Ausstellung in Moosach:Von wegen karg

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Maja Ott aus Moosach zeigt Gemälde, die auf den Lofoten entstanden sind. (Foto: Christian Endt)

Die Malerin Maja Ott war auf den Lofoten und hat arktische Vegetation hinter Glas in Szene gesetzt. So erstrahlen scheinbar triviale Algen und Flechten in neuem Glanz.

Von Anja Blum, Moosach

Für Menschen, die auf den Lofoten leben, sind Algen und Flechten das Normalste der Welt. Es gibt sie dort nämlich im Überfluss. Wenn aber jemand wie die Malerin Maja Ott aus Moosach eine solche ihr fremde Landschaft in den Fokus nimmt, so wird aus dem scheinbar trivialen Alltäglichen rasch etwas Besonderes. Dann verwandeln sich selbst Flechten und Algen in bestaunenswerte Lebewesen.

Fünf Wochen lang war Maja Ott ab Mitte September dank eines Artist-in-Residence-Programms auf den Lofoten, einer Inselgruppe vor der Küste Nordnorwegens. In einem großen Künstlerhaus mit Wohnungen und Ateliers hat sie dort gelebt und gearbeitet – „und zwar sehr viel gearbeitet, weil oft schlechtes Wetter war“, sagt sie und lacht. Und die „gute Ausbeute“ dieser Reise möchte die Moosacherin nun zeigen. Am Sonntag, 15. Dezember, lädt sie zu einer Ausstellung von „Lofotenbildern“ in ihr Atelier ein.

Hier hat die Malerin Maja Ott Algen hinter Glas gebannt. (Foto: Christian Endt)

Dass das Herz von Maja Ott, geboren 1960 in Bad Reichenhall, für den hohen Norden schlägt, ist längst bekannt. Zusammen mit ihrem Mann, dem Bildhauer Hubert Maier, hat die Malerin ein Häuschen an der schwedischen Küste gebaut, in dem das Paar jedes Jahr einige Monate verbringt. Auch auf die Lofoten hat Maier nun seine Frau begleitet. „Das war eine atemberaubende Reise“, schwärmt er, vor allem die raue Landschaft, gestaltet aus Wasser, Bergen und ein paar pittoresken Häuschen, habe ihn sehr beeindruckt.

„Natur ist ja schon lange mein Thema“, erklärt Ott, die einst in München Kunst studiert und sich inzwischen auf Hinterglasmalerei spezialisiert hat. Deswegen habe sie sich mit dem Stichwort „Arktischen Pflanzen“ für das Austauschprogramm beworben. Vor Ort habe sich das Motto dann aber schnell auf Flechten und Algen eingegrenzt – „einfach, weil es die dort in unüberschaubarer Menge gibt“. Sowohl an Land, wo die Steine von Pflanzen überzogen seien, oder am Strand, wo es riesige Tangteppiche gebe, als auch unter Wasser. „Das Meer ist dort so klar, dass man alles wunderbar sehen kann, auch ohne zu tauchen.“

Wasser, Berge und eine nur scheinbar karge Vegetation: Fotografien wie diese sind bei der Ausstellung in einer Diashow zu sehen. (Foto: privat)
Blasentang steht unter Wasser aufrecht - dank kleiner Luftpolster. (Foto: Christian Endt)
Flechten sind symbiotische Lebewesen zwischen Pilz und Alge und daher echte Überlebenskünstler. (Foto: Christian Endt)

Wenn es das Wetter zulässt, ist Ott also draußen unterwegs. Lässt die fremde Umgebung auf sich wirken, fotografiert, sammelt organisches Material. „Es ist ja auch immer was Besonderes, wirklich vor Ort zu sein. Mit eigenen Augen zu sehen, zu schmecken und zu fühlen. Wie wirken die Farben? Wie bewegen sich die Pflanzen im Wasser? Was passiert bei Ebbe oder Flut?“ Die Algen zum Beispiel veränderten ihre Farbe: Im trockenen Zustand seien sie lila, im nassen wunderbar grün-golden. „Alleine das ist eine Schau!“ Die Flechten hingegen seien wahre Überlebenskünstler: Als symbiotische Lebewesen zwischen Alge und Pilz könnten sie sich an den unwirtlichsten Orten ansiedeln, erklärt Maier. „Die brauchen nicht einmal Erde.“

Außerdem sei sie als Malerin freilich fasziniert gewesen vom Formenreichtum der beiden auserkorenen Spezies, sagt Maja Ott. Sie findet unter den Algen und Flechten Blätter, Baumstrukturen, Landkarten, Rundes und Knotenstränge. „Dieser Tang hat Luftblasen, so kann er im Wasser aufrecht stehen.“ Im Gespräch wird rasch klar: Ott hat sich eingehend beschäftigt mit ihren Motiven, nicht nur künstlerisch, sondern auch wissenschaftlich. In ihrer Malerei allerdings gehe sie mit den biologischen Details sehr frei um, erklärt die Moosacherin, logisch, denn was hier zählt, ist die Komposition.

Faszinierende Unterwasserwelt: Die Malerin Maja Ott ließ sich inspirieren vom Algenreichtum auf den Lofoten. (Foto: Christian Endt)
Aber auch die Flechten haben es ihr sehr angetan. (Foto: Christian Endt)

Das Ergebnis sind höchst ästhetische Studien arktischer Vegetation. Leuchtende Bilder voller organischer Strukturen, vielfältig und mal mehr, mal weniger rätselhaft. Gemälde, in die das Auge wandernd eintauchen, in denen der Geist sich staunend verlieren kann. Die Flechten hat Ott grau hinterlegt, die Algen hingegen meist blau. Im Vergleich zu ihrer sonstigen Opulenz sind die Lofotenbilder zwar, der scheinbaren Kargheit dieser speziellen Flora, entsprechend farblich sehr reduziert. Trotzdem büßt die Hinterglasmalerei nichts von ihrer strahlenden Wirkung ein.

Und genau darum geht es ja, wenn ein Künstler sich aufmacht in eine fremde Welt: Inspiration zu finden, Neues auszuprobieren, Anregungen mit nach Hause zu nehmen. Maja Ott jedenfalls ist dies auf beglückende Weise gelungen.

„Lofotenbilder“ von Maja Ott, Ausstellung am Sonntag, 15. Dezember, von 11 bis 18 Uhr im Atelier Moosach, Grafingerstraße 14. Gezeigt werden Kunstwerke hinter Glas sowie eine Foto-Show mit landschaftlichen Impressionen von der Reise. Es gibt Kaffee, Kuchen, Glühwein und Plätzchen.

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