Süddeutsche Zeitung

Moderner Dorfbrunnen:Glückwünsche zum Dreißigsten

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Seit 1988 ist das Familienzentrum in Poing eine Anlaufstelle für Familien, Jugendliche und inzwischen auch für Migranten. Bei der Jubiläumsfeier im Pfarramt richtet sich der Blick zurück auf die Anfänge, es geht aber auch um die stetige Weiterentwicklung

Von Anna Horst, Poing

"Was früher der Dorfbrunnen war, ist heute das Familienzentrum." So beschrieb Susanne Veit vom Landesverband Mütter- und Familienzentren das Familienzentrum in Poing. Seit dreißig Jahren ist es nun Anlaufstelle für Poings Mütter, Väter und Kinder. Die zahlreichen Angebote richten sich an alteingesessene und an zugezogene Familien genauso wie an Migranten oder Jugendliche. Um das dreißigjährige Bestehen gebührend zu würdigen, kamen nun bei einer Feier zahlreiche Ehemalige sowie Ehrenamtliche im Katholischen Pfarramt zusammen. Außerdem eingeladen waren einige Vertreter der Kirchen, der Gemeinde und des Landkreise. In ihren Grußworten fanden Bürgermeister Albert Kringerl, Landrat Robert Niedergesäß, Pfarrerin Johanna Thein und Pfarrer Christoph Klingan lobende Worte für das Familienzentrum und würdigten den ehrenamtlichen Einsatz der Mitglieder für die Gemeinschaft in Poing.

Landtagsabgeordnete Doris Rauscher (SPD) verbindet eine ganz persönliche Geschichte mit dem Familienzentrum. "Ich war zwar nicht ganz von Anfang dabei, aber ich habe einige Jahre dort verbracht", sagte sie in ihrer Rede. Damals seien nicht nur ihre Kinder gerne dahin gegangen, sondern auch sie selbst. Als junge Mutter habe sie die offenen Treffs manchmal geradezu herbeigesehnt, schließlich "fällt jeder Mutter manchmal die Decke auf den Kopf". Später hat Rauscher sich im Familienzentrum als Leiterin des Miniclubs engagiert. Die Mitarbeit im Verein sei eine gute Möglichkeit gewesen, Familie und Beruf zu vereinen, wie die gelernte Erzieherin erklärt. "Für mich war das ein Sprungbrett für den Wiedereinstieg in meinen Beruf", sagte Rauscher.

Susanne Veit nannte Rauschers Erfahrungen mit dem Familienzentrum ein "Paradebeispiel dafür, dass der Verein eine Schmiede für bürgerschaftliches Engagement ist". Er ermuntere seine Mitglieder immer wieder, sich für kommunale Belange einzusetzen und aktiv zur Gemeinschaft in Poing beizutragen. "Das Familienzentrum bietet ein passgenaues Programm und ist einfach immer da, wenn es gebraucht wird", sagte Veit. Gleichzeitig schaue es aber auch über den Tellerrand hinaus: mit Deutschkursen erleichtere es Migranten zum Beispiel die Integration und sei somit auch "ein internationales Mütterzentrum". Ein Ende der Einrichtung sei noch lange nicht in Sicht, schließlich werde das Zentrum nach wie vor in Poing gebraucht. "Familie passiert eben auch nach 17 Uhr und am Wochenende", machte Veit deutlich.

Ursprünglich wurde das Zentrum gegründet, weil Kindergartenplätze in Poing sehr knapp waren. Inzwischen hat sich der Verein aber zur Begegnungsstätte weiterentwickelt, die entscheidend zum Zusammenleben in Poing beiträgt. Susanne Knott, Vorsitzende des Familienzentrums, erklärt, dass sich mit den Jahren auch das Familienzentrum verändert hat. Beispielsweise müssten immer wieder neue Angebote gefunden werden, die auf die aktuellen Bedürfnisse der Familien eingehen. "Wir haben auf unserer Internetseite eine Ideenbörse, wo jeder Vorschläge für neue Angebote machen kann", erklärt Knott. Von dort stamme unter anderem das Coaching für Schüler, die anderen Nachhilfeunterricht geben. In dem Kurs lernen die Kinder, wie sie ihren Nachhilfeschülern den Lernstoff nahebringen können. "Früher haben wir so ein Angebot nicht unbedingt gebraucht, heute ist es aber nah am Bedarf", so Knott. Genauso der offene Gesprächskreis für Eltern, in dem in ungezwungenem Rahmen über Herausforderungen und Probleme des Familienalltags gesprochen wird: Dieser ist ebenfalls neu im Programm und wurde dank eines Vorschlags auf der Ideenbörse ins Leben gerufen.

Beeinflusst wird das Familienzentrum auch dadurch, dass Familie inzwischen anders funktioniert als früher. Als das Zentrum im Jahr 1988 entstanden ist, waren Mütter und Hausfrauen die treibende Kraft hinter dem Projekt. "Heutzutage arbeiten die meisten Frauen und können nicht mehr so viel ehrenamtlich machen", erklärt Knott. Das große ehrenamtliche Engagement sei aber das wichtigste Standbein des Familienzentrums und einer der Punkte, auf die sie besonders stolz sei. Man müsse nun dafür sorgen, dass die Qualität in dieser Hinsicht erhalten bleibe, sagt Knott. "Durch den Einsatz von so vielen Frauen war das Familienzentrum von Anfang an ein Ort, an dem man sich zuhause fühlen kann. Das soll auch in Zukunft so bleiben."

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Quelle:
SZ vom 04.12.2018
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