Kritik an jungen Klima-Aktivisten:"Mehr Vernunft statt Verdruss"

Kritik an jungen Klima-Aktivisten: Mit seiner Kritik wollte sich Peter Maicher an junge Aktivisten richten, die den Verkehr behindern. Dass längst nicht alle Mitglieder eben jener Organisationen "jung" sind, steht auf einem anderen Blatt - hier etwa blockieren auch einige ältere Mitglieder der "Letzten Generation" Ende April eine Straßenecke in Berlin.

Mit seiner Kritik wollte sich Peter Maicher an junge Aktivisten richten, die den Verkehr behindern. Dass längst nicht alle Mitglieder eben jener Organisationen "jung" sind, steht auf einem anderen Blatt - hier etwa blockieren auch einige ältere Mitglieder der "Letzten Generation" Ende April eine Straßenecke in Berlin.

(Foto: Jochen Eckel/IMAGO)

In einem Beitrag im CSU-Blatt "Moosacher Streifzüge" zitiert Autor Peter Maicher ein Textstück, das sich als pauschale Abwertung und Verleumdung junger Klima-Aktivisten liest. Der CSUler fühlt sich missverstanden, kann die kritischen Stimmen seinem Artikel gegenüber dennoch verstehen.

Von Johanna Feckl, Moosach

Alles ein Missverständnis. Das sagt Peter Maicher am Telefon auf SZ-Nachfrage. Der CSUler ist der Autor eines Beitrags in der April-Ausgabe der "Moosacher Streifzüge", das bei einigen Leserinnen und Lesern für ziemliches Aufsehen sorgt. In dem Text geht es um Klima-Aktivismus, um die junge Generation und um den Wunsch nach deren "Besinnung auf mehr ehrliche Selbsterkenntnis statt überhebliche Selbstgerechtigkeit, mehr Vernunft statt Verdruss", so steht es geschrieben. Es folgt als Zitat ein Beitrag, der sich als pauschale und ziemlich vernichtende Kritik an "Klima-Demonstranten" richtet. Der Urheber dieses Textteils ist Alan Jones, ein australischer mittlerweile geschasster Reporter und bekennender Leugner des von Menschen verursachten Klimawandels.

"Es ist mir fern gelegen, damit die Jugend insgesamt anzusprechen", sagt Peter Maicher. Sein Ziel sei es gewesen, ein Ausrufezeichen zu setzen - das sei leider schiefgegangen, sagt er weiter. "Ich kann es verstehen, dass man sich daran stört." Um die "Klima-Kleber" sei es ihm gegangen, "die, die sich auf den Straßen festkleben, um die Autobahn zu blockieren, und - ich sag es so ehrlich - so dumm sind und nicht erkennen, dass sie damit ihrem Ziel schaden und letztlich auch ihrer eigenen Zukunft".

Aber, auch das sagt Maicher, wenn man seinen Beitrag mit dem Titel "Ein Wort an die Jugend" und insbesondere seine einleitenden Worte "vorurteilsfrei" lese, dann könnte es durchaus klar werden, dass er keinesfalls die Jugend als Allgemeinheit in Misskredit ziehen wollte. Maicher schreibt, dass "wir Älteren" ein Leben lang für den "Frieden und Wohlstand" gearbeitet haben, in dem nun die Jüngeren leben - denn es gehe schließlich um "unsere Enkelinnen und Enkel".

Die daran anschließenden zitierten Ausführungen und Behauptungen habe er als "realitätsnah" empfunden, sagt der CSUler und ehemaliger Direktor des Bayerischen Landtags. So würde kein junger Mensch den eigenen Konsum im Netz einschränken, obwohl jeder von ihnen wisse, welche Energiemengen dadurch verbraucht würden.

Junge Menschen seien schlecht ausgebildet und egoistisch, wird im zitierten Teststück behauptet

Alan Jones' Pamphlet geht aber wesentlich weiter als den Medienkonsum junger Menschen in Frage zu stellen. "Es wird weggeworfen, was das Zeug hält" heißt es da, "Ihr seid mit euren ganzen elektronischen Spielzeugen der größte Stromverbraucher", oder "Ihr seid die erste Generation, die in jedem Klassenzimmer eine Klimaanlage hat" und "anstatt zu Fuß zur Schule zu gehen, benutzt ihr alle Arten von Transportmitteln mit Verbrennungsmotor", außerdem wird den jungen Menschen eine schlechte Ausbildung und Egoismus vorgeworfen.

Quellen für diese pauschalen Behauptungen und Anschuldigungen sind in dem zitierten Beitrag nicht angegeben. Das ist auch nur schwer möglich, denn das Textstück ist gespickt mit Unwahrheiten. Ein Beispiel bezogen auf die Einlassung zum Verhältnis junger Menschen gegenüber Verbrennungsmotoren: Im Vergleich zum Vorjahr ist 2022 laut Kraftfahrt-Bundesamt die Zahl an neuzugelassenen Pkw von Privatpersonen bis 29 Jahren um 1,4 Prozent gestiegen, bei den 60-Jährigen aufwärts ist es ein Plus von 4,1 Prozent - bislang ist lediglich die Hälfte aller neuzugelassenen Pkw mit einem alternativen Antrieb ausgestattet. Und: Pro Kopf sind es einer Studie des Max-Planck-Instituts zufolge die 63- bis 65-Jährigen, die am meisten CO₂ produzieren.

Konfrontiert mit der Tatsache, dass der von ihm zitierte Beitrag Falschbehauptungen und verzerrte Darstellungen enthält, sagt Peter Maicher: "Aber ich sehe doch, wie schnell die jungen Leute etwas wegwerfen und sich ständig neue Sachen kaufen."

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