Die meisten sind aber eh schon geimpft", sagt die Friseurin, die bisher keinerlei Probleme mit 3 G zu beklagen hat. Ähnliches ist aus der Stadt Grafing vom dortigen City Coiffeur zu hören. "Bei uns kommen die Leute schon mit Impfausweis in der Hand zur Tür rein", sagt Sonja Schlesak. Der Geschäftsführerin ist das ganz recht, denn gerade zur Ferienzeit sei der Salon ohnehin recht dünn besetzt. "Da haben wir auch so schon genug zu tun", so Schlesak, die hofft, dass zumindest ihre Kunden weiterhin so vernünftig bleiben.

© SZ vom 30.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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