Verkehr im Landkreis:Von der Staats- zur Fahrradstraße?

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Die Staatsstraße 2351 zwischen Moosach und Glonn schlängelt sich durch eine malerische Landschaft. Bisher können diesen Anblick aber vor allem Autofahrer genießen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Idee gibt es schon länger, nun wagen die Grünen im Ebersberger Kreistag einen neuen Anlauf: Auf der Strecke zwischen Glonn und Moosach sollen künftig Radler den Vorrang vor Autofahrern haben. Die Hürden für eine Umsetzung dürften allerdings hoch sein.

Von Andreas Junkmann, Glonn/Moosach

Die Route führt vorbei am bezaubernden Steinsee, verläuft entlang des Doblbachs, ehe links das imposante Gut Sonnenhausen zwischen den Bäumen auftaucht. Einige Hundert Meter weiter liegt schließlich auch noch das Schloss Zinneberg, bevor die Staatsstraße 2351 kurz vor Glonn nahtlos in die Wolfgang-Koller-Straße übergeht. Es ist eine malerische Verbindungsstrecke im südlichen Landkreis Ebersberg, die von Moosach in die Nachbargemeinde führt. Bisher kommt in diesen Genuss aber vor allem der motorisierte Verkehr – allen voran die Anwohner der beiden Orte und die Landwirte, die zu ihren Feldern fahren. Geht es nach den Grünen im Ebersberger Kreistag, könnte sich das künftig jedoch ändern. Sie greifen eine ältere Idee auf und wollen erneut versuchen, die derzeitige Staats- in eine Fahrradstraße umzuwandeln.

Bereits 2018 hatten sich diverse Arbeitskreise sowie der Kreis-Umweltausschuss mit dem Thema beschäftigt, waren damals aber zu dem Entschluss gekommen, dass eine solche Umwidmung nicht möglich ist. Sechs Jahre später nun könnte sich die Sache jedoch anders darstellen, wie die Grünen in einem Antrag an den Kreistag darlegen. Demnach seien Fahrradstraßen außerorts inzwischen nicht nur zulässig, sondern deren Ausweisung sei in anderen Bundesländern gängige Praxis. Als Beispiel nennt die Ökopartei etwa Nordrhein-Westfalen, wo es bereits entsprechende Projekte gebe. „Neben einem guten Anschluss für Pendler und Schüler in Richtung Grafing Bahnhof, würde gleichzeitig die gesamte Region von einer Fahrradstraße zwischen Glonn und Moosach profitieren, da diese auch zahlreiche Ausflugs- und Freizeitradler anziehen würde“, schreiben die Grünen.

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Eine solche Fahrradverbindung zwischen den beiden Gemeinden existiert eigentlich schon, allerdings darf diese offiziell nicht als solche ausgewiesen werden: der Damm der ehemaligen Bahnstrecke, der inzwischen als geschütztes Biotop gilt. Zwar wird die Route nach wie vor gerne von Radlern genutzt, ein Ausbau als Naturerlebnispfad sei dort jedoch nicht zulässig, wie die Grünen in ihrem Antrag betonen. Eine Einschätzung, die mittlerweile auch von höchster Stelle bestätigt worden ist: Den Plänen des Landkreises, dort einen Fahrradweg einzurichten, hat das bayerische Umweltministerium den Riegel vorgeschoben. Auch die Grünen plädieren dafür, dass „der Bahndamm als schützenswerter Biotopverbund von landkreisweiter Bedeutung nicht beeinträchtigt werden soll“.

Der alte Bahndamm wird von Radfahrern gerne genutzt. Ein Ausbau zu einem echten Radweg ist dort allerdings nicht zulässig. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Als alternative Route bringt die Ökopartei nun eben wieder die Staatsstraße 2351 ins Spiel, verbunden mit der Bitte, das Landratsamt möge eine Umwidmung in eine Fahrradstraße erneut prüfen. Einschränkungen für den motorisierten Verkehr befürchten die Grünen dadurch nicht, denn dieser bewege sich ohnehin zum Großteil über die östlich verlaufende parallele Verbindung bei Wildenholzen sowie die derzeitige Kreisstraße 13, die auch deutlich besser ausgebaut sei. „Die Nutzung der derzeitigen Staatsstraße zwischen Moosach und Glonn durch Fahrradfahrer, landwirtschaftliche Nutzfahrzeuge und Anlieger kann eine kostengünstige Lösung für eine gute Fahrradanbindung sein“, ist man bei den Grünen überzeugt. Die beiden letztgenannten Verkehrsteilnehmer nämlich dürften die Route trotz Umwidmung weiterhin passieren.

Ob eine solche aber überhaupt rechtlich möglich ist, muss das Landratsamt nun klären. „Der Antrag bedarf sehr umfangreicher Recherchen“, sagte der zuständige Mitarbeiter Martin Riedl in der jüngsten Sitzung des Kreis-Umweltausschusses, in der das Gesuch der Grünen eigentlich behandelt werden sollte. Da zu dem Zeitpunkt aber noch keine Ergebnisse vorlagen, musste das Thema vertagt werden. Riedl zufolge konnte bisher zumindest die Behauptung verifiziert werden, dass es ähnliche Projekte auch in anderen Bundesländern gibt. Ob sich eine solche außerörtliche Fahrradstraße jedoch auch in Bayern umsetzen lasse, könne er noch nicht sagen. In jedem Fall müsse die Staatsstraße zunächst wohl in eine Kreisstraße umgewidmet werden, damit der Landkreis hier überhaupt aktiv werden könne.

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Aus Mangel an handfesten Erkenntnissen hielt sich zwar auch die anschließende Diskussion im Gremium in Grenzen, einige Tendenzen waren aber bereits zu erkennen. Neben den Grünen hatte vor allem AfD-Kreisrat Manfred Schmidt „hohe Sympathien für den Antrag“, wie er selbst sagte – was vor allem daran liegt, dass durch eine echte Fahrradstraße die Route über den alten Bahndamm endgültig vom Tisch wäre. Schmidt nämlich ist seit jeher einer der stärksten Kritiker eines Radwegs durch das Naturschutzgebiet. Glonns Bürgermeister Josef Oswald (CSU) hingegen würde die Radler lieber über ebendiese Strecke fahren lassen. Auch er argumentiert immer wieder damit, dass andernorts sehr wohl ehemalige Bahndämme als Fahrradwege genutzt würden. Von der Umwidmung der Staats- in eine Fahrradstraße hält Oswald dagegen wenig. „Das würde nur dazu führen, dass deutlich mehr Autos durch Glonn fahren“, sagte er.

Wenn die Prüfung durch das Landratsamt abgeschlossen ist, wird der Grünen-Antrag erneut im Gremium zur Diskussion stehen. Martin Lechner (CSU) kündigte aber bereits an, dass die Entscheidung keine rein politische sein dürfe. „Wir werden die Bevölkerung da mit einbeziehen müssen.“

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