Bei einer Ausstellung, die so umfangreich und weit verzweigt ist wie die der Gruppe "Magenta 7" im Kulturzentrum Trudering, empfiehlt es sich, zunächst die "Visitenkarten" der Künstler in Augenschein zu nehmen. Alle sieben haben im Foyer je eine typische Arbeit gehängt. Die Motive vor Augen, kann man in Ruhe durch die Gänge, Flure und Säle des Baus an der Wasserburger Landstraße schweifen. Der Titel der Ausstellung "Die Phantasie ist ein ewiger Frühling" nach einem Ausspruch von Schiller passt in seiner Allgemeingültigkeit sehr gut zu der Schau, die keinerlei roten Faden aufweist. Da geht es bunt und wild durch Motive, Stil und Technik, Alte Meister und Airbrush existieren einträchtig nebeneinander.
Peter Kastl etwa, der eine Kunstschule besucht und Musik studiert hat, gehört der Deutschen Aquarellgesellschaft an. Seine Tiere und Landschaften in Acryl offenbaren eine tiefe Detail- und Naturliebe ebenso wie die Fähigkeit, intensive Lichtstimmungen auf die Leinwand zu zaubern. Waltraud Fichters Umgang mit der Natur ist ein gänzlich anderer. Der Grafingerin geht es um Bewegung, Energie und Freiheit. Durch duftig weiße Blüten und Segelboote fährt ein milder bis stürmischer Wind, man glaubt, die Brise zu spüren. Majestätisch und irgendwie auch auf Reisen: die alpinen Giganten.
Während Fichter der großen Freiheit huldigt, künden die Arbeiten von Monika Bauer und Hildegard Czizegg von Verdichtung. So jedenfalls hat Bauer zwei ihrer zauberhaften Vinyldrucke betitelt. Abstrakte Formen und kalligrafische Zeichen greifen in einem rhythmischen Tanz ineinander und bilden filigrane, meist vertikal komponierte Muster. Monika Bauer ist Fachlehrerin für Kunst, arbeitet mit Holz, Linoldruck, Stein und Collage.
Hildegard Czizegg aus Vaterstetten, die auch Sprecherin der Gruppe und von der "Brettlbühne" bekannt ist, hat aufgrund diverser Kurse und Sommerakademien zum Malen gefunden und beschreitet nun, wie sie sagt, neue Wege. Ein eindrucksvolles Beispiel für ihre Arbeiten ist das abstrakte Gemälde "o.T", eine gut ausbalancierte und dichte Komposition aus Licht und Dunkel, aus Fläche, Tiefe und etwas Verborgenem, Geheimnisvollem. Je nachdem, von welcher Seite man es betrachtet, offenbart es neue Dimensionen, das Bild scheint sich nach allen Seiten hin grenzenlos zu öffnen. Czizegg trägt mehrere Schichten auf, die sie wieder abkratzt und erneuert; solange, bis sie das Gefühl hat, aufhören zu können. "Ein Musiker hat mich mal gebeten, dieses Bild ein zweites Mal zu malen, nur viel größer", erzählt Czizegg. "Aber ich kann dieses Motiv nicht genau so wiederholen."
Das Gegenteil von Verdichtung entdeckt man in gewisser Weise bei Renate Methner. Sie ist Mitglied im AK 68 in Wasserburg. Auf einem ihrer Bilder zieht sich eine schwarze, fransige Linie über die drei Teile der Arbeit. Rechts, links und in der Mitte haben sich elliptische, gewichtslos wirkende Formen versammelt, als wollten sie die schwarze Linie in Balance halten. Fragil auch Methners Mohn- und Quittenstudien, zart, fernöstlich anmutend und sehr poetisch.
Auf ein Motiv konzentriert hat sich Anni Widmann, die eine Praxis für Kunst- und Psychotherapie betreibt. Es ist der Kreis als universelles Sinnbild, auch Symbol für Geborgenheit und ewige Wiederkehr. Mal hat sie einen Kreis in bunte Fraktale geteilt, die sich neu formieren wollen, mal hat sie ihm mithilfe des Pinselduktus einen Drehimpuls gegeben.
Getreue Abbilder der Natur, der romantischen idyllischen Natur, malt Anna Wesely, Mitglied im Kunstverein Ebersberg. Zu ihren Motiven zählen der Starnberger See mit Alpenkulisse, Seestücke mit Brandung und Felsen, Gewitterstimmung, Monets berühmte Seerosen. Ihre Arbeiten sind handwerklich eindrucksvoll und finden bei der Vernissage viele Bewunderer. Jedoch, auch das macht die Ausstellung klar: Die sieben von Magenta verbindet die gemeinsame Freude am Malen. Um Zeitgeist und Kunstgeschmack scheren sie sich keinen Deut. Und es ist gerade diese bunte Vielfalt, die Christina Hesse, der Geschäftsführerin des Truderinger Kulturzentrums, besonders gut gefällt.
Die Ausstellung von "Magenta 7" ist bis einschließlich Donnerstag, 29. Juni, im Truderinger Kulturzentrum, Wasserburger Landstraße 32, zu sehen, geöffnet Montag bis Samstag von 10 bis 20 Uhr. Samstags ist eine der Künstlerinnen anwesend.