Müll in Ebersberg:"Sauber bleiben"

SAUber bleiben, Ebersberg Auftakt

Mit Greifern, die an überdimensionierte Grillzangen erinnern, machen sich die Ebersberger Müllpaten auf die Suche nach Abfall.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Wer in Ebersberg eine "Müllpatenschaft" übernimmt, tut etwas für das Stadtbild und die Umwelt

Von Jörg Lehne, Ebersberg

"Ich will auch einen Müll", sagt die Dame, greift eine Kippenschachtel aus dem nächstgelegenen Abfalleimer und wirft sie vor sich auf die Straße. Die Umherstehenden stören sich nicht daran., ist ja schließlich für einen guten Zweck. Die im Ebersberger Stadtpark versammelte Truppe hat sich eigentlich der Aufgabe verschrieben, das Stadtbild zu verschönern. Gekeimt ist die Idee in der Frauenunion, sowie der Agenda 21-Gruppe, die unabhängig voneinander zu dem Schluss gekommen sind, dass mehr gegen umherliegenden Abfall getan werden müsse. Zusammen haben sie nun eine neue Aktion auf den Weg gebracht, die sich zugleich liest, wie ein stadteigenes Reinheitsgebot: "Sauber bleiben, Ebersberg!"

Und das funktioniert so: Wer mitmacht, kann sich für ein bestimmtes Stadtgebiet zuständig erklären, um dieses von fallengelassenen Kippen, umherliegenden FFP2-Masken und allem anderen Abfall freizuhalten. Mit solchen "Müllpatenschaften" soll der kommunalen Stadtreinigung unter die Arme gegriffen werden - mit Händen und Zangen, denn eine umfassende Ausstattung gibt es inklusive: Einen armlangen Greifer aus Holz, Handschuhe, ein Informationsblatt, knallgelbe Warnwesten, sowie Müllsäcke werden gestellt.

Die Warnwesten seien vor allem für Kinder gedacht, die mitmachen wollen, damit diese früh genug von Autofahrern gesehen werden könnten, sagt Agnes Gehrer. Als Abfallberaterin bei der Ebersberger Stadtverwaltung unterstützt sie das Projekt zusammen mit Agnes Lang. Geschützt ist man aber auch ohne Weste, denn alle ehrenamtlichen Freiwilligen sind für die Tätigkeit unfall- und haftpflichtversichert.

Bislang sind es sieben, die sich eine der Holzzangen besorgt haben. Mit dabei ist auch Bürgermeister Uli Proske. Sein Sammelgebiet ist die Strecke, die er regelmäßig mit seinem Hund beim Gassigehen zurücklegt. Fast alle Patinnen und Paten haben Routen gewählt, die sie in ihrem Alltag ohnehin oft besuchen, sei es der Weg zum Kindergarten des Sohnes, oder die Straße vor der Haustür. Lediglich eine Müllpatin sei "frei" unterwegs und sammle ein, wo sie gerade könne, sagt Agnes Lang.

Damit es mehr würden, brauche es aber noch Werbung, so Gehrer und damit erklärt sich auch die ungewöhnliche Szene im Stadtpark. Alle Anwesenden haben sich für ein Foto versammelt, doch für ein aussagekräftiges Bild lag zu wenig Müll herum. Sobald alle Fotos geschossen waren, ist die eingangs erwähnte Zigarettenschachtel natürlich wieder zurück in den Mülleimer gewandert.

Geworben werden sollen wiederum nicht nur Einzelpersonen, auch Familien, Nachbarschaftsgruppen, Vereine, Schulklassen, Betriebe, oder Kindergartengruppen könnten mitmachen. Für eine eigene Patenschaft müsse man zwar 14 Jahre alt sein, bei Gruppen reiche es jedoch, wenn eine ältere verantwortliche Person dabei ist. Einzige Voraussetzung sei, dass alle, die dabei sind, gewillt sind, regelmäßig und über einen längeren Zeitraum für Ordnung zu sorgen, bei freier Zeiteinteilung. Kontrolliert wird das freilich nicht. Es kommt also auf die Motivation jedes und jeder einzelnen an. Welche Gebiete schon abgedeckt sind, kann man auf der Homepage der Stadt einsehen, dort werden die jeweiligen Bereiche in einem Stadtplan markiert.

Agnes Gehrer und Agnes Lang, sind bereits seit langem im Einsatz. Dabei sei es verblüffend wie sich die Wahrnehmung der eigenen Umgebung verändere. "Es ist unglaublich, wie viel man findet, wenn man mal hinsieht", sagt Lang. Besonders deutlich werde das Müllproblem, wenn man die Innenstadt verlasse, so Gehrer. Wegen der Pandemie seien mehr Menschen auf Spaziergängen in den Außenbereichen der Stadt unterwegs und das mache sich bemerkbar: Masken, Zigaretten, Taschentücher. Klar, wahrscheinlich passiert das nicht absichtlich, fügt Gehrer an, aber auffallen tue es trotzdem.

Sobald die Aktion mehr Zulauf bekommen habe und seit einer Weile gelaufen sei, hoffen die beiden, auch bei der restlichen Bevölkerung etwas zu verändern. "Gerade findet man es vielleicht noch etwas peinlich, sich einfach runter zu beugen und Müll aufzuheben", meint Gehrer. Bei den Hündetüten habe es allerdings auch so angefangen. Inzwischen verlasse niemand mit Hund das Haus, ohne eine dabei zu haben. Man müsse einfach mit gutem Beispiel vorangehen.

Im Stadtpark ist schon wieder Aufbruchstimmung. Ein starker Wind kommt auf und die Wolken im Hintergrund verheißen nichts Gutes. Schnell verabschieden sich die Anwesenden von einander. Und bei Sturm und Regen lässt sich ohnehin nicht sonderlich gut Müll sammeln.

Wer eine "Müllpatenschaft" übernehmen will, kann sich unter abfall-umwelt@ebersberg.de oder unter (08092) 8255-51 für die Aktion anmelden.

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