Moosach:Das Erbe weitergeben

Tassilo - Theresa Rothenaicher

Violine, Klavier, Hackbrett und mehr: Die Sängerin und Liedersammlerin Theresia Rothenaicher spielt zahlreiche Musikinstrumente.

(Foto: Peter Hinz-Rosin)

Kandidatin für Tassilo: Chorleiterin Theresia Rothenaicher wurde die Musik in die Wiege gelegt

Von Wieland Bögel, Moosach

Die Musik begleitet Theresia Rothenaicher bereits seit ihrer Geburt - vielleicht sogar noch ein bisschen länger. "Wir sind eine sehr musikalische Familie", sagt die Moosacherin, Eltern und Geschwister hätten sich schon immer für Musik begeistert - genau wie sie selbst. Auch ihre vier erwachsenen Kinder sind in ihrer Freizeit musikalisch aktiv.

Daher war es ihr fast schon in die Wiege gelegt, dass sich Theresia Rothenaicher bereits als Teenager musikalisch engagierte. Anfang der 1970er Jahre war die damals 15-Jährige Teil einer Dreigsang-Gruppe, den Halsbacher Sängerinnen, benannt nach ihrem Geburtsort im Landkreis Altötting. "Wir waren im ganzen süddeutschen Raum unterwegs", erinnert sich Rothenaicher, und auch in Österreich fanden die Halsbacher Sängerinnen ihr Publikum.

Bei der Wahl des Studiums blieb Theresia Rothenaicher - die damals übrigens noch ihren Mädchennamen Rottenaicher trug, bevor sie einen Herrn Rothenaicher heiratete - der Musik treu. Sie studierte Schulmusik an der Musikhochschule München mit Hauptfach Klavier und Nebenfach Geige. Parallel dazu Volksmusik mit Hackbrett und Flöte am Richard-Strauß-Konservatorium, wo sie auch ihr Diplom im Fach Gesang ablegte. Unter anderem lernte sie bei Karl-Heinz Schickhaus, dem vor neun Jahren verstorbenen, mehrfach ausgezeichneten Volks- und Kirchenmusikexperten. Rothenaicher unterrichtet Klavier, Geige, Hackbrett, Flöte und Akkordeon außerdem spielt sie noch Gitarre und Orgel. Für ihre Abschlussarbeit zum Staatsexamen untersuchte sie die traditionellen Tänze und Lieder ihrer Heimatregion. Sie interviewte Musiker, Volkstänzer und -sänger, sammelte Geschichten, Lieder, Fotos.

Entstanden ist ein 500-seitiges Kompendium, "Ich habe richtig Feldforschung betrieben", sagt Rothenaicher. Musikalisches Erbe nicht nur beschreiben sondern sogar wiederzubeleben, machte sich Theresia Rothenaicher dann nach ihrem Studium zur Aufgabe. Als sie und ihre Familie 1988 nach Moosach zogen, hatte sich dort gerade der Kirchenchor aufgelöst, "wegen Überalterung". Binnen zweier Jahre gelang es ihr, einen neuen Chor St. Bartholomäus auf die Beine zu stellen mit einigen der alten und vor allem vielen neuen Sängern. Dieser konnte vergangenes Jahr seinen 25. Geburtstag feiern und es wird wohl auch noch so manches andere runde Jubiläum geben: "Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft", beschreibt Rothenaicher den 25-köpfigen Chor, der nicht nur bei Gottesdiensten in den Pfarreien Moosach und Alxing-Bruck, sondern auch bei zahlreichen Konzerten zu hören ist. Die Gefahr, dass es dem Chor so ergeht, wie seinem Vorgänger, besteht daher aktuell zwar nicht - für die Zukunft werde man aber sicher noch intensiver für Nachwuchs werben müssen. Teilweise funktioniert das auch schon, bei einer Sängerin sei nun schon die dritte Generation dabei, mehr junge Sänger könnte man aber immer brauchen: "Es soll schon weitergehen, da muss man auch Nachwuchs heranziehen", sagt Rothenaicher, eine Aufgabe die bisher aber leider etwas zu kurz komme: "Es ist auch eine Zeitfrage."

Denn ihre Zeit muss sich die Moosacherin gut einteilen, der Kirchenchor ist nur eine ihrer Aufgaben. Außerdem betreut sie noch die Grafinger Liedertafel, seit diese 2004 eine neue Chorleiterin suchte. Daneben ist Theresia Rothenaicher noch in zwei Volksmusikgruppen aktiv: bei der Steinseer Feiertagsmusi und bei den Steinseer Sängerinnen, einer Dreigsang-Gruppe, die bereits seit 25 Jahren ihr Publikum begeistert. Beide treten überall in der Region auf Feiern und Festen auf, ihr Repertoire: "echte Volksmusik."

Diese versucht sie auch an ihre Schüler weiterzugeben, neben ihren Aktivitäten als Chorleiterin und Sängerin unterrichtet Theresia Rothenaicher Musik am Gymnasium Markt Schwaben. Genau wie ihr Bruder, der noch den Familiennamen Rottenaicher trägt, was, wie sie lachend erzählt, bis heute gelegentlich zu Verwechslungen führt. Doch natürlich steht bei ihr nicht nur bayerische Volksmusik auf dem Stundenplan, sie versuche immer auch den Schülern möglichst alle Arten von Musik nahezubringen, erklärt sie mit Nachdruck. Denn, ob bayerische oder afrikanische Volksmusik, ob Pop, Rock oder auch Schlager, "es hat alles seine Berechtigung - in der Musik gilt doch: leben und leben lassen."

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